𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 45

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»Wir sind da.« Jona stieg aus dem Taxi aus, während Dag sich erst umsah und dann ausstieg.

»Hier?« Er blickte sich weiterhin um. Es war keineswegs etwas Herunterkommendes, aber auf irgendeine Weise hatte er mit irgendwas anderem gerechnet. Er hatte sogar eine Badehose mit, weil er von einem Spa ausgegangen war, doch die Bleibe war wohl eher nur auf Zimmer zum Übernachten ausgerichtet.

Jetzt, wo er darüber nachdachte, war es schwachsinnig, davon überhaupt ausgegangen zu sein. Jona würde mit Sicherheit nicht mit ihm plantschen gehen, wenn sie ja eigentlich wegen etwas anderem hier war.

Aber irgendwie hatte er halt Hoffnung gehabt, eine Aktivität zu finden, wo man sich ein wenig ... näher kommen konnte.

Doch schwimmen wäre in dem Fall ja auch falsch gewesen. Sie musste ja nicht direkt mit halbnackten Tatsachen glänzen. Obwohl ... sie sah bestimmt fantastisch ...

Dag schüttelte den Kopf.

Er musste sich ablenken.

Fix holte er beide Reisetaschen heraus und kam zu ihr. Jona wollte ihre entgegennehmen, doch er verneinte es Gentleman-like. »Geh' schonmal rein und mach' alles klar.« , redete er drauf los und sah auf ihre größere allen Anschein nach, schwere Handtasche, die sie bei sich trug. »Lass alles hier. Die ist doch bestimmt auch wie ein Klotz.«

Jona runzelte die Stirn. »Also die bekomm' ich schon allein' getragen.«

Dag lächelte sie an und nahm sie ihr von der Schulter. »Sei nicht so stur. Nimm Hilfe an.« Er sah ihr dabei tief in die Augen und versuchte, darin irgendwas zu erkennen. Bei Élaine war es irgendwie leicht gewesen, nachdem sie im Regen zu ihm nach Hause gekommen waren.

Da war dieses Funkeln.

Obwohl ... Jona strahlte generell oder ... nicht?!

Er konnte es tatsächlich nicht richtig deuten. Auch wenn sie teilweise skeptisch zu ihm blickte, war da ... irgendwas.

Augenblicklich sah sie in eine andere Richtung und übergab ihm ihre Handtasche. »Ich könnte es aber auch alleine.«

»Ja, das glaube ich dir. Aber ... jetzt bist du ja nicht alleine.«

Wieder dieser Blick von ihr. Dag versuchte, daraus schlau zu werden. Er konnte schließlich nicht in die Offensive gehen, ohne tatsächlich Genaueres zu wissen. Zum Schluss hin würde er sonst noch als Bedränger enden.

Sie lächelte minimal und ging dann voraus. Dag linste kurz auf ihren Allerwertesten, eh er sich raffte. Ja, sie hatte einen ansehnlichen Körper, aber ihr ganzes Wesen war einnehmend.

Langsam trottete er hinter ihr her. Sie hielt ihm die Türe auf. Das war nicht eingeplant, weil er eigentlich Zeit schinden wollte, dennoch ging er daraufhin ein wenig schneller. »Danke.« , sagte er und zog ihre Handtasche weg, als sie diese berührte. »Ich hab' doch gesagt, ich trage die.«

»Ja, aber ich muss uns anmelden Herr Schlau.« Sie nahm diese einfach wieder an sich.

Dag sah ihr nach. So war das nicht geplant. Er wollte eigentlich diese kurze Zeit nutzen, und ihr Heftchen bei sich verstauen. Nun ging er doch mit an die Rezeption, während sie alles andere in die Wege leitete.

»Getrennte Zimmer?« , fragte er, als sie von einem Angestellten zu ihren Räumlichkeiten gebracht wurden.

»Natürlich.« , lachte sie und änderte dann wieder ihren Gesichtsausdruck. »Du dachtest, wir ...?«

»Nein.« Nun lachte er. »Natürlich nicht.«

Aber gehofft hatte er es schon. Irgendwie ... sparsamer, und ... wieder ein sehr naiver Gedanke. Als ob sie sich eine Stube mit ihm teilen würde, geschweige denn ein Bett. Sie waren nicht als Pärchen hier unterwegs.

»Hier wäre das erste Zimmer.« , sprach der Concierge, nachdem er mit beiden hinaufgegangen war.

Jona schaute zu Dag. »Willst du, oder ...?«

»Nimm du.« , meinte er. »Sind doch beide dieselben oder nicht?«

Sie nickte. »Ja natürlich. Standard.«

Dag nahm es so an und hoffte, seines würde sich wenigstens direkt daneben befinden, doch da hatte er falsch gedacht.

»Wir müssen jetzt eine Etage höher.« , meinte der hier Angestellte.

»Oh okay.« Dag trottete hinter ihm her, während Jona bereits in ihre Räumlichkeit trat. Wie sollte er in der gegenwärtigen Zeit noch an die Tasche kommen?

Oben angekommen, stellte er fest, dass er das genau darüberliegende Zimmer bekommen hatte. Er bedankte sich, warf seine Reisetasche aufs Bett und raste wieder auf die Etage darunter und klopfte an Jonas Türe, die ihm verwirrt öffnete.

»Ja?«

Er wuselte sich an ihr vorbei und trat ein. »Wollt' mal 'nen Vergleich. Nicht, dass ich nachher noch ein besseres habe.« , log er und sah sich um. Ihre große Tasche war offen, genau wie der Schrank, in dem sie bereits Kleidung einräumte. Ihre Handtasche lag daneben.

Sein Blick fiel auf einen schwarzen Schlüpfer aus Spitze und ... war das der passende BH links davon? Sie sah bestimmt umwerfend darin aus. Dag stellte es sich sofort bildlich vor, eh Jonas Räuspern ihn unterbrach. »Und? Gibt es Abweichungen?«

»Nein. Nein. Alles gut.«

»Okay.« Sie betrachtete ihn kurz, aber er machte keine Bewegung Richtung Ausgang. Stattdessen setzte er sich auf die Matratze.

Selbstverständlich hatte sie vor professionell zu bleiben und ihm nicht klarzumachen, wie nervös es sie machte, weshalb sie einfach weiter ihre Tasche auspackte. »Hast du nicht auch ... Ähnliches zutun?« , wollte sie dennoch wissen.

»Hat Zeit.« , antwortete Dag. »Bin es gewohnt aus dem Koffer zu leben.«

Dass er Musiker war, vergaß sie teilweise. In seiner Nähe sah sie einzig den Normalo. Falls man sich überhaupt so äußern konnte. So ganz normal war er nicht. Sie erinnerte sich daran, wie sie spazieren gegangen waren und er urplötzlich von einem dicken Stein auf eine nächste Erhöhung gesprungen war.

Sie musste schmunzeln, als sie weiter ihre Kleidung einräumte.

Irgendwie war es tatsächlich süß. Wie ... das Kind im Manne. Einige wurden im Alter stocksteif, aber er ... er hatte es behalten.

Sie drehte sich um. Er saß da, als könne er kein Wässerchen trüben. Völlig unschuldig.

Doch ...

Warum war er hier in ihrem Zimmer?

Angeschaut hatte er es sich ja. Im Grunde hatte er keinen Anlass weiter hierzubleiben. Es sei denn ...

War er wegen ihr hier?

Jona dachte nach.

Nein, natürlich nicht. Wahrscheinlich wollte er, dass sie sich direkt auf die Suche machten. »Dag, ich finde, wir sollten morgen erst beginnen. Es ist schon spät. Und ich kann verstehen, wenn du ...«

»Nein. Ist okay. Ich dachte, ... wir gehen zusammen essen.« Er lächelte sie an.

»Oh. Okay.« Sie zog die Lippen verlegen ein. »Ehm ... ich ... ich müsste mich aber erst ein wenig frisch machen.«

»Okay.« Er nickte und rührte sich dabei nicht.

Jona musste lachen. »Ich hätte gerne, das du jetzt gehst. Wir treffen uns ... unten, okay?!«

Er verharrte erst noch in seiner Position und stand schließlich auf. »Natürlich. Dann ... bis gleich.«

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt