Ich stand allein in dem großen Flur, der plötzlich viel kälter und lebloser wirkte als jemals zuvor. Die Wände, die mich sonst umhüllt hatten, fühlten sich jetzt wie eine bedrückende Last an, die auf mir lastete. Ich atmete tief durch, schloss kurz die Augen und versuchte, die Situation auf mich wirken zu lassen. Cruz' Worte hallten noch immer in meinem Kopf nach, und ich spürte, wie der Schmerz sich in meiner Brust ausbreitete. Doch ich wusste, dass ich handeln musste, bevor die Realität mich völlig einholte.
Nachdem ich sicher sein konnte, dass niemand in der Nähe war, machte ich mich schnell auf den Weg nach oben, in unser Zimmer. Dort angekommen, schnappte ich mir meinen Koffer und begann hastig, meine Sachen zusammenzupacken. Jeder Handgriff war entschlossen, jeder Moment von einem klaren Ziel angetrieben: Ich würde gehen. Er wollte, dass ich verschwand, und genau das würde er bekommen. Diesmal würde ich auch nicht in den Club zurückkehren. Es war vorbei, und ich war entschlossen, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen.
Als ich alles eingepackt hatte, sah ich mich ein letztes Mal in dem Zimmer um. Die Erinnerungen, die wir hier geteilt hatten, drängten sich in meinen Kopf, doch ich schob sie beiseite. Es war keine Zeit für Sentimentalitäten. Mit einem letzten, festen Atemzug schnappte ich mir den Koffer und machte mich auf den Weg zur Treppe.
Ich war fast unten, fest davon überzeugt, dass ich unbemerkt gehen könnte, als plötzlich eine Stimme durch den Flur hallte. >>Wo willst du hin?<<
Erschrocken blieb ich stehen und drehte mich langsam um. Mateo stand da, sein Blick aufmerksam und durchdringend. Er sah zwischen mir und dem Koffer hin und her, seine Augen verengten sich leicht.
>>Ich...<<, begann ich, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Die Lüge, die ich vorbereitet hatte, schien plötzlich nicht mehr glaubwürdig.
>>Du willst gehen?<< fragte er, seine Stimme ruhig, aber mit einem Unterton, der mich frösteln ließ. Er trat näher, seine Augen ließen mich keinen Moment aus den Augen. >>Was ist passiert?<<
Ich schluckte schwer und versuchte, meine Stimme zu kontrollieren. >>Spielt keine Rolle. Es ist besser so. Für alle.<<
Mateo hob eine Augenbraue, deutlich unzufrieden mit meiner Antwort. >>Du wirst mir erklären, was los ist.<<
Ich biss mir auf die Lippe und spürte, wie die Spannung in mir wuchs. >>Es gibt Dinge, die du nicht verstehst, Mateo. Dinge, die ich auch nicht erklären kann – oder will.<<
Sein Blick wurde weicher, fast so, als hätte er Mitleid mit mir. >>Was hat Cruz dir gesagt?<<, fragte er leise, und ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören.
>>Er hat mich rausgeworfen<<, sagte ich schließlich, die Worte kamen mühsam über meine Lippen. >>Mich hält hier nichts mehr.<<
Mateo sah mich lange an, als würde er nach etwas suchen, das ihm helfen würde, die Situation zu verstehen. >>Wenn du gehst, wird das nichts besser machen. Weder für dich noch für ihn. Das weißt du, oder?<<
Ich schüttelte den Kopf, unfähig, weiter mit ihm zu diskutieren. >>Es ist vorbei, Mateo. Und das ist das Beste für uns alle.<<
Ich drehte mich wieder um, doch er hielt mich zurück, indem er sanft meine Hand ergriff. >>Bitte geh nicht einfach so<<, sagte er, und ich spürte die Aufrichtigkeit in seinen Worten. >>Ich weiß, dass er sich oft wie ein Arschloch benimmt. Ich weiß aber auch, dass er nicht wirklich will, dass du gehst.<<
Doch ich war entschlossen. >>Manchmal muss man wissen, wann es Zeit ist, loszulassen. Und für mich ist diese Zeit jetzt.<<
Mit einem letzten Blick auf Mateo zog ich meine Hand aus seiner und machte mich endgültig auf den Weg nach draußen, fest entschlossen, das Kapitel, das mich so sehr geprägt hatte, hinter mir zu lassen.
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Eyes on you - Ich sehe dich
RomanceSavannah Campbell ist Medizinstudentin in Chicago. Für ihr Studium hat sie ihre Heimat New York verlassen. Während einer Charity-Veranstaltung arbeitet sie als freiwillige Helferin und wird Zeugin einer Schießerei. Ihre Aussage bei der Polizei führt...