𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 48

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»Willst du etwas essen?« Dag hielt ihr ein wenig Knabberzeug hin, als sie wartend im Auto saßen.

Jona verneinte es. Sie war mehr als nervös. Mittlerweile waren sie schon einige Minuten an Ort und Stelle und es war irgendwie eine Situation, die sie ... vermeiden wollte. Bei einer Autofahrt konnte sie sich darauf konzentrieren, doch hier, war sie wieder seinem Charme ausgesetzt.

Sie linste zu ihm, wie er sich Gummibärchen in die Futterluke steckte. Eigentlich warf er sie in die Höhe und versuchte, sie dann mit dem Mund zu fangen, und sie kam nicht darüber hinweg zu schmunzeln.

Nachdem er sie jedoch wiederholt ansah, schaute sie schnell wieder nach vorne, als wäre nichts gewesen.

»Alles okay?« , fragte er sie mit rauchiger Stimme.

»Natürlich.« , gab sie an und visierte ein Blatt eines Strauches, welches im leichten Wind wehte.

Unerwartet griff er nach ihrer Hand und sie sah starr hinab. »Ist dir kalt?«

»Nein.« , sprach sie nun mit leicht zittriger Stimme.

»Die sind aber ... eiskalt.« Er führte ihre Hände plötzlich hin zu seinem Mund und hauchte, eh er mit seinen eigenen darüber streichelte. »Besser?«

Sie nickte, obwohl ihr ja tatsächlich nicht mal kalt gewesen war. Doch in diesem Moment spürte sie einen Schauer, der ihren Körper durchfuhr. Jonas Blick war auf seine hellen Augen ausgerichtet, dennoch konnte sie es nicht vermeiden ebenso auf seinen Mund zu sehen. Ihre Hände hielt er weiterhin kurz davor, während er sie ohne Unterschied ansah. Sie hatte das Gefühl, sie beide wären wie eingefroren, als er entgegen den Erwartungen ihre Fingerspitzen zu seinen Lippen führte und diese kurz küsste.

Jona war nun tatsächlich wie versteinert.

Was sollte sie tun?

Hatte er das jetzt in Wirklichkeit getan, oder war es reine Einbildung von ihr gewesen?

Die Nervosität in ihr stieg an. Sie wusste nicht, sich zu verhalten.

Und dann ...

... kam er plötzlich näher.

In dem Moment konnte sie nur noch daran denken, wie gern sie seine Lippen spüren wollte.

Dag legte seine rechte Hand auf ihre Wange und seine Fingerkuppen berührten sanft die Haut ihres Ohres.

Eine Gänsehaut überfiel sie schlagartig und sie kam ihm automatisch entgegen, als sie ihre Augen schloss ... und endlich seinen Mund auf ihren verspürte.

Er küsste sie sanft. Zärtlich. Ohne Drang. Behutsam gewährte sie seiner Zunge ihre zu liebkosen.

Das Gefühl in ihrer Magengegend war extrem.

Alles andere existierte nicht mehr. Nur der Moment.

Sein Kuss wurde fordernder und auch das war in ihrem Interesse. Gedanklich sah sie sich dabei, auf seinen Schoss zu klettern, als es plötzlich an ihrer Fensterscheibe klopfte. Erschrocken trennte sie sich von ihm und betätigte panisch den Schalter, um die Scheibe hinabzufahren. »Ja?«

»Sie hatten das Hotel angerufen.« , sprach der dickliche Mann mit langem Schnauzbart.

»Ja. Ja. Natürlich.« Eilig stieg sie aus. »Wir ... stecken fest.«

»Ja. Ich seh's.« Er zeigte auf seinen Abschleppwagen. »Sie können ihre Habseligkeiten zu sich nehmen und bei mir platz nehmen. Ich werde das Auto festhaken.«

»Danke.« Sie lächelte, bis sie zu Dag sah, der nun auch ausgestiegen war.

Was hatte sie getan?

Das war falsch.

Egal, wie gut es sich angefühlt hatte, aber ... das hätte sie nicht zulassen dürfen. Wie sollte sie denn jetzt mit ihm umgehen?

Statt in das Auto zu gehen, blieb sie deshalb bei dem Mann, der alles fürs Abschleppen vorbereitete. Dag verharrte jedoch ebenso draußen und schaute sie irgendwie erwartend an.

Was verlangte er denn jetzt von ihr?

Jona versuchte, so gut, wie es nur ging, seinem Blick auszuweichen.

»So, dann könnten wir.« , meinte der Mann und bewegte sich zu seinem Wagen hin.

Langsam dackelte Jona hinterher. Das einzig nur der Vordersitz für drei Personen ausgelegt war, war keineswegs in ihrem Interesse. Sie wollte nicht so nah neben Dag sitzen, doch leider blieb ihr ja keine andere Wahl.

Sie ließ den Lockenkopf zuerst einsteigen, um nicht eingequetscht zu werden, denn das konnte sie nun ebenso wenig gebrauchen. Sie brauchte Luft. Jona hatte das Gefühl zu ersticken und öffnete demzufolge auch danach direkt das Fenster. Zudem lehnte sie sich nah an die Türe.

Sein kleiner Finger berührte liebevoll ihren Oberschenkel und die Gänsehaut war wieder da. Er zog kleinformatige Kreise und sie schloss die Augen, eh sie die Kontrolle übernahm und ihr Bein wegzog.

Sie konnte sich dem nicht nochmal nachgeben.

Das durfte sie nicht.

Wie sollte sie sonst je seiner Ex gegenübertreten können?

Seiner anscheinend großen Liebe ...

Jona sah bewegungslos nach draußen. Wie sollte sie jetzt überhaupt weitersuchen?

Wieso hatte er das getan?

Weil sie eventuell kurz davor waren, Élaine zu finden und er somit nochmal schnell seine ... Freiheit ausnutzen wollte?

Aber ...

Jona hatte ihn mittlerweile bei allem Verständnis ein wenig mehr kennengelernt. Irgendwie passte das nicht zusammen. So etwas würde er doch nicht tun, oder?

Oder ... war das der Musiker in ihm?

Die Chance ausnutzen.

Wahrscheinlich hatte er ihre Schwäche gewittert.

Denn schwach war sie definitiv. Wie sollte sich sonst erklären, das sie sich so schnell hatte fallenlassen? Zum Glück war nicht mehr geschehen.

Erfreulicherweise kam der Mann zum noch richtigen Zeitpunkt, eh es ... ausarten konnte.

Bildlich sah sie sich wieder dabei, wie sie auf seinen Schoss klettern wollte.

Wie dumm war sie eigentlich?

Wie ... triebgesteuert?

Oder ... war es mehr? War dieser Wunsch einfach aus ... mehr ... entsprungen?

Sie wollte ihn. Dessen war sie sich bewusst.

Freudig nahm sie plötzlich und dankend das Hotel wahr, welchem sie sich näherten.

Endlich.

Ihre erste Handlung sollte sein, Dag tatsächlich aus dem Wege zu gehen.

Sofort stieg sie aus. »Ich ... ich fühl' mich nicht wohl. Ich ... ich muss allein sein. Hör du bitte hin, und ... ich meld' mich, wenn ich wieder ... einsatzbereit sein.« , sprach sie zu Dag, ohne ihn anzusehen, eh sie dann mit schnellen Schritt ins Innere verschwand.

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt