𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 4

44 14 0
                                    

Dag war nun ein paar Tage nicht bei Katharina gewesen. Dennoch hatte er ihr vor zwei Tagen geschrieben, ob es sein könnte, dass sie eventuell mehr beabsichtigte.

Irgendwie bezweckte er, auf der sicheren Seite sein zu wollen und ihr dann abermals zu erklären, dass er keineswegs mehr wollte. Doch Katharina meinte auf Anhieb, sie wüsste, was sie da führten, und hatte sich auch unmissverständlich nicht in ihn verguckt oder Sonstiges.

Somit war doch alles ... okay.

Dennoch hatte er ein komisches Gefühl.

Möglicherweise war es auch Zeit, sich jemand Neues zu suchen. Es war ja nicht so, dass er einzig und allein mit ihr Sex hatte. Wenn sich die Gelegenheit ergab, war er natürlich einer hübschen Frau nicht abgeneigt. Im Unterschied dazu hatte er die Vorteile schon genossen, dass jemand auf Abruf bereit war, sobald er dem Trieb nachgehen wollte.

Aber eventuell sah sie es ja anders. Es lag im Bereich des Möglichen, das sie einfach keinen Bock mehr auf ihn hatte und sie deshalb so angepisst reagiert hatte.

Vincent hatte ihm soeben mitgeteilt, dass Nita zu seinem Antrag Ja gesagt hatte und er im weiteren Fortgang die komplette Woche keine Zeit haben würde, da sie viel vor hatten. Familie einweihen und mit der Planung beginnen, da Nita nicht mit einem dicken Bauch den heiligen Bund der Ehe eingehen wollte.

Somit hatte Dag genügend Zeit und marschierte nun zu Fuß weiter voran bis hin zu Katharina.

Dieses Mal nicht für einen Fick, sondern um mit ihr nochmal die Fronten zu klären und im Notfall dann doch alles zu beenden.

Vielleicht hatte er auch irgendwie selbst keinen Bock mehr auf sie und nahm es halt in der letzten Zeit so hin, weil sie verfügbar war. Allerdings gab es genug Frauen auf der Welt. Sorgen machen musste er sich also nicht, dass er keine mehr finden würde.

Auf irgendeine Weise fand das andere Geschlecht ihn ja bereits immer anziehend. Zumindest einige.

Er wartete auf Grün und überquerte die Straße, als er in ein Auto blickte. Eine dunkelhaarige junge Frau mit ein paar Locken und einer Brille mit schwarzer Umrandung sang einen Song, als wäre sie vollkommen alleine und ungestört zu Hause. Sie trommelte sogar auf dem Lenkrad herum.

Dag musste schmunzeln und versuchte, anhand ihres Lip-Syncs das Lied zu erraten, welches sie da gerade hörte.

Wenn er sich nicht täuschte, war das Phil Collins mit In the Air tonight.

Ihr Blick fiel unerwartet auf ihn und brachte sie anscheinend aus dem Konzept. Ein wenig verlegen lächelte sie, eh sie dann doch in eine andere Richtung blickte.

Wurde sie etwa rot?

Dag überquerte die Fahrbahn nun völlig, drehte sich dennoch ein weiteres Mal um, als die Autos losfuhren. Die Dunkelhaarige schaute zu ihm und zog die Lippen ein, bis sie dann nicht mehr zu sehen war.

War ihr anscheinend in der Tat peinlich gewesen.

Sie sah augenscheinlich sehr gut aus, wie er fand, und kam seinem Beuteschema näher als Katharina. Wenn er sie in einer Bar oder so angetroffen hätte, dann hätte er sie definitiv angesprochen.

Doch ... dem war ja nicht so.

Er watschelte weiter, bis hin zu dem Wohnhaus, wo er auch hin wollte. Vor dem Haus stand ein Speditionswagen sowie die dunkelblonde Frau selbst, die ihm überraschend zulächelte. »Wow, also damit hätte ich jetzt echt nicht gerechnet.«

Verwirrt sah er sie an. »Was meinst du?«

»Ja, ... du bist doch hier, um zu helfen, oder nicht?«

»Ehm, also ... eigentlich dachte ich, ... wir ...«

Ihre Mimik änderte sich. »Wow. Ja ... war irgendwie schon klar.«

Er nahm ihr den Karton ab, den sie in den Händen hielt. »Soll der da rein?« Mit dem Kopf zeigte er in Richtung Wagen. Im Großen und Ganzen wollte er jetzt nicht als der Doof dastehen, der ihr nicht half.

Katharina roch allerdings die Finte, nahm es jedoch so hin. »Oben sind Kartons, die kannst du nach unten tragen und ich werde die hier weiter einsortieren.«

»Okay.« Er ergriff ihren Schlüssel, nachdem sie ihn herausholte.

»Nur Rechts. Links ist das, was in den Müll kommt.«

»Jaja.« , sagte er und ging hinauf. Es war nicht so, dass er unfreundlich war, oder nicht darauf aus Menschen zu helfen. Ganz im Gegenteil. Er war sich dafür keineswegs zu schade, aber irgendwie wollte er schon lieber mit ihr nun auf einen Nenner kommen, statt ihre Kartons zu schleppen.

Nach einigen Minuten, in denen er eine Pappverpackung nach der anderen hinab gebracht hatte, blickte er sich im Wohnraum um. Das schien alles gewesen zu sein. Jetzt könnten sie ja bestimmt ein paar Worte wechseln und die Gesamtheit klären.

»Danke.« , sprach sie unerwartet und plötzlich hinter ihm.

»Ja. Ehm ... gern geschehen.«

»Bleibst du noch, oder ...?«

»Ja.« , fiel er ihr ins Wort hinein. »Ich dachte, wir könnten ... reden.«

»Reden?« , fragte sie. »Du willst ... reden?«

Er nickte. »Ja.«

»Okay. Ich geh' schnell duschen und dann können wir etwas reden.«

»Okay.« Dag sah ihr nach, wie sie sich bereits vor ihm halb entkleidete und schließlich ins Badezimmer ging. Sollte das eine Einladung für einen Quickie unter der Dusche gewesen sein? Er war sich da nicht so sicher, aber ... Bock hatte er eh keinen. Er strebte lieber an, alles zu klären, statt einen wegzustecken.

Die Zeit totschlagend blickte er sich in dem leeren Raum um und schlappte letztendlich zu den Dingen, die entsorgt werden sollten.

Was warf sie denn alles weg?

Da gab es einen Sack mit Kleidung. Einen mit Krimskrams und da stand noch ein Karton, der mit Büchern befüllt war. Das Erste nahm er wahllos heraus.

~ Mein Leben ... mit dir ~

Mit Sicherheit irgend so ein Liebesgedöns, wie er anhand des Covers ausmachte. Doch der Blick in den Karton sagte ihm, dass irgendwie alle so zu sein schienen.

Einfach mal so blätterte er ohne Engagement das erste Kapitel auf ...

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt