𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 35

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»Scannt der Computer dich, oder versuchst du irgendwelche Daten zu entziffern, die dich ...«

»Ich find' sie nicht.« , unterbrach Jona ihren Kollegen und schaute ihn dabei jedoch nicht an.

»Dein ... Auftrag?«

Sie nickte und ihre Augen gingen in dieser Sekunde zu ihm. »Das ist wie ... wie eine Schnitzeljagd. Ich finde so gut wie gar nichts raus, immer nur den nächsten Ort, weil die Familie sich ja ummelden muss und so weiter, aber ... sonst nichts.«

Thomas nahm auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch platz. »Gar nichts?«

»Minimale Kleinigkeiten. Sonst wirklich nichts. Die Familie lebt nur für sich. Das Einzige, was sich jetzt geändert hat, ist, dass die Schwester und ihr Mann nicht mehr mitgezogen sind.« , sagte sie. »Sie sind nach Österreich gezogen.«

»Die Schwester, oder ...?«

Jona nickte. »Ja. Sie und ihr Mann.«

»Und ... die anderen?«

»Wieder nach England. Aber ein anderer Ort.«

»Und du findest nichts heraus?«

»Nein. Keine Tätigkeit, der sie nachgehen, aber ... dieser Frank Kabe, sein früherer Kollege hatte ihm zwischenzeitlich Geld überwiesen. Eine Menge sogar. Er muss sich also an ihn gewendet haben.«

»Du denkst also, er könnte mehr wissen?«

»Er ist schon verstorben. Ich geh' davon aus, wenn sein Sohn etwas wüsste, hätte er es bestimmt mitgeteilt, als ich mit ihm gesprochen hatte.«

»Na ja irgendwann sind sie gewiss sesshaft geworden. So oft zieht doch niemand um.«

»Ich habe mir schon überlegt, das sie vielleicht auf der Flucht waren. Dieses Zurückgezogene, du weißt?! Aber ... ich weiß nicht. Ich finde nichts. Ich habe versucht, in der Vergangenheit des Vaters zu suchen, aber ... nichts. Gar nichts. Also zumindest nichts Auffälliges.«

»Also ... willst du jetzt doch aufgeben?« , fragte er.

»Nein.« Sie schüttelte ihren Kopf und ließ diesen anschließend kurz in den Nacken fallen, eh sie ihre Schläfen massierte. »Es scheint sehr wichtig für ... für Dag zu sein, und ...«

»... du willst einen Abschluss, der sich für dich gut anfühlt.«

Jona sah ihn an. »Ich ... ich will, ...« Sie suchte nach einem Satz, der es auch für sie selbst erklärbarer machen würde.

»Ein gutes Gefühl haben.« , gab zwischenzeitlich Thomas an.

»Er ... er meldet sich sehr oft, und ...«

»Hallo?« , erklang wie auch beim letzten Mal unerwartet des Lockenkopfs Stimme und sie bemerkte, wie ihr Magen augenblicklich rebellierte.

Jona sah demzufolge erschrocken auf ihn und lächelte gezwungenermaßen, nachdem sie ihren vorherigen Blick selbst registrierte. »Oh. Hallo.«

»Hey.« Er strahlte sie an, als er näher trat und ihr die Hand reichte. Diese Augen. Leuchteten sie gerade? »Ich hatte die Hoffnung, dich hier ... anzutreffen.« , sagte er.

Thomas war beiseite gerutscht und sah abwechselnd auf beide, bis er bei Jona abstoppte und die Augenbrauen hochzog.

»Ehm ja.« Sie nahm ihre Hand zurück. »Ich sagte ja, ich ... ich komme wieder.«

»Ja.« Sein Blick ging nun zu Thomas, dem er zur Begrüßung schier zunickte.

»Ehm, also ich sagte ja, ich ... ich melde mich ... ehm.« Ihre Stimme zitterte. Gott, was war denn los mit ihr?

»Ja, ich weiß, aber ... hast du eventuell ... ein wenig ... Zeit?«

Jona sah vorsichtig zu Thomas, der mit den Schultern zuckte. Tolle Hilfe. Was sollte sie tun? Sie konnte ihn ja schlecht wegschicken. Oder? »Ja. Also klar, natürlich.« , antwortete sie. Einige Minuten würde sie hinbekommen. So schlimm würde es schon nicht werden.

»Fein. Gut. Dann ... komm.«

»Was?« Eingeschüchtert blinzelte sie Dag an.

»Na, ich dachte, ...also eigentlich ... ich ... ich wollt' dich zu einem Kaffee einladen.«

Was sollte sie tun?

Sie wollte doch Abstand.

Ihm lediglich helfen, seine Ex-Freundin zu finden, damit sie für sich selbst sehen konnte, dass diese Élaine ihm eine Menge bedeutete, mit dem Ziel, dass ihre aufkeimenden Gefühle abstoppten.

Easy Peasy.

»Okay.« , quietschte sie als Antwort, wie von selbst.

Lemon Squeezy.

»Gut.« Er lächelte sie weiter an, und Jona merkte, wie sie regelrecht in seinem Bann stand. Sie versank.

Was hatte er nur an sich?

Das war ihr in der Tat nie geschehen, dass sie so rasch ... jemanden zugetan war. Irgendwie benötigte sie sonst mehr und war selbst danach gelangweilt, doch ... seine Aura oder was auch immer, hatte sie vollkommen gefangen genommen.

Langsam stand sie auf und sah abermals zu Thomas, dessen Lippen eingezogen waren, womit er ihr aber immer noch ein Lächeln schenkte.

Dags Blick war im Gegensatz dazu weiterhin auf sie gerichtet, wie sie ihre Handtasche nahm und den Tisch umrundete.

»Tschau Jona, und ... denk' an ... ehm ... ja ... ehm ...ja ... viel Spaß meine ich?!« , rief ihr Kollege hinterher.

Sie schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen, und verließ mit Dag das Gebäude.

Was tat sie hier?

Das war kein Abstand oder rein berufliches Interesse.

Das war gefährlich.

Warum begab sie sich selbst in Gefahr?

Sie hatte sich doch vorgenommen, dass so etwas nicht nochmal geschehen sollte und lediglich einmal in seine Augen schauen hatte ausgereicht, und sie dackelte neben ihm her.

»Viele Informationen habe ich aber nicht. Also ... am wirksamsten wäre es, nur einen kleinen Kaffee zu trinken.« , versuchte, sie sich selbst zu retten.

»Ach passt schon.« , meinte er schlicht und ergreifend und ihr fiel beim besten Willen nichts ein, um aus der Nummer wieder herauszukommen, weil sein Lächeln einfach zu schön war und es sie dazu brachte, ebenfalls die Mundwinkel anzuheben, als sie ihn ansah.

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt