𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 36

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Jona löffelte in ihrem großen Latte Macchiato Glas herum.

Dag saß ihr gegenüber und war absolut nervös. Er war mehr als froh, dass sie sofort zugesagt hatte, dennoch wusste er momentan keinen richtigen Ansatz.

Er hoffte, dass sie nicht merkte, wie kribbelig er tatsächlich war.

Dass er leicht schwitzte, konnte er jedoch nicht intensiv verbergen. Er trank an dem viel zu heißen Getränk und verbrannte sich dabei minimal die Zunge. Auch dies versuchte er zu vertuschen.

War sie ebenfalls nervös?

Irgendwie schien es ihm so.

Dag betrachtete sie, wie sie das Getränk rührte und immer wieder ein wenig des Schaums kostete.

Sie sah abermals grandios aus, dabei war sie keineswegs bemüht darum so zu wirken. Irgendwie ... war es ihre ... Natürlichkeit.

Ihr Lächeln war ... zauberhaft.

Wie von ihr beschworen, konnte er nicht aufhören, sie anzusehen.

»Du siehst toll aus.« , sprach er seine Gedanken aus und merkte den erschrockenen Blick und die Röte in ihr Gesicht schießen.

Trotz allem musste er aufgrund ihrer Reaktion schmunzeln.

»Ehm ... danke.« Sie zog ihre Lippen ein und löffelte anschließend wie gehabt etwas Schaum in ihren Mund.

Dag sah auf ihre süße Schnute und schaute sofort wieder weg. Er wollte keinen falschen Gedanken haben, die ihm allerdings direkt in den Kopf geschossen kamen.

Da hatte er wenig Kontrolle drüber.

»Dag, wir ... ehm ... also ich muss schon ... diese Treffen ... es ist doch bestimmt auch blöd für dich, immer nur so mickrige Informationen zu erhalten.« , sprach sie. »Ich muss ... also ich sollte, erst ... mehr sammeln können, damit ich dir auch positives ...«

»Es ist schon okay für mich.« , unterbrach er sie, da ihm nichts Besseres einfiel, um ihr mitzuteilen, das er sie am liebsten sogar mehr sehen wollte. Intensiver. Tiefgehender.

»Ich hab' leider keine ... Infos, die jetzt irgendwie ...«

»Is' egal.«

»Sicher? Ich meine, ... du willst doch, dass ich sie finde?!«

Was sollte er sagen? Er wollte ja nicht als jemand rüberkommen, der wie ein Fähnchen im Winde mal die Richtung wechselte.

»Ja, aber ... mir ... mir war klar, dass es ... lange dauern wird.« , gab er an.

»Also ... ihre Schwester ... Danielle ist mit ihrem Mann nach Österreich gezogen, und ... Élaine nach wiederholtem Berlin, und anschließendem Spanien zurück nach England.«

»Du machst dich jetzt wieder auf dem Weg nach England?«

»Ich bin noch ... unentschlossen.«

»Wie wäre es mit ... Österreich? Ich hab' da ein gutes Gefühl.«

»Ihre Schwester?« , fragte sie und redete direkt weiter. »Der Gedanke kam mir auch schon. Also da sie sich abgenabelt hatte, könnte es auch sehr wohl sein, dass sie sesshaft geworden ist.«

»Ja genau.« , sprach er und dachte zeitgleich daran, wie wahr das sein könnte. Etwas, was er nicht wollte. Schließlich sollte die Zusammenarbeit mit Jona noch nicht enden, allerdings könnte Danielle den tatsächlichen Wohnort von Élaine wissen und somit alles schlagartig beenden. »Aber ... ich kann auch Unrecht haben. Sie war schon immer sehr ... sprunghaft.« , war sein Bestreben sich da wieder herauszureden.

»Na ja, aber ... ein Versuch wäre es wert. Es geht ja auch ins Geld, wenn ich immer diese kompletten Reisen mit auf die Liste packen muss.«

Das war seine Chance oder nicht?

»Gut. Dann machen wir's anders.«

»Anders?«

»Ja.« Er nickte. »Vier Ohren hören mehr.«

»Was?«

»Ich geh' mit.« , sagte er und lächelte sie an.

Sie lachte unsicher. »Nein.«

»Doch.«

Ihre Mimik änderte sich. »Nein. Dag, das ist mein Job. Ich habe dir schon gesagt, wenn du mich nicht benötigst, dann ...«

»Doch. Ohne dich geht es nicht.«

»Ja, aber wenn du ...«

»Ich geh' mit. Du willst doch auch nicht nur hin- und hertingeln?! Wenn ich direkt dabei bin, fallen mir eventuell Dinge ein, die dir in dem Moment behilflich sein könnten.«

»Dag, das entspricht nicht der Norm, wie man einen Fall anzugehen hat. Und ...«

Er griff nach ihrer Hand und umschloss sie mit seiner eigenen. »Bitte.«

Jona bekam eine Gänsehaut. War es der Moment oder die Erkenntnis, wie sehr er sich anscheinend nach seiner Ex-Freundin sehnte, und wie dringend sie selbst so etwas in ihrem Leben haben wollte? Einen Mann, der alles tat, um bei seiner Liebe sein zu wollen?!

»Okay.« , gab sie als Antwort und sie spürte ohne Verzögerung, wie ihre Augen feucht wurden. Sie sehnte sich tatsächlich danach und war gleichzeitig traurig darüber, dass er allen Anschein nach nicht dieser Mensch für sie war.

Obwohl dieses Traumgebilde sage und schreibe schwachsinnig war.

Natürlich war er nicht dieser Jemand.

Jona bildete sich das nur ein, weil er so sehr das verkörperte, was sie gerne für sich hätte.

Dag lächelte sie an und sie zog ihre Hand zurück. Warum tat es nur so weh? Sie wusste doch von Beginn an, dass er seine Ex suchte.

Das Gespräch mit Thomas schoss in ihren Kopf. Wahrscheinlich benötigte sie in der Tat ein gutes Ende. Zugegebenermaßen nicht für sie selbst, aber ein Happy End für Dag und Élaine.

»Gut. Das freut mich.« , sagte er. Es bereitete ihn tatsächlich Freude. Diese Zeit mit ihr musste er dringend nutzen und zeitgleich dafür sorgen, dass sie Danielle nicht über den Weg laufen würden. Seine Antwort hatte er ja längst. Nun war es an der Zeit, seine Gegenwart und seine Zukunft in Angriff zu nehmen. Das war wichtig.

Er musste sich heilen von dem, was damals geschehen war ... und herausfinden, was es genau war, was ihn zu Jona hinzog.

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt