46 | Bruch

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Mein Herz schwer, und die Stille zwischen Cameron und mir sprach Bände. Wir stiegen vom Motorrad ab, und ich ging voran zur Tür. Doch bevor ich den Türknauf greifen konnte, hielt Cameron mich mit einem festen Griff an meinem Arm zurück.

>>Warte<<, sagte er und fixierte mich mit einem ernsten Blick. Seine Augen durchbohrten mich förmlich, als wollte er in meinem Inneren nach Antworten suchen, die ich ihm nicht geben wollte. >>Was ist los mit dir? Bevor wir da reingehen, will ich wissen, was in deinem Kopf vorgeht.<<

Ich spürte, wie mein Magen sich zusammenzog. Seine Worte klangen eindringlich und verlangten nach einer Klarheit, die ich selbst nicht hatte. >>Es ist... kompliziert, Cameron.<< Meine Stimme zitterte leicht, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben. >>Vielleicht... vielleicht wäre es besser, wenn wir erstmal Abstand voneinander halten.<< 

Sein Blick veränderte sich, verwandelte sich von Ernsthaftigkeit in Verwirrung, und ich konnte sehen, wie seine Gedanken rasten, um meine Worte zu verarbeiten. >>Abstand? Wovon redest du?"<< Seine Stimme war nun schärfer, durchdrungen von einer aufkeimenden Wut, die er nur schwer unterdrücken konnte.

>>Die Nacht mit dir... und auch mit Cruz...<< Meine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern, als ich fortfuhr, >>das hätte nicht passieren dürfen, Cameron.<<

Seine Augen weiteten sich einen Moment lang vor Überraschung, bevor sie sich vor Zorn verengten. >>Nicht passieren dürfen?<<, wiederholte er, seine Stimme nun unkontrolliert lauter. >>Du sagst mir jetzt, dass es ein Fehler war? Nach allem, was zwischen uns geschehen ist?<<

>>Cameron, bitte. Du weißt, dass ich recht habe<<, begann ich, aber er ließ mich nicht ausreden.

>>Wie genau soll ich das denn verstehen, Savannah? Du hast mich gewollt, und ich dich! Das war kein verdammter Zufall! Wir beide wissen, was wir getan haben, und es war verdammt real!<< Seine Stimme bebte vor Wut und Enttäuschung.

>>Ich weiß, dass es real war<<, entgegnete ich verzweifelt. >>Aber es war auch falsch. Du und Cruz, ihr seid beste Freunde. Ich stehe zwischen euch, und das kann nur in einem Desaster enden!<<

Cameron lachte auf, aber es war kein fröhliches Lachen, sondern ein bitteres, das vor Verachtung triefte. >>Also, das ist es? Du willst jetzt einfach zurückrudern und so tun, als wäre nichts gewesen? Du denkst, du kannst das einfach ausradieren und weitermachen, als wäre es nie passiert?<<

>>Das sage ich nicht, Cameron! Aber ich kann das nicht weiterführen. Wir können nicht so tun, als hätte sich nichts verändert. Es wäre besser, wenn wir das hier beenden, bevor es noch schlimmer wird.<<

>>Beenden? Du willst das hier einfach beenden?<<, fragte er, seine Stimme nun leiser, aber nicht weniger vorwurfsvoll. >>Du hast mich die ganze Nacht bei dir gehabt, hast mich so nah an dich herangelassen, und jetzt willst du mir sagen, es war ein Fehler?<<

>>Ja, Cameron<<, sagte ich schließlich, die Tränen standen mir in den Augen. >>Es war ein Fehler. Ein Fehler, den ich nie hätte machen dürfen.<<

Er trat einen Schritt zurück, seine Fäuste geballt, als würde er die Wut, die in ihm brodelte, mit Gewalt unterdrücken müssen. >>Du machst es dir verdammt einfach, Savannah<<, sagte er mit einer Stimme, die vor Zorn vibrierte. 

Bevor ich noch etwas sagen konnte, drehte er sich abrupt um und schlug mit der Faust gegen die Wand neben der Tür, die ich gerade öffnen wollte.  Ich schluckte schwer, unfähig, ihm ins Gesicht zu sehen. Die Realität seiner Worte traf mich wie ein Schlag, und ich wusste, dass er recht hatte. Doch bevor ich etwas entgegnen konnte, stieß er die Tür auf und ging hinein, ohne sich noch einmal umzudrehen.

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