18 | Cruz

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Ich hasste es abgrundtief, wenn jemand glaubte, man könnte mich benutzen oder für dumm verkaufen. Es gab nichts Erniedrigenderes, als zu merken, dass jemand meine Intelligenz und mein Urteilsvermögen unterschätzte. Jedes Mal, wenn ich auf so eine Situation stieß, kochte es in mir. Ich konnte den Manipulationsversuch deutlich spüren, als ob er ein greifbares Gewicht hätte, das auf meinen Schultern lastete. Es war nicht nur eine Frage des Stolzes, sonders auch des Vertrauens. Jedes Mal, wenn ich herausfand, dass jemand mich hintergehen wollte, fühlte ich mich verraten. Es war, als ob jemand eine unsichtbare Linie überschritten hatte, die aber trotzdem klar und deutlich existierte. Diese Momente waren ein schmerzhafter, aber notwendiger Weckruf. Sie erinnerten mich wachsam zu bleiben und meine eigenen Werte und Grenze zu schützen.

Schon als ich Savannah das erste Mal sah und von da an beschloss, jede Nacht zu ihr in die Bar zu gehen, begann ich den Fehler, mein Interesse an ihr über meine Grenzen zu stellen. Seither schwirrt sie mir unaufhörlich durch den Kopf. Das muss aufhören. Doch sie ist eben nicht wie die anderen. Und das habe ich heute wieder gesehen. Wenn ich mich nicht von ihr fernhalten kann, muss ich dafür sorgen, dass sie es tut.

Bevor ich mich aber diesem Problem widme, muss ich mich um Lexi kümmern. Sie ist zu weit gegangen und ich werde ihr das ganz sicher nicht durchgehen lassen. Ich hatte das Büro verlassen und hielt nach Lexi ausschau, die sich am anderen Ende des Flurs mit einem der anderen Mädchen Unterhielt. Als sie sahen, wie ich auf sie zukam, verschwand das Mädchen und zurück blieben nur Lexi und ich. Sie versuchte bei mir den gleichen Scheiß, wie bei ihren Kunden. Kam näher an mich ran. Zu nah. Leckte sich über ihre vollen Lippen und spielte mit einer ihrer blauen Strähnen.

>>Geht es unserer Prinzessin besser? Sie sah so...<< Noch bevor sie zu Ende sprechen konnte, packte ich sie fest am Hals und presste sie gegen die Wand. Rasend vor Wurt, spürte ich die Ader am meinem Hals pulsieren. Mein Körper war gänzlich angespannt.

>>Hör mir gut zu, Lexi. Das ist deine Letzte Warnung. Wenn du es wagst, mich noch einmal zu hintergehen, wirst du es bitter bereuen.

>>Cruz, bitte ... lass mich los. I-ich wollte das nicht.<< Ihre Worte brachte sie nur abgehakt über ihre Lippen, so sehr rang sie nach Luft.

>>Was wolltest du nicht? Dass ich Savannah dort finde, in der Hoffnung, sie würde Schwierigkeiten bekommen. Ich muss dich enttäuschen. Du hast ihr soeben das Leben gerettet.<< Ich zog sie näher an mich ran. Meinen Griff um ihren Hals lockerte ich kaum merklich.

>>Ich schwöre, es wird nicht wieder vorkommen. Ich wusste nicht, dass es so weit kommen würde.<<

>>Ich habe genug von deinen Ausreden Du hattest genug Chancen. Es wird definitiv nicht wieder vorkommen. Denn wenn doch, wirst du es nicht überleben, das verspreche ich dir.<< Ich löste mich von ihr und ging einen Schritt nach hinten, ohne meine Augen von ihr zu nehmen. Augenblicklich hielt sie sich den Hals, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

>>Ich verstehe...Ich werde dich nie wieder hintergehen.<<

>>Oh, eins noch. Denk nicht, dass ich dich jemals anders anfassen werde. Ich ficke keine verbrauchten Nutten. Und jetzt verpiss dich.<<

Sichtlich wütend über meine letzten Worte marschierte sie davon. Ich konnte nur hoffen, dass sie endlich begriffen hatte, dass ihre Spielchen sie höchstens dem Tod näher bringen.

Als ich mich zum Gehen umdrehte, blickte ich direkt in Savannah's Augen, die von der Bar aus zu mir rüber sah. Die laute Musik machte es unmöglich, dass sie etwas gehört haben konnte. Doch sie war nicht dumm und konnte sich denken, dass irgendetwas vor sich ging.

Eyes on you - Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt