𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 39

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Dag lag in seinem Bett.

Das Buch, welches von ihm und Élaine handelte, auf ihm drauf. Er hatte es zwischenzeitlich überflogen. Jedes Treffen von ihr bildlich an seine Hirnwände getackert, alles in seinem Kopf verankert und nachgedacht, wie er sich jedes Mal gefühlt hatte.

Sie hatte genervt. Daran erinnerte er sich gut. Er wollte sie nicht da haben, aber sie hatte seiner Meinung nach ein zu großes Pflichtgefühl und hatte immer wieder aufs Neue vor seiner Türe gestanden.

Und ... nach einer Zeit imponierte es ihn und er hatte wahrgenommen, wie er sich täglich auf ein neues Treffen gefreut hatte und sich sogar absichtlich mehrfach im Spiegel angesehen hatte, um seine Locken ein wenig zu bändigen, eh sie kam.

Dag schnaufte kurz auf.

Damals wollte er es nicht wahrhaben, obwohl er es deutlich spürte. Sie war anders gewesen, als die Mädchen, die er davor getroffen hatte.

Dag dachte an Jona. Irgendwie war sie auch anders, aber es lag möglicherweise darüber hinaus daran, weil sie in einem geschäftlichen Verhältnis zueinanderstanden. Sie baggerte ihn nicht an oder schickte ihm eindeutige Signale.

... wie Élaine damals unbewusst getan hatte.

Es war doch im Grunde auch ... geschäftlich, wenn man es so nahm. Ja, es war die Schulzeit gewesen, aber sie hatte sich vorerst nicht mit ihm getroffen, aufgrund dessen sie ein Date mit ihm wollte. Sie tat es, weil sie dazu aufgefordert wurde.

Vielleicht lag es daran?!

Die anderen Weiber sprachen im Grunde direkt aus, was sie von ihm erwarteten, doch ... Élaine sowie Jona waren anders in seine Nähe ... gerutscht.

War es möglicherweise tatsächlich, weil es ihn ... erinnerte?

In aller Selbstverständlichkeit nur eine dumme Erinnerung an das Gefühl von damals?

Er schloss die Augen.

Nein. Jona gefiel ihm. Ihre Art und wie sie aussah, sich ... benahm, und ... einfach alles. Das war kein Vergleich mit Élaine. Sie waren unterschiedlich.

Dennoch ...

Dag öffnete die Augen und drehte das umgedrehte Buch herum. Er wusste, wo er dran war. Das war ihm klar, als er gelesen hatte, dass sie sich an diesem Tage für ein Top mit einem Schmetterling entschieden hatte.

Er erinnerte sich sehr gut an diesen Tag.

... wie er ihr langsam den Träger des Tops heruntergestriffen hatte ...

Dag schloss die Augen erneut.

Der Tag hatte alles verändert in ihm.

Er atmete noch einmal tief ein und begann zu lesen.


Irgendwie war ich aufgeregter als sonst, nachdem ich bei Dain angekommen war. Schon auf dem kompletten Weg pochte mein Herz wie wild. Was war nur los mit mir?

Gestern der Tag mit ihm war ... anders gewesen.

Ich hatte ihn bei Veit abgeholt und er hatte die gesamte Zeit in seinen eigenen vier Wänden über Musik gesprochen. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können, weil ich bemerkt hatte, wie wichtig ihm das war. So hatte ich ihn irgendwie nie erlebt. Ich wusste ja, dass er mit Veit Musikstücke aufnahm, aber ... erst da hatte ich gemerkt, dass es seine Leidenschaft war. Wenn nicht sogar, seine Bestimmung.

Ich konnte es auf irgendeine Weise bildlich vor mir sehen, wie er auf der Bühne stand. Später hatte er mir dann etwas auf seiner Gitarre vorgespielt. Dieses süße Lächeln.

Hatte ich mich darin verloren?

»Guten Tag.« , grüßte ich eine Frau, die gerade aus dem Haus trat.

Sie lächelte mir freundlich zu und ich betrat den kühlen Hausflur. Langsam ging ich Schritt für Schritt nach oben und anschließend zu seiner Haustüre, wo ich in diesem Fall nur klopfte.

»Hey.« , sagte er und ließ mich rein.

»Ich hab' heut'...«

»Egal.« , unterbrach er mich. »Leg alles ab und komm' mit.«

»Wohin?« , fragte ich, während ich dennoch tat, was er von mir verlangte.

»Wir machen heut etwas anderes.«

»Das geht nicht. Ich soll dir helfen, und ...«

»Egal.« , unterbrach er mich ein weiteres Mal. »Heute helfe ich dir.«

»Was?« Ich war sichtlich irritiert. Wovon sprach er?

»Du sagtest, du hast noch nie etwas Verbotenes getan.« , begann er, als ich ihm wieder nach unten folgte, nachdem wir seine Wohnung verlassen hatten.

»Ja. Und?«

»Das ändern wir heut'.«


Dag musste grinsen. Er wusste nicht mal, was er sich dabei gedacht hatte. Irgendwie kam es spontan, als er darüber nachgedacht hatte, wie ... brav sie doch war. Er wollte sie nicht ändern. Im Grunde wollte er nur mehr aus ihr herauskitzeln. Ihr eine andere Seite der Welt zeigen, wo man nicht wohlerzogen der Masse folgte, um akzeptiert zu werden. Im Leben ging es generell nicht um Akzeptanz. Mit der Beendigung ihrer Beziehung hatte sie damals einen Anfang gestartet, doch er merkte, dass sie in jenen Tagen vielmehr von ihrem Dasein wollte.

Dass sie nicht mehr mit Sebastian zusammen war, hatte er auch nur durch Vincent erfahren. Sie selbst hatte zu dem Zeitpunkt nicht viel Persönliches preisgegeben. Außer ... wie anständig sie war. Das war in dem Zusammenhang entstanden, als sie seinen Cannabis-Konsum bemängelte.

Nie hätte er sie gezwungen, Suchtmittel zu sich zu nehmen, aber er wollte, das sie etwas mehr aus sich herauskam. Irgendwie gelüstete es ihm ... verstanden zu werden. Das sie seine Sicht der Dinge sich zunutze machte.

Und sie war dadurch aufgeblüht.

Ihr Lachen erklang in seinen Ohren.

Hatte er momentan doch ein falsches Bild von ihr und ... es steckte trotz und allem so etwas in ihrem Innern, statt nur ... eine rebellische Phase mit einem Freund, der damals von ihrer Familie nicht akzeptiert wurde?

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt