23 | Mädelstag

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Ich war überglücklich, endlich zuhause zu sein. Es war ein langer Tag und dieser Kuss hatte alles verändert. Die Schicht war gerade vorbei, und ich konnte es kaum erwarten, den Laden zu verlassen. Samantha hatte mir vorgeschlagen, noch auf einen Drink zu gehen, aber ich lehnte ab. Ich sagte ihr, dass ich müde sei und dringend etwas Schlaf bräuchte.

Natürlich glaubte sie mir kein Wort. Sie hatte immer ein untrügliches Gespür für kleine, dreckige Geheimnisse. Ihre Augen verengten sich misstrauisch, und ein wissendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. >>Müde, ja? Klar, das nehme ich dir sofort ab<<, sagte sie mit einem Augenzwinkern.

Ich zuckte nur mit den Schultern und lächelte unschuldig, während ich meinen Mantel überzog. Samantha wusste genau, dass etwas passiert war, und ich war mir sicher, dass sie es bald herausfinden würde. Aber in diesem Moment wollte ich nur nach Hause, um den Tag zu vergessen. 

Ich war völlig überfordert mit allem, was passiert war. Es war, als ob eine fremde Kraft von mir Besitz ergriffen hätte. Normalerweise lasse ich keinen Mann so einfach an mich heran, aber mit Cameron und Cruz war alles anders. Diese beiden Mafiosi – zugegeben, unglaublich heiße Mafiosi – brachten mich dazu, wie Wachs in ihren Händen zu sein. Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Wir mochten uns nicht, und doch war da eine unbestreitbare Anziehung, die uns immer wieder näher zueinander brachte.

Schnell sprang ich unter die Dusche, um den Schmutz des Tages abzuwaschen und meine Gedanken zu sortieren. Das warme Wasser prasselte auf mich herab und half mir, ein wenig zu entspannen. Doch die Verwirrung und das Gefühlschaos blieben. Warum zog es mich zu diesen Männern hin, obwohl ich wusste, dass es gefährlich war? Ich hatte keine Antworten. Ich wollte doch nur so schnell, wie es geht von hier verschwinden.

Als ich schließlich ins Bett kroch, war ich erleichtert, dass ich morgen nicht in den Club musste. Endlich etwas Zeit für mich, um nachzudenken und Cruz und Cameron aus dem Weg zu gehen. Die ständige Nähe zu ihnen machte es mir schwer, einen klaren Kopf zu behalten.

Ich lag im Bett und ließ den Tag Revue passieren. Die Bilder und Gefühle spielten in meinem Kopf, bis ich langsam wegdämmerte. Meine Augen fielen zu, und ich glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Wenigstens für diese eine Nacht konnte ich den Wirbelsturm meiner Gefühle hinter mir lassen.

Am nächsten Morgen blendete mich die Sonne, die durch mein Fenster schien. Noch bevor ich die Augen richtig öffnen konnte, hörte ich Schritte und dann das Geräusch, wie die Vorhänge aufgerissen wurden. Samantha stand in meinem Zimmer, eine Tasse heißen Kaffee in der Hand. Mit einem viel zu breiten Grinsen auf dem Gesicht rief sie: >>Guten Morgen, Schlafmütze!<<

Ich stöhnte und drehte mich zur Seite, in der Hoffnung, noch ein paar Minuten Schlaf zu ergattern. Aber Samantha war nicht so leicht abzuschütteln. Sie wedelte mir den dampfenden Kaffee unter die Nase, und der verlockende Duft ließ mich widerwillig die Augen öffnen.

>>Hier, nimm das. Das bringt dich wieder unter die Lebenden<<, sagte sie und reichte mir die Tasse.

Ich setzte mich mühsam auf und nahm die Tasse entgegen, nippte erst vorsichtig und dann, als der heiße Kaffee meine Sinne weckte, nahm ich einen kräftigen Schluck. Samantha setzte sich auf die Bettkante und begann, in ihrer gewohnt überschwänglichen Art, von ihren Plänen zu erzählen.

>>Wir zwei, werden heute einen super Mädelstag haben. Wellness, Shopping und abends gehen wir aus. Das wird großartig!<< Ihre Augen funkelten vor Aufregung.

Ich blinzelte sie an und dachte, ich hätte mich verhört. >>Samantha, ich... mir ist wirklich nicht nach Feiern zumute. Können wir das vielleicht verschieben?<<

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