30 | Lügen

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Die Welt um mich herum verschwamm, als ich planlos durch die Flure des Clubs lief. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde ich tiefer in ein unbekanntes Chaos eintauchen, das mich zu ersticken drohte. Die Tatsache, dass ich mich zwei Männern geöffnet hatte, die mich von Anfang an belogen hatten, traf mich mit einer Wucht, die ich nicht erwartet hatte. Mein Kopf schwirrte, unfähig, die letzten Ereignisse zu verarbeiten. Zu viel war in den letzten Tagen passiert, und jetzt das... es hob meine Welt komplett aus den Angeln.

Es ging nicht nur darum, dass sie von Hernandez wussten. Es war das Gefühl, dass sie mir etwas vorgemacht hatten, dass sie mich an der Nase herumgeführt hatten, während ich verzweifelt versuchte, mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Beide hatten seelenruhig zugesehen, wie sich mein Leben in etwas verwandelte, das ich nicht mehr wiedererkannte. Das Gefühl, dass andere Menschen so viel Macht über mich hatten, riss mich in Stücke. Ich hatte mir geschworen, dass genau das nie wieder passieren würde.

Ich hatte so lange darum gekämpft, endlich wieder etwas Ruhe in mein Leben zu bringen. Auch wenn die Umstände alles andere als normal waren, hatte ich zumindest das Gefühl, die Kontrolle zurückgewonnen zu haben. Doch jetzt war alles wieder ins Wanken geraten, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.

Als ich schließlich die Kontrolle über meine Schritte zurückerlangte, wusste ich nicht, wo ich hin sollte. Ich konnte nicht einfach aus dem Club spazieren, ohne dass die beiden versuchen würden, mich aufzuhalten. Also entschied ich mich, den hinteren Ausgang zu nehmen. Es war der einzige Weg, der mir einfiel, um ihnen zu entkommen, um zumindest für einen Moment alleine zu sein.

Ich drückte die schwere Tür auf und trat hinaus in die kühle Nachtluft. Der Lärm des Clubs verblasste hinter mir, und ich fühlte, wie die Stille der Nacht mich umhüllte. Doch die Ruhe, die ich suchte, fand ich nicht. Stattdessen war da nur eine erdrückende Leere, die mich von innen heraus auffraß. Ich lehnte mich gegen die kalte Wand und ließ meinen Blick in die Dunkelheit schweifen, aber mein Kopf war ein einziges Chaos.

Was sollte ich jetzt tun? Wohin sollte ich gehen? Ich hatte keine Antworten, nur diese überwältigende Angst, die mich wie ein Schatten verfolgte. Der Gedanke, dass ich all das noch einmal durchmachen müsste, dass ich wieder in ein Leben voller Lügen und Kontrolle zurückfallen könnte, brachte mich an den Rand der Verzweiflung. Ich wollte einfach nur weg, weit weg von allem und jedem.

Als ich draußen in der kühlen Nachtluft stand, nur in diesem Cheerleader-Kostüm, fühlte ich mich völlig überfordert. Mein Atem ging schwer, und ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir.

>>Savannah, ist alles in Ordnung?<<

Ich drehte mich um und sah Mateo, dessen Gesicht sich bei meinem Anblick in Falten legte. Er trat näher und musterte mich, sein Blick war voller Besorgnis. >>Was ist los?<<, fragte er erneut, doch ich brachte keinen Ton heraus.

Er kam noch näher, suchte meinen Blick, und seine Augen füllten sich mit noch mehr Sorge. >>Warum weinst du?<<

Ich wollte ihm alles erzählen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Stattdessen fragte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern: >>Wusstest du es auch?<<

Mateo runzelte die Stirn, völlig verwirrt von meiner Frage. >>Was meinst du?<<

Ich schüttelte den Kopf, unfähig, das Thema weiter zu verfolgen. >>Schon gut... ich brauche nur eine Pause. Einfach weg von hier.<<

>>Du solltest hier nicht allein draußen sein, und schon gar nicht in diesem Aufzug<<, sagte er, seine Stimme war warm, aber bestimmt. 

Ich hatte weder meine Tasche noch mein Handy bei mir und wollte unter keinen Umständen zurück in den Club. >>Könntest du mir ein Uber rufen?<< fragte ich leise. >>Ich würde es dir natürlich zurückzahlen.<<

Eyes on you - Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt