𝙴𝚙𝚒𝚕𝚘𝚐

65 14 10
                                    

2006


Margarete sah zu Élaine. Ihr äußeres Erscheinungsbild war keineswegs erfreulich. Sie baute Tag für Tag mehr ab. Man konnte ihr regelrecht beim ... sterben zu sehen.

Das junge Ding lag auf ihrer Couch und Margarete streichelte über ihre Wange, als wäre sie ihr eigenes Kind. »Soll ich dir etwas Leckeres kochen?«

»Nein. Ich will ... kannst du mir nochmal ein bisschen vorlesen?«

Sie nickte und nahm einige Unterlagen zur Hand. Ihr war direkt klar, was Élaine hören wollte, als diese plötzlich und unerwartet begann zu weinen. »Hey Süße, was ist los? Hast du Schmerzen? Soll ich irgendwas holen?«

»Nein.« , schluchzte sie.

»Was ist dann los?«

»Ich hab' ganz kurz seinen Namen vergessen.«

Margarete umarmte sie. Élaine vergaß in letzter Zeit irgendwie immer mehr und ihre größte Angst war es, ihn nicht im Kopf zu behalten. Sie wollte unbedingt, dass wenigstens Dag bis zum Schluss blieb.

Das Beste in ihrem Leben.

»Ich werde dir alles vorlesen. Du wirst dich ... erinnern. Vertrau' mir Élaine.«

»Nein. Ich weiß, dass ich ihn vergessen werde.«

»So darfst du nicht denken. Du musst positiv bleiben. Und wenn ich dir immer deine Geschichte vorlesen werde, wirst du sie im Kopf behalten. Da bin ich mir sicher.« Mit Absicht versuchte sie ihr Zuversicht zu schenken, obwohl sie selbst nicht daran glaubte. Margarete hatte sich in vielen Dingen schlaugemacht, was den Tumor betraf, der in Élaine wuchs und ... die Chance war mehr als gering. Dennoch wollte sie ihr den Zukunftsglauben nicht nehmen.

»Nein. Ich weiß es. Ich bin nicht dumm. Ich habe so eine Angst davor. Mehr noch, als zu sterben.«

»Élaine es ist nicht zu spät. Vielleicht würde es dir helfen, wenn du ihn nochmal ...«

»Nein. Er hat das nicht verdient.«

»Du aber auch nicht. Du vermisst ihn.«

»Ja, aber ... er soll glücklich werden. Ich wünsche es ihm so sehr.«

Margarete hatte einige Worte auf der Zunge liegen, schluckte sie jedoch hinab. Sie wusste, das sie Élaine zu nichts zwingen konnte.

Ein paar Sekunden war es still, eh das junge Mädchen weitersprach, nachdem sie sich die Tränen getrocknet hatte. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«

»Natürlich Süße. Was soll ich für dich tun?«

»Denkst du, du könntest meine Geschichte ... herausbringen?«

»Du meinst ... nicht nur für dich?«

Élaine nickte. »Ja. Würdest du?«

»Wenn das dein Wunsch ist.«

»Ich weiß nicht, ob sie gut genug ist, aber ...«

Sie musste nicht weitersprechen und tat es auch nicht. Margarete hatte Einblick darüber, dass es wegen diesem Dag war. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie ihn belogen hatte. Allerdings stand die Wahrheit gemeinhin genannt nicht in der Geschichte drin. »Soll ich ... den Rest noch hinzufügen, der fehlt?« , fragte sie deshalb.

Élaine schüttelte ihren Kopf. »Nein. Ich kenn' ihn. Er wird sich Vorwürfe machen.«

Margarete dachte sich wieder ihren Teil und ihr fiel im Zuge dessen etwas ein. »Willst du denn wenigstens ... Worte an ihn richten. Du musst ja nicht ...«

»Ich schulde es ihm, oder?«

»Ich denke schon. Es heißt nicht, dass er dieses Buch je ... in den Händen halten wird, aber falls dem so ist, sollte er ... Antworten erhalten.«

»Ja. Ich ... würdest du es aufschreiben?«

»Natürlich.«

»Ich weiß nicht, wie ich starten soll.«

»Lass dein Gefühl sprechen. Dinge, die du ihm sagen willst.«

Élaine überlegte und legte sich dann schräger. »Wenn er Antworten will, würdest du sie ihm geben?«

»Du meinst, falls ich ihm je begegnen werde?!«

Sie nickte. »Ja. Würdest du ihm sagen, wie sehr ich ihn immer vermisst habe.«

»Ja, das werde ich tun.«

»Und ... du darfst ihm die Wahrheit erzählen. Alles. Aber ... er soll nicht sauer sein. Kannst du irgendwie ...?«

»Ich werd' mein Bestes versuchen.«

»Er wird sauer sein. Ich kenn' ihn.« , wiederholte sie.

»Vielleicht. Aber ... so wie du ihn beschreibst, ist er kein schlechter Mensch.«

»Nein. Er ist ein Mensch voller Gefühl und ich hoffe, ... jemand macht ihn glücklich.« , sprach sie. »Das Buch ... ich ... ich möchte etwas hinterlassen, was ... das Wichtigste in meinem Leben war. Aber ... er soll seine eigene Geschichte weiterleben. Verstehst du das?«

»Ja, ich weiß, wie du das meinst.«

»So gern ich ihn jetzt wiedersehen will, aber ... ich weiß, dass es für ihn nicht gut wäre.« Sie hustete kurz. »Ich will meine Erinnerungen an ihn zurücklassen. Wenigstens das kann ich tun.«

»Ich werde das Buch für dich schreiben. Die Namen müssten wir nur ändern.«

»Und ... meine letzten Worte an ihn ... hinzufügen.«

»Ja genau.« Margarete lächelte sie an. »Wo willst du starten?«

»Du warst meine große Liebe und wirst es immer sein. Ich jedoch, werde irgendwann nur eine Erinnerung für dich sein und du wirst eine neue Liebe finden, die ich dir mehr als nur vom Herzen gönne ...« , startete Élaine das Ende ihrer Geschichte.



Ich hoffe wie immer, die Geschichte hat euch gefallen.

Danke für die Votes und Kommentare, so wie die Nachrichten, die mich generell erreichen ❤

Das neue Buch (Kurzgeschichte) "Wir sind wie Brüder von verschiedenen Eltern" startet morgen, und wird wieder mehr ins Genre Fantasy rutschen ☺ Ich hoffe, einige werden Gefallen daran finden.

Bis denne ❤

🎉 Du hast Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein Buch fertig gelesen 🎉
Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt