𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 7

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Dag las weiter. Er musste eine Antwort haben. Auch wenn es Jahre her war, merkte er, wie sehr er endlich eine Auskunft benötigte.


»Wir haben so eine geile Idee gehabt. Du musst später mal reinhören.« Wie sehr ich es liebte, wenn er von der Musik plauderte. Ich konnte ihm stundenlang dabei zuhören. Seine Stimme war wie eine Beruhigung für mich. Ob er sprach oder sang, war da kein Unterschied.

»Ja.« , antwortete und log ich, obwohl ... es gar kein später geben würde. Doch das wollte ich ihm nicht in Veits Anwesenheit erklären. Ich stand auf und sah ihn vorübergehend an. »Ehm. Hast du eventuell kurz Zeit, dass wir ... alleine draußen reden könnten?«

Dain sah zu Veit und runzelte dabei die Stirn. »Was ist los?«

»Könnten wir das ... oben ... besprechen? Draußen.« Ich merkte, wie meine Stimme versagte. Ich hoffte, er nahm es nicht zur Kenntnis und drehte mich schnell weg, um auch direkt die Treppe anzusteuern, damit er nichts bemerkte.

Er stand auf. »Klar.« An seiner Stimmlage registrierte ich jedoch, dass er bereits nachdachte, was los sein könnte.

Mein Herzklopfen wurde stärker, und eine immense Übelkeit stieg in mir an. Schwindelig war mir auch wieder zumute und ich hielt mich am Geländer fest. Dass dies nicht mit meiner Angst zu tun hatte, war mir klar.

Als wir draußen angekommen waren, lehnte Dain die Türe nur an. Er zündete sich auf Anhieb eine Zigarette an. Ich konnte in dem Moment nur darüber nachdenken, ob er dieses Laster je aufgeben würde. »Ist es was Schlimmes?« , fragte er sofort.

Ja, es war schlimm.

Mehr als schlimm.

Aber ... wollte ich ihm auch wirklich alles mitteilen? Ich hatte Angst. Große Angst. Angst davor, wie er die Gesamtheit aufnehmen würde. Ich schaute in seine hellen Augen. Und wieder hoffte ich, dass ich ebenso diesen Anblick lange genug in meinem Gedächtnis behalten würde. »Ich liebe dich.« , kam wie von selbst aus meinem Mund.

Zweiflerisch sah er mich an. »Ich dich auch. Jetzt sag bitte, was los ist.« Wieder diese Besorgnis.

Ich konnte es ihm nicht antun.

Das Autohupen erschrak uns beide und mein Blick fiel auf die Straße.

Toll. Meine Mutter war bereits da, um mich abzuholen.

Mit meiner Hand signalisierte ich ihr, dass ich noch Zeit benötigte. Ich hoffte so sehr, dass sie im Auto bleiben würde. Was sie schließlich mit einem genervten Blick auch tat. Dain winkte ihr in in der Zwischenzeit provokant zu, da sie, genauso wie der Rest meiner Familie, ihn immer noch nicht mochte.

Ich hätte gerne gesagt, dass wir es geschafft haben.

Aber so war es nicht.

Schließlich war dies hier unser Ende. Es würde keine Fortsetzung geben. Hier endete es.

Meine Mutter hupte erneut.

»Warte.« , schrie ich verzweifelt und Dain sah zum wiederholten Male ins Innere des Autos, bis er wie gehabt mich ansah.

»Hast du wieder Krach zu Hause? Ist es das, weshalb du mit mir reden willst?« , fragte er besorgt. »Willst du bei mir schlafen? Du weißt doch, dass du immer zu mir kannst. Du musst deswegen nicht fragen.«

Ich atmete tief ein. Sollte ich darauf aufbauen? Für die Wahrheit war er doch gar nicht bereit. Noch weniger als ich. »Ich weiß.« , gab ich an und versuchte, zu lächeln.

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt