Nachdem Cameron den Raum verlassen hatte, fühlte ich, wie die Anspannung langsam aus meinem Körper wich. Ich atmete tief durch und beschloss, mir eine kurze Pause zu gönnen. Mein Körper war noch von der Anstrengung des Trainings aufgeladen, und die Begegnung mit Cameron hatte mein Adrenalin in die Höhe getrieben. Ein bisschen frische Luft und etwas Wasser würden mir guttun.
Ich zog mein Top wieder über und schnappte mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank in der Ecke des Raumes. Langsam trank ich ein paar Schlucke, während ich durch die Flure des Clubs schlenderte. Die Geräusche aus den verschiedenen Bereichen des Clubs waren gedämpft, fast wie ein sanfter Hintergrundlärm, der mir half, meine Gedanken zu ordnen.
Während ich ziellos durch die Gänge ging, fiel mein Blick auf eine Tür, die ich vorher noch nie bewusst wahrgenommen hatte. Sie sah unscheinbar aus, als gehöre sie einfach zum Hintergrund des Gebäudes, doch irgendetwas an ihr weckte meine Neugier. Zu meinem Glück war sie nicht verschlossen. Ich drückte die Klinke herunter, und die Tür öffnete sich lautlos.
Hinter der Tür befand sich eine enge Treppe, die nach oben führte. Ich zögerte kurz, doch die Neugier überwog. Ohne weiter nachzudenken, begann ich die Stufen hinaufzugehen. Der enge Treppenaufgang war schwach beleuchtet, und mit jedem Schritt fragte ich mich mehr, wohin er führen würde. Oben angekommen, stieß ich auf eine schwere Eisentür, die mit einem simplen Riegel verschlossen war.
Mit einem leisen Knarzen öffnete ich die Tür und trat hinaus. Plötzlich fand ich mich auf dem Dach des Clubs wieder. Die Aussicht, die sich vor mir ausbreitete, war atemberaubend. Von hier oben konnte ich die Stadt überblicken – ein endloses Meer aus Lichtern und Bewegung, das in der Ferne von den Lichtern der Hochhäuser erleuchtet wurde. Die Geräusche der Stadt waren gedämpft, fast so, als wäre ich in einer anderen Welt. Es war erstaunlich ruhig, nur das entfernte Brummen des Verkehrs und das gelegentliche Hupen waren zu hören.
Ich ging langsam zum Rand des Daches und lehnte mich an die Brüstung. Der Wind spielte mit meinen Haaren, und ich ließ meinen Blick über die Dächer der umliegenden Gebäude schweifen. Die Hektik der Stadt tobte da unten weiter, doch hier oben war es fast still. Eine seltsame, aber willkommene Ruhe legte sich über mich, als ob dieser Ort ein geheimer Zufluchtsort war, den niemand sonst kannte.
>>Wow<<, murmelte ich leise zu mir selbst, während ich einen weiteren Schluck aus der Wasserflasche nahm. Ich konnte spüren, wie die Ruhe des Ortes mich allmählich erfasste, meine angespannten Nerven beruhigte und mir eine kurze, aber wertvolle Pause von all dem Chaos bot, das mein Leben derzeit bestimmte.
Ich setzte mich vorsichtig auf den schmalen Vorsprung des Daches und ließ meine Beine über den Rand baumeln. Der Wind spielte sanft mit meinen Haaren, und ich spürte die Wärme der Sonne auf meiner Haut. Der freie Fall, der nur einen Wimpernschlag entfernt war, machte mich auf eine seltsame Art nervös und gleichzeitig fasziniert. Noch nie war ich dem Gefühl des absoluten Kontrollverlusts so nah gewesen. Eine falsche Bewegung, und mein Leben wäre vorbei. Unten würde man nur noch einen kläglichen Haufen finden, der mal ich war. Doch bevor dieser Gedanke zu viel Raum einnahm, schob ich ihn entschieden beiseite.
Stattdessen konzentrierte ich mich auf die angenehme Wärme, die die Sonne ausstrahlte. Meine Augen waren halb geschlossen, und ich atmete tief durch, als plötzlich die Tür hinter mir mit einem lauten Knall aufschwang. Ehe ich realisieren konnte, was geschah, stürmte Cameron auf mich zu, packte mich grob an den Armen und zog mich mit einem festen Ruck vom Vorsprung weg.
>>Bist du jetzt komplett durchgeknallt?!<<, brüllte er mich an, seine Augen vor Wut und – war das Sorge? – funkelnd. Er hielt mich fest umklammert, als würde er mich nicht loslassen wollen, als könnte ich jeden Moment wieder zurückspringen.
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Eyes on you - Ich sehe dich
RomanceSavannah Campbell ist Medizinstudentin in Chicago. Für ihr Studium hat sie ihre Heimat New York verlassen. Während einer Charity-Veranstaltung arbeitet sie als freiwillige Helferin und wird Zeugin einer Schießerei. Ihre Aussage bei der Polizei führt...