𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 47

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Jona hatte ein Auto geleast, damit sie sich in Längenfeld auch besser umsehen konnten.

Drei Tage waren sie bereits herumgefahren und hatten Leute angesprochen. Jedoch nie sehr lange. Dag lenkte meist in eine andere Richtung. Unter anderem wollte er sich die Füße in Ruhe vertreten und schlug einen Spaziergang vor. Oder er hatte Hunger ... und sie aßen gemeinsam in irgendeinem rustikalen heimischen Restaurant.

Und in dieser Zeit vergaß Jona komplett, weshalb sie eigentlich da war.

Doch immer wenn sie alleine war, fiel diese rosarote Brille ab, die sie währenddessen anscheinend trug und die Erkenntnis ließ sie von Mal zu Mal verzweifelter werden.

Er suchte seine Ex-Freundin.

Das hier war kein Turtelurlaub.

Dag stieg wieder in das Auto, nachdem er sich einige Snacks in einem kleinen Laden geholt hatte. »Was hältst du, ...?« , begann er sofort, aber Jona fiel ihm direkt in sein Wort hinein.

»Dag, wir müssen weitermachen. Wir kommen nur schleppend voran.« , sprach sie es aus, eh sie wieder in die Lage kommen würde, diese imaginäre Brille auf der Nase zu spüren.

Er betrachtete sie kurz, benetzte seine Lippen und nickte. »Ja. Also ... natürlich. Ich ... ich wollt' gerade sagen, dass der Verkäufer darin meinte, er würde eine Frau mit diesem Namen kennen, und ... so viel er wüsste, wäre sie oft an dem Ort, wo ich vor einem Moment vorschlagen wollte, hinzufahren.«

»Oh.« Sie wurde rot. »Klar. Das ... das nehmen wir dann jetzt in Angriff.«

Dag nickte und nannte ihr die Stelle, und wie sie zu fahren hatten. Im Grunde hatte er gelogen. Er hatte schon den Verkäufer etwas gefragt, jedoch nach einem Platz, wo man als Pärchen allein sein konnte und wo es ohne Frage ... romantisch sein würde. Nun hatte er es halt in die nicht-stattfindende Suche eingebaut.

Nach den paar Tagen war ihm bewusst geworden, dass er tatsächlich mehr von Jona wollte, als Gespräche oder ... ein Fick. Er wollte alles. Sie war ... perfekt. Na ja, nicht in dem Sinne perfekt, dass er sie idealisierte, aber sie war ... perfekt für ihn.

Egal, wie er in den letzten Jahren gelebt hatte, doch ihm war klar, diese hübsche Frau hier neben ihm konnte diese riesengroße Lücke füllen, von der er nicht mal wusste, wie tief er sie gegraben hatte.

Und ... er war sich mehr als sicher, dass sie ebenso empfand. Er bemerkte es mittlerweile an ihren Gesten, ihren Blicken ... umstandslos allem.

Sie war nicht einfach nur scharf auf ihn. Sie wollte bei ihm sein. Nicht umsonst hatte sie sich bisher so leicht ablenken lassen und die Zeit mit ihm genossen.

Ihr jetziger Versuch, wieder professionell zu bleiben, war lediglich ein ... Abrutscher.

Ja, so in der Art würde er es betiteln.

Es war nicht ihr Wille, aber das sie für ihn arbeitete, stand anscheinend noch zwischen ihnen. Diesen Aspekt musste er aus ihrem Bewusstsein streichen. Es war doch egal, in welchem Verhältnis sie begonnen hatten. Das Jetzt und Hier war entscheidend.

Allein deshalb grübelte er, wie er den Moment nachher am besten auskosten konnte. Höchstwahrscheinlich wäre dies seine letzte Chance. Es konnte schließlich sein, dass sie ihren Job sonst als Priorität ansah, und er somit gar nicht mehr an sie rankommen würde.

Das durfte nicht geschehen.

Er hatte ein Ziel ... und davon wollte er nicht ängstlich abweichen, oder weil Steine auf seinem Wege lagen. Nein.

Dag wusste, was er wollte ... und hatte sich auch mit Vincent über diesen Umstand bereits unterhalten.

Doch nun lag es einzig an ihm alleine.

Nur er konnte etwas ändern. Von Jona würde mit Sicherheit nichts kommen und es gab auch niemanden, der ihn hier an die Hand nehmen konnte.

Er wurde nervöser.

Was war, wenn er es versemmeln würde?

Doch wie sollte er sie jetzt wieder ablenken, ohne das sie merkte, wohin er zielte? Oder ... sollte er schlichtweg mit der Wahrheit herausrücken?

Wäre das nicht die einfachste Variante?

Vincent hatte zumindest sowas angedeutet. Dass er ehrlich gesagt sagen sollte, was los war und die Suche damit komplett abhaken.

Doch Dag hatte Angst.

Was war, wenn sie dann wie ein verängstigtes Mäuschen kehrtmachen würde?

Dadurch das sie ja, wie gerade eben zurücksteuerte, konnte es natürlich so sein, dass er nicht mit der Türe ins Haus fallen konnte. Aber Schneckentempo war jetzt auch nicht mehr angesagt, wenn die Gegebenheit knapp wurde.

Doch wie sollte er in der gegenwärtigen Zeit auf die schnelle, die richtige Geschwindigkeit finden und zudem noch die Art und Weise, wie er handeln sollte?

Er schaute zu Jona, die nach dem kurzen Wortwechsel ruhig gewesen war. Allerdings schien sie nervös zu sein. Sie war ein wenig anders.

Dag bemerkte es an ihrer Art und wie sie versuchte, immer wieder nur auf die Spur zu achten, obwohl sie genau wusste, dass er sie gerade ansah.

Möglicherweise war es ja das. Sie war nervös, aufgrund dessen er sie visierte.

Das sollte er zu seinen Nutzen verwenden.

Er dachte an Élaine. Sie war damals auch extrem nervös gewesen.

Eigentlich wollte er beide nicht vergleichen, aber ... ihm fiel dieser Standpunkt gerade ein. Danach war sie absolut locker geworden und es hatte nach ihrem ersten Male auch nicht lange gedauert, bis sie von allein festgestellt hatten, das sie in eine Beziehung geschliddert waren.

Große Worte benötigte man halt manchmal nicht.

Dag wurde augenblicklich kurz nach vorn geschleudert, als sie unerwartet hart stehenblieben. Wieso bremste sie ab?

»Fuck.« , kam aus ihrem Mund, als sie ordentlich Gas gab, sie sich aber nicht vom Platz bewegten.

»Stecken wir fest?« , fragte er, als er realisierte, dass sie nicht absichtlich zum Stillstand gekommen waren.

Jona nickte und stieg aus. »Fuck.« , wiederholte sie und fasste sich an die Stirn.

Dag entstieg ebenso dem Wagen und sah es sich an. Sie steckten in einer Matschpfütze fest. »Soll ich ... schieben und du gibst Gas?« , fragte er sie.

»Ich weiß nicht. Am Ende wirst du noch deine Kleidung versauen.«

»Das ist doch egal.« Er sah sich um. Sie befanden sich auf der Straße, die einen Berg hinaufführte, demzufolge war kein Haus in absehbarer Nähe. Einzig viel Grün.

Jona zückte ihr Handy und hielt es in die Höhe, als würde sie den jungen Simba den anderen Tieren präsentieren. »Fuck.« , sagte sie noch einmal.

»Kein Empfang?«

Sie schüttelte ihren Kopf. »Nein. Nicht so richtig.«

Dag checkte sein Eigenes, was ebenfalls keinen Empfang hatte. »Und jetzt?«

»Ich versuche, trotzdem unser Hotel zu erreichen. Jemand muss uns abschleppen.« , antwortete sie und wählte direkt die Nummer.

Sie ging dabei auf und ab, stellte sich auf Zehenspitzen und redete extrem laut, als sie anscheinend endlich ein wenig Empfang hatte und jemanden erreichte.

»Und?« , fragte er mit dem Rücken gegen das Auto gelehnt und eine Kippe rauchend.

»Ich weiß nicht, ob die mich gehört haben.« , sprach sie mit verzweifelter Stimme.

»Na ja ... dann ... warten wir halt mal ab.«

»Ja.« , nickte sie und hoffte, sie würden schnell Hilfe bekommen.

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt