𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 15

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Dag beeilte sich und sah Jona im verabredeten Café gerade platz nehmen und mit einer Angestellten von dort reden. Vincent war selbstverständlich nicht sehr angetan davon gewesen, weil er ihn hatte sitzen lassen, aber ... es war ja wichtig. Oder nicht?

Ihre Haare trug sie offen und sie hatte einen lockeren schwarzen Jumpsuit an, wenn er es richtig deutete.

In diesem Augenblick sah sie zu ihm und lächelte. Höflich stand sie auf, um Dag die Hand reichen zu können. »Hallo Herr Kopplin.«

Dag schüttelte diese und ihr Parfüm strömte ihm kurz entgegen. Sie roch echt gut. Am liebsten hätte er sie ein wenig näher begrüßt, statt so förmlich, aber ... sie siezte ihn ja sogar. Allerdings ... dies konnte man ja ändern. »Nennen Sie mich doch Dag. Ich meine, wir werden uns ja jetzt bestimmt öfters sehen.«

Sie schob eine dunkle lockige Strähne hinter ihr Ohr. »Okay ... Dag.« , lächelte sie. »Ich bin ... Jona, wie Sie ja ...«

»Lassen wir doch auch das Sie weg.« Er nahm zeitgleich mit ihr platz und Versuchte, ein zuckersüßes Lächeln ihr entgegenzubringen.

Sie befeuchtete ihre Lippen und legte den Kopf ein wenig seitlich. »Wenn das für Sie in ...« Jona bemerkte seinen Blick, da sie ihn abermals gesiezt hatte. Sie musste schmunzeln. War sie nervös? »Okay ... dann ... Du.«

Dags Lächeln blieb. »Ich finde, das macht es doch irgendwie ... persönlicher.«

»Ja, das schon, aber in der Regel ... Sie ...« Jona räusperte sich. »Ich mein'... du, du hast mich engagiert.«

»Ja. Aber diese Förmlichkeit muss ja nicht sein, wenn du schon ... in Dinge herumkramst.« Sein Lächeln war weiterhin vorhanden.

»Apropos.« , sagte sie. »Ich habe mich erst einmal ein wenig über ... dich ... schlaugemacht. Ich meine, so einfach suche ich keine Person, wenn ich nicht vorher weiß, welche Absichten genau hinter ...«

»Is' okay. Kann ich verstehen.« , meinte er.

»Du bist sauber.« , gab sie an. »Also zumindest konnte ich nichts Auffälliges herausfinden. Du ... du warst mit ihr in deiner Jugend zusammen, bis sie ... weggezogen ist. Es war keine ... gewalttätige Beziehung, und die meisten sagen ...«

»Du hast Leute befragt?«

»Das ist mein Job ... Dag.«

»Klar. Natürlich. Also ... das sollte kein Vorwurf sein. Aber ... du bist schnell.«

»Wie zu erwarten. Ich musste doch erst einmal herausfinden, ob ... ich überhaupt weitermachen kann.«

Dag fragte sich, was sie nun alles über ihn wusste, aber wollte sich inzwischen auch nicht in den Vordergrund stellen. Schließlich war sie ja auf der Suche nach Élaine. Und deswegen war er ja hier. Obwohl ... hatte er nicht vor ihren Anruf vorgehabt, es hinzuschmeißen? Dag sah auf ihr Äußeres, als sie einen Notizblock herausholte. Na ja, sie war ja mittlerweile schon irgendwie dabei. Weshalb resultierend daraus nicht auch direkt durchziehen?! »Okay, also ... war ich jetzt erst einmal dran mit durchleuchten, und du ... möchtest mir sagen, dass du in diesen Tagen ... beginnen wirst, sie zu suchen?«

»Jein. Also die Familie Cappellen ist in die USA gezogen. Nach ... Baltimore.«

»Baltimore? Nach ... Amerika?«

Jona nickte. »Ja ... genau. Mein nächster Schritt wäre dann ...«

»Wie ... woher ... ich mein' ... ich hab' damals alle Nachbarn befragt, und ...«

»Ja, und deswegen bin ich Ermittlerin und ... du bist Musiker.«

Okay. Seinen Beruf wusste sie also. Und ... klar, sie hatte ja auch Recht. Es war ihr Broterwerb zu graben und zu graben und zu graben, bis sie einen Hinweis bekommen konnte. »Aber ... wieso Amerika?«

»Das, und ob sie dort noch lebt, versuche ich jetzt herauszufinden.« , gab sie an. »Mein nächster Schritt wäre es nun, mich nach Baltimore zu begeben.«

»Oh. Das ... das tut mir leid, also ich meine, du musst nicht extra ...«

Jona lachte. »Dag, das ist mein Job. Ich bin schon an ganz andere Orte gereist, um jemanden ausfindig zu machen.«

»Ja. Das ... das glaube ich ja, aber ... so wichtig ist das jetzt auch nicht, und ...«

»Du ... du willst den Auftrag canceln?« , fragte sie, und nahm ihr Essen entgegen, welches sie sich bei ihrem Ankommen bestellt hatte.

Die Kellnerin erkundigte sich sofort bei Dag, was er bekommen würde. Auf die Schnelle orderte er für sich einfach ein Glas Wasser, während er Jonas Frage im Inneren durchging. Wenn er den Auftrag canceln würde, wären ja auch weitere Treffen mit Sicherheit nicht drin, weil er mal nicht davon ausging, dass sie sich privat mit ihm abgeben würde. Zudem ... er hatte ja schon vor, von Élaine eine Antwort zu erhalten. Auch wenn er bei Vincent anders gedacht hatte.

Er hatte eine verdient.

Insbesondere nach der Sache mit dem Buch.

»Nein, also ... nein, ich will dich behalten, also ... ich mein'...« Was redete er da? »Ich will weiter mit dir ... also, ... das du sie suchst.« War das jetzt so schwer zu formulieren?

Jona lächelte kurz und nahm ihr belegtes Fladenbrot in die Hand. »Tut mir leid, ich hab' totalen Hunger.«

»Hey, tu dir kein'n Zwang an. Immer rein damit.« Immer rein damit? Was faselte er denn da? »Ehm ... also ... du weißt also nicht, wieso sie nach Amerika gezogen ist?« , fragte er, um schnell abzulenken.

Jona hielt eine Hand hoch und leerte erst einmal ihren Mund. »Nein. Ich weiß nur, dass ihr Vater dort ein Haus gekauft hat.«

»Okay. Aber ... irgendwie macht das keinen Sinn. Er hatte hier gemeinsam mit einem Freund eine Firma, und ... ich weiß von seinem Sohn, ...«

»Ich weiß.«

Natürlich wusste sie das, wenn sie bereits recherchierte. »Ich meine, sie hat auch nie etwas über Amerika gesagt. Nicht, dass sie Verwandtschaft dort hätte, oder ...«

»Ich werd' mich da auf jeden Fall schlaumachen.« , sagte sie. »Keine Sorge. Ich denke nicht, dass es so schwer sein wird.« Jona legte ihre Hand kurz auf seine.

Dag nickte und lächelte.

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt