Cruz hielt sich wirklich für unwiderstehlich. Ich konnte es ihm aber auch kaum verübeln. Er wusste ganz genau, wie die breite Masse der willigen Single Frauen in New York auf ihn reagierten. Ein wohlhabender bad boy, mit einer dunklen Vergangenheit, der zudem als einer der begehrtesten Junggesellen der Stadt gehandelt wird.
Selbst ich muss zugeben, dass er mehr als nur attraktiv ist. Sein einschüchterndes Auftreten verstärkt es bei vielen bestimmt. Der Inbegriff eines echten Mannes. Doch in meiner Welt war kein Platz für so etwas. Meine Vergangenheit hat mich gelehrt, dass solche Menschen sich nie ändern werden. Selbst, wenn sie es immer wieder versuchen, verfallen sie in alte Muster. Sein größter Feind ist er selbst. Doch irgendwann wird man selbst auch zur Zielscheibe und bekommt all den Frust ab, der sich in ihnen angestaut hat.
Ich habe dieses Kapitel vor langer Zeit gemeinsam mit meiner Vergangenheit in die dunkelste Ecke meiner Erinnerungen verbannt. Und ich habe nicht vor, dass auch nur eine Person in den Tiefen meiner Erinnerungen rumwühlt. Ich habe genug anderen Scheiß zu bewältigen. Cruz war nicht mein größtes Problem.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Widerwillig gesellte ich mich zu den anderen Mädchen hinter der Bühne. Jede von ihnen wartete auf ihren großen Moment als wären sie am Broadway. Kaum vorstellbar, dass das hier wirklich der Traum einiger Mädchen war. Ich mein, Samantha geht in ihrer Rolle hier ja auch voll auf. Wenn jemand dieses Geschäft lebt und liebt, dann sie.
>>Seht mal, Mädels! Die Neue will also was von unserer Kohle abgreifen!<< Lexi rief so laut, dass augenblicklich die Blicke aller auf mich gerichtet waren. >>Ich sag es dir nur einmal, Schlampe. Das sind unsere Männer. Unser Geld. Lass die Finger davon, sonst bekommst du es mit mir zu tun. <<
>>Oh, keine Sorge. Ich steh nicht auf Männer, die von blausträhnigen Nutten durchgeritten wurden. Die kannst du gern behalten. <<
Unsere Unterhaltung wurde von lauten Pfiffen, Gröhlen und einer Durchsage über das Mikrofon unterbrochen. Liz verabschiedete eines der Mädchen von der Bühne und sagte meinen Auftritt an. Es ist also soweit. Ich holte tief Luft und lief langsam die Stufen zur Bühne hinauf, als ich ein weiteres Mal Lexi's Stimme hinter mir hören konnte.
>>Pass bloß auf, dass du nicht ausrutscht. Wir wollen ja nicht, dass sich die Prinzessin noch verletzt.<< Sie und ihre Anhängsel brachen in ein ätzendes Gelächter aus. Ich schenkte ihr keine weitere Beachtung. Ich musste das hier erstmal hinter mich bringen.
>>Macht mal ein bisschen Stimmung und begrüßt unseren wunderschönen Rohdiamant Savannah<<, war es nun Samantha, die die Männer anheizte.
Ich ging durch den Vorhang hindurch und betrat die Bühne, auf der mich gleich die Lichter der Scheinwerfer blendeten. Etwas überfordert und wie erstarrt blickte ich durch den Saal. Die Musik lief bereits und die ersten Pfiffe über mein Nichtstun erfolgten auch. Meine Augen such die von Samantha, die mir nur ermutigend zuzwinkerte.
Ich entspannte mich und begann wie von selbst meine Hüften zur Musik zu bewegen. Mit langsamen Schritten und ordentlichem Hüftschwung ging ich auf die Stange am Ende der Bühne zu. Ich griff nach der Stange und drehte mich im Takt der Musik lasziv um Stange. Schmiss meinen Kopf nach hinten und ließ meine Hände über meinen Körper wandern. Die Scheine flogen auf die Bühne. Es schien diesen Typen also zu gefallen. Doch ich konnte mehr. Und ich wollte Ivy eine kleine Lektion erteilen. Ich stellte mich mit dem Rücken zur Stange, meine Hände oberhalb meines Kopfes platziert und ließ mich langsam in einen perfekten Spagat sinken.
Der Jubel wurde immer lauter und ich rief in meinem Kopf all die Schritte ab, die Samantha mir gezeigt hatte. Es wurde zu einer perfekten Performance und die Männer waren außer sich. Ich beendete meinen Auftritt und verließ und tosendem Applaus die Bühne.
DU LIEST GERADE
Eyes on you - Ich sehe dich
RomanceSavannah Campbell ist Medizinstudentin in Chicago. Für ihr Studium hat sie ihre Heimat New York verlassen. Während einer Charity-Veranstaltung arbeitet sie als freiwillige Helferin und wird Zeugin einer Schießerei. Ihre Aussage bei der Polizei führt...