𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 2

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Dag saß auf seinem Balkon und blies Ringe in die Luft. Es war bereits spät in der Nacht, aber er fand keinen Schlaf.

Ihm war tatsächlich langweilig, obwohl er sich echt ausgepowert hatte.

Nach ein paar Studioaufnahmen hatte er sich abends noch mit Freunden zum Parkour getroffen. War spontan entstanden und kam ihm auch in der Tat gelegen, aber irgendwie ... die Müdigkeit wollte nicht einsetzen.

Stattdessen dachte er nach.

Sein Kopf stand nicht still.

Vincent hatte ihm im weiteren Fortgang noch erzählt, er würde momentan den Gedanken hegen Nita zu bitten, ihn zu ehelichen.

Heiraten. Kinder bekommen.

Das volle Programm stand anscheinend bei seinem besten Freund an und ein bisschen hatte er Panik, das sie dadurch ein wenig auseinanderdriften würden, weil ...

... irgendwie würde das doch alles verändern oder nicht?

Dag war sich nicht sicher.

Im Grunde hatte Nita nie die Freundschaft in Gefahr gebracht. Weswegen hatte er also jetzt solche Sorge? Er mochte sie doch. Sie war ja keineswegs schlecht für seinen besten Freund.

Dag zog ein weiteres Mal an seinem Joint und zückte anschließend sein Handy. Er ging seine Anrufliste durch und rief schließlich Katharina an.

»Ja?« , meldete diese sich verschlafen nach dem vierten Klingeln.

»Hey. Störe ich?«

»Dag? Ich lieg' schon im Bett.« , nuschelte sie.

»Haste Bock? Dann würd' ich vorbeikommen.« , fragte er und dachte so darüber nach, ob das nicht ein wenig notgeil rüberkam. Aber ... sie trafen sich ja auch eigentlich nur dafür, also konnte sie sich denken, weshalb er gerade jetzt angerufen hatte. Bestimmt nicht, um übers Wetter zu schwatzen.

»Ja komm ruhig.« , antwortete sie gewiss sehr schnell.

»Okay. Bin in paar Minuten da.« Den Joint ließ er zwischen den Lippen, während er sich ein Kondom in die Hosentasche steckte, als er schonmal ins Innere zurückging. Parallel dazu dachte er darüber nach, ob zwei nicht besser wären. Aber im Grunde wollte er nur Druck ablassen und danach wieder verschwinden. Einfach so ein Gute-Nacht-Fick, um darauf folgend entspannt einschlafen zu können. Er hatte nicht vor einmal mehr über Nacht da zu bleiben, also würde so oder so eines ausreichen.

Katharina hatte die Angewohnheit sich dann an einen heranzukuscheln, was nicht so sein Fall war, weshalb er das auch eher weniger tat.

Irgendwie wollte er nicht, dass sich von ihrer Seite sonst noch Gefühle aufbauen würden.

Kuscheln war auf die eine oder andere Weise so etwas ... bindendes, empfand er. Wann hatte er zuletzt so richtig intensiv mit einer im Bett gelegen? Ihre Haut unter seinen Fingern gespürt ... ihren Duft inhaliert ... die Liebkosungen, die von ihr kamen bis an die äußerste Grenze gehend in sich aufgenommen?

Die Antwort hatte er schnell parat.

Es war Ewigkeiten her.

Viele Jahre.

Und wieso dachte er jetzt darüber nach?

Er vermisste in der Tat nichts.

So wie er lebte, ging es ihm schon gut. Er konnte keine verlieren, weil er niemanden nahe genug an sich heranließ.

Und doch ... wieso fehlte ihm gerade jetzt solch eine Berührung?

Lag es an Vincent, der in seinem Leben was das betraf, richtig weit vorangekommen war, während Dag für sich irgendwann entschieden hatte, er benötigte keine Wiederholung?

Kein Drama. Keine Trauer. Keine leeren Versprechungen.

Ja, das war doch sein Antrieb gewesen. All die Jahre, nachdem er sich einmal die Seele aus dem Leib geheult hatte, als man ihm willentlich das Herz gebrochen hatte.

Andere würden sagen, bei einem Mal sollte man nicht den Kopf hängen lassen, aber niemand verstand, wie tief so eine Wunde ins Fleisch schneiden konnte.

Doch wieso musste er jetzt an so etwas Dämliches denken?

Was hatte er schon davon eine Frau vollkommen in sich aufzunehmen, denn am Ende blieb eh nichts übrig. Alles Lug und Trug.

War so nicht die Liebe?

Vielleicht war er ja auch verbittert, was das anging.

Bei Vincent klappte es ja. Er hatte in der Hinsicht Glück gehabt. Falls Nita nicht eines Tages verschwinden würde.

Ohne jegliche Erklärung.

Dag ging mit dem Joint zwischen den Lippen die Stufen nach unten.

Zu so später Stunde konnte man das schonmal bringen. Er hoffte, dass sein Laster irgendwann mal legal sein würde, statt sich dafür zu rechtfertigen, was er konsumierte.

Er schwang sich auch wie gehabt auf sein Rad und fuhr los.

Das Gute war, das Katharina gar nicht so weit weg wohnte. Kennengelernt hatte er sie durch Freunde, als sie auf einer Geburtstagsfeier aufeinandergetroffen waren. Am selben Abend war er noch mit ihr nach Hause gegangen und hatte schnell bemerkt, dass sie keine der Frauen war, die ein Drama daraus machte, weil er nichts Ernstes anstrebte.

Im Nu wurden sie sich dadurch einig, sich gelegentlich für ein kleines Stell-dich-ein zu treffen.

Besser ging es doch gar nicht.

Sie sah gut aus und der Sex war ebenfalls nicht schlecht.

Es gab null Erwartungen aneinander. Keine Verantwortlichkeit dafür, wie sich jemand fühlte und keinerlei Alltagsprobleme. Ganz normal und unverbindlich die sexuellen Bedürfnisse befriedigen.

Dag behielt seine Unabhängigkeit.

Was wollte er mehr?

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt