𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 18

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»Ich hab' mich nur gewundert, weil du ... unangemeldet hier bei mir aufkreuzt.« , meinte Dag, als er Katharina in seine Wohnung ließ, nachdem er sich für seinen Tonfall entschuldigt hatte.

Sie stellte eine Stofftasche auf den Boden. »Hier sind noch Sachen von dir.«

»Oh. Ehm ... okay. Danke.«

»Ich habe noch zwei Tops bei dir und Unterwäsche.« , sprach sie.

Dag runzelte die Stirn. Hatte sie Kleidung hier? »Sicher?«

»Ja natürlich. Du hast mir mal den String zerrissen, falls du dich erinnerst. Deswegen hatte ich Ersatzunterwäsche und so in eine Schublade von dir gesteckt.«

»Oh.« Ja, er erinnerte sich. »Dann ... keine Ahnung, wo du sie hingetan hast, dann hol' sie dir.«

Katharina ging an ihm vorbei ins Schlafzimmer und kam einige Sekunden später auch mit ihrer Wäsche in den Händen wieder nach draußen. Sie nahm ihre Stofftasche, schüttete Dags Kleidung auf den Sitzsack und legte ihre nun hinein. Ihr Blick fiel auf das Buch, welches dort lag. »Hast du mich beklaut?« Sie hob es auf und sah es sich an. »Ja, das ist meins.« , stellte sie fest.

»Nein, also ... ja, es ist von dir, aber ... du hattest ja eh vor, es wegzuwerfen.«

Skeptisch betrachtete sie ihn. »Du liest so etwas?«

»Es ... es hat mich halt ... interessiert.« Das war ja keine Lüge.

»Das ist eine Liebesschnulze. Jugendliebe. Das ist nichts für dich.«

»Also ... das entscheide ich wohl schon ... selber.«

Sie lachte auf. »Dag, da geht es um Liebe. Etwas, was du nicht kannst und kennst.«

»Bist du immer noch sauer auf mich?« , fragte er aufgrund ihres Verhaltens und nahm das Buch wieder an sich.

»Sauer?« Sie lachte zum wiederholten Male auf. »Wieso sollte ich sauer sein? Ich hatte null Erwartungen, was dich betrifft.«

Dag erinnerte sich an ihre böse Mail, die sie ihm geschickt hatte. Selbstverständlich war sie sauer gewesen, doch er wollte dies jetzt auch nicht weiter erörtern. »Okay, dann ist ja alles ... gut.«

Sie nickte und ging wieder an ihm vorbei, bis sie schließlich stehenblieb und sich ruckartig zu ihm umdrehte. »Nein nichts ist gut. Du entschuldigst dich nicht einmal.«

»Weil?«

»Weil?!« Sie neigte ihren Kopf. »Ich wollte es beenden mit dir. Auf eine humane Art und Weise, weil ich einfach keinen Bock mehr auf dich hatte. Ich will mehr im Leben als eine dumme Fickbeziehung.«

»Ja, dann ... hast du ja jetzt ...«

»Merkst du es nicht. Du bist einfach gegangen. Du hast nicht einmal tschüss gesagt, oder den Mut gehabt mir zu sagen was los ist.«

»Ich ... ich hatte vorgehabt mit dir zu reden, aber mir ist etwas dazwischengekommen.«

»Dag, ich war nur duschen.« , meckerte sie. »Du hattest ja auch Zeit gehabt, meine Bücher zu durchsuchen.«

»Ich hab' nichts durchsucht.« , sagte er. »Das lag obendrauf, und ...«

»... und du wolltest mal ein bisschen Liebe lernen? Du kommst nicht mal ansatzweise an den Typen ran, über den sie geschrieben hat. Lies besser ein reines Sexbuch.«

Dag musste sich das Schmunzeln ein wenig unterdrücken. Schließlich war er der Protagonist dieses Buches. Doch ... so war er nach Lage der Dinge schon lange nicht mehr. Er war wieder der, der er vor Élaine war.

Möglicherweise war er es ja auch immer gewesen und nur für einen Augenblick ... nicht.

Höchstwahrscheinlich war das mit Élaine einfach mal eine Flucht von der Realität gewesen. Beziehungen waren nichts für ihn. Das war Fakt. Gefühle waren doch eh mit Schmerz verbunden. Er hatte es auf die harte Tour lernen müssen.

»Der Typ in der Geschichte war dumm.«

»Du hast es schon zu Ende gelesen?« , fragte sie.

»Ich weiß halt, wie es endet.«

»Sie hatte halt ihre Gründe. Aber geliebt haben sie sich ja trotzdem, und ...«

»Warte. Du ... du weißt, wieso sie gegangen ist?« , unterbrach er sie. Weshalb war ihm das nicht vorher eingefallen? Sie hatte das Buch gelesen. Katharina konnte ihm demzufolge doch berichten, ob irgendwo der Grund notiert wurde.

Argwöhnisch betrachtete sie ihn abermals. »Was ist mit dir los? Zum Büchernerd mutiert?«

»Hast du es komplett gelesen oder nicht?!«

»Natürlich habe ich es gelesen.« , gab sie als Antwort, während sie ihn noch verwirrter ansah.

»Warum ist Élaine gegangen?«

»Élaine? Du meinst Elea. Du kannst dir nicht mal den Namen merken?«

»Ja. Elea. Ich meine Elea. Sorry.«

Katharina betrachtete ihn wieder einige Sekunden und zuckte dann mit den Schultern. »Keine Ahnung.«

»Aber du sagtest doch gerade, sie hätte ihre Gründe gehabt.«

»Ja, das kann man doch herauslesen. Zwischen den Zeilen.«

»Also steht's nicht genau drin?«

»Warum dieses Interesse?«

»Einfach so.«

»Liest sie?« , fragte sie und legte ihren Kopf erneut seitlicher.

»Was? Wer?«

»Na, deine Neue.«

»Meine ... was?« Dag war irritiert.

»Die Neue, die du derzeit bumst. Weswegen du es mit mir beenden wolltest.«

»Ich hab' keine ... das war gar nicht der Grund.«

»Und warum verhältst du dich dann so komisch? Ich verstehe dein Interesse für dieses Buch nicht. Aber so, wie ich dich kenne, muss ja 'ne Schnalle dafür verantwortlich sein.«

»Weißt du jetzt den genauen Grund oder nicht?« Ihm war das zu blöd. Er musste sich doch nicht rechtfertigen, weshalb er an dem Inhalt eines Buches interessiert war.

»Irgendwas mit einem Arzt. Elea hat etwas herausgefunden und wollte Dain nicht mit hineinziehen. Sie wollte, dass er ein Leben ohne Sorgen haben sollte.«

»Was?«

»Mehr steht da nicht.« , gab sie an und machte wie gehabt kehrt und öffnete die Türe. »Keine Ahnung, ob's an einer Frau liegt, dass du dich so seltsam verhältst, aber wenn dem so ist, solltest du bei deiner nächsten Freundschaft plus die Freundschaft nicht so schleifen lassen.«

»Es tut mir ... leid.« , sagte er, als er die letzten Male Revue passieren ließ. Vielleicht hatte sie ja Recht, dass es zum Ende hin für ihn faktisch nur der Sinn der Befriedigung für ihn war, und ... mehr nicht.

Ändern konnte er es eh nicht, aber ... möglicherweise tatsächlich bei der Nächsten besser machen.

»Danke.« Sie lächelte ihn daraufhin minimal an. »Ich wünsche dir dennoch nur das Beste, Dag.«

»Danke ... dir auch.«

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt