17 | Erklärungen

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Ich stand völlig neben mir. Nichts was um mich herum passierte, nahm ich mehr wahr. Ich war im Tunnel meiner Gedanken gefangen. Eben stand er noch vor mir, seine Hände auf meinem Körper und jetzt ist er....tot.

Hatte dieses Monster endlich seine gerechte Strafe bekommen? Gab es dafür überhaupt eine gerechte Strafe? Würden die dunklen Gedanken meiner Vergangenheit endlich ruhen und mich nicht mehr Tag für Tag verfolgen? All diese Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und verursachten noch mehr Chaos. Ich wollte es nicht glauben. Denn all das was er mir angetan hat, konnte nichtmal der Anblick seines leblosen Körpers ungeschehen machen.

>>Savannah.<< Cruz' Stimme riss mich aus meinem Gedankensumpf und erst jetzt bemerkte ich, dass wir nicht mehr in der Damentoilette waren. Wir waren in seinem Büro. Er hielt mir ein Glas hin. Zögerlich und verwundert nahm ich das Glas in meine Hände und musterte den Inhalt. Eine bernsteinfarbene Flüssigkeit. Der beißende Geruch setzte sich sofort in meiner Nase ab.

>>Ich bin kein Freund davon, seine Probleme in Alkohol zu ertränken. Doch manchmal hilft ein kleiner Schluck nach einer besonderen Situation, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.<< Er musste mir die Intension seiner Geste nicht erklären. Bevor sein Vortrag überhaupt beendet war, hatte ich das Glas bereits in einem Zug geleert.

>>Noch eins?<< Sein Blick war streng auf mein leeres Glas gerichtet. Doch auch wenn er etwas dazu sagen wollte, unterdrückte er seine Worte und füllte das Glas nur soweit, dass ein viertel davon bedeckt war.

>>Ist er wirklich tot?<<, fragte ich in die Stille. Die Angst, dass ich ihm jederzeit wieder begegnen könnte, übermannte mich vollkommen. Auch Cruz bemerkte dies. Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu, zog seine Jacke aus und legte sie mir um die Schultern. Dann kniete er sich vor mich und fing meinen Blick ein.

>> Ich verfehle nie ein Ziel, Savannah. <<  Seine grauen Augen wirkten eiskalt. Die Tatsache, dass er eben jemanden erschossen hatte, berührte ihn kein Stück. Das gehörte wohl dazu, wenn man so aufgewachsen ist. >> Bist du bereit mir zu sagen, woher du ihn kanntest?<<

Bereit? Auf gar keinen Fall. Und ich würde es auch niemals sein. Doch ich schuldete ihm diese Erklärung. Er setzte sich in den mir gegenüberstehenden Sessel und wartete, dass ich zu erzählen begann.

>>Ich war noch sehr jung, als er in unser Leben trat. Mit uns, meine ich meine Mutter und mich. Meine Mutter war schon lange vor meiner Geburt drogenabhängig. Ihr Leben wahr zum Scheitern verurteilt und selbst meine Geburt änderte nichts daran. Im Gegenteil. Ich war nur ein weiteres Hindernis. Sie gab unser ganzes Geld dafür aus, verlor die Realität aus den Augen - so wie auch mich. Es war ihr egal ob ihre kleine Tochter hungerte. Die Drogen waren immer wichtiger und als ihr das Geld ausging, musste sie neue Wege einschlagen.
Sie fing an Männer zu treffen. Anfangs ließ sie mich auch als kleines Mädchen über Stunden alleine. Sobald sie neuen Stoff hatte, kam sie wieder. Und dann kam es auch mal vor, dass sie sich sogar über meine Anwesenheit freute. Doch so schnell wie dieses Gefühl aufkam, so schnell verschwand es auch wieder.<<

Ich stoppte. Ich weiß nicht, warum ich ihm auf einmal meine ganze Lebensgeschichte erzählte. Das interessierte ihn doch sowieso nicht. Er brauchte nur Fakten. So war Cruz. Bloß nicht seine Zeit verschwenden. Ich sortierte meine Gedanken, als er auf einmal sprach.

>>Warum hörst du auf zu erzählen?<<, fragte er in die plötzlich eingetretene Stille.

>>I-ich wollte dich nicht mit unnötigen....<<

>>Rede weiter. Ich höre dir zu.<<, unterbrach er mich überraschend ruhig und  konzentriert.

Ich musste kurz überlegen wo ich aufgehört hatte. Also gut, er will die ganze Story, dann bekommt er sie.

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