𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 34

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Vincent betrachtete Dag und sah dann zu Nita. »Willst du zuerst?« , fragte er sie.

Sie nickte, atmete tief ein und begann. »Du hast vor ... sie zu belügen ... um sie weitersehen zu können?« , hakte sie nach, nachdem der Lockenkopf den Ansatz seines Planes hier nun vorgetragen hatte.

Dag nickte stolz. »Ja genau.«

»Nein.«

»Was nein?« Verwirrt blinzelte er die Verlobte seines besten Freundes an.

»Du kannst sie doch nicht belügen.«

»Das ist ja ... keine eigentliche Lüge.«

»Doch das ist es.«

»Nein, du verstehst nicht. Wenn ich das cancel dann seh' ich sie nicht mehr.«

»So hart es klingen mag, aber wenn sie sich nicht freiwillig mit dir ...«

»Nein.« , unterbrach er sie. »Ihr versteht das nicht. Sie kam ja auch zu den ...«

»Dag, ich will dir echt nichts Böses, aber ... wie wäre es mit der Wahrheit?«

Er schüttelte den Kopf. »Das geht nicht.«

»Weil?« , fragte Nita.

»Weil ... na ... weil ich die Wahrheit nicht kenn'.«

Vincent zog die Augenbrauen zusammen. »Was?«

»Ja, also ... ich will ... ich würde sie gerne ... weiterhin sehen, aber ... ich könnt ihr nicht genau sagen, wieso.«

»Aber du musst doch wissen, wieso.« , meinte er.

»Ja. Nein. Also Jein. Ich ...«

»Du stehst auf sie, das wissen wir. Das ist ein Ansatz. Bau darauf auf, wenn du mit ihr sprichst.«

»Sie sucht Élaine.« , sagte er. »Ich kann da nicht einfach raushauen, das ich auf sie stehe.«

»Das ist nicht das Hauptproblem.« , gab Nita von sich und band ihr rotes Haar zusammen. »Du stehst auf sie ... aber ...«

Vincent zog sie an sich und schüttelte den Kopf. »Es ist okay, wenn er das als Ansatz nimmt.«

»Inwiefern? Man sollte schon ...«

»Sie ist ein Beziehungsmensch.« , unterbrach er sie.

Nita schaute wieder zu Dag und legte den Kopf schräg. »Oh.«

»Nein nein nein. Stopp.« , sprach er hektisch. »Ich ... ich will ... ich versuch', das, was ich da ... fühle, mit in mein ... ich versuche, ... das einzubauen in ... mein ...«

»Und das ist das, was ich meine.« , mischte Nita ein weiteres Mal mit und hielt Vincent schonmal vorsichtshalber den Mund zu, damit er ihr nicht wieder ins Wort hineinfallen konnte. »Sie ist ein Beziehungsmensch. Wenn du es weißt, muss sie es dir ja auch ausdrücklich gesagt haben. Ich kenne sie nicht Dag, aber ... wenn sie das getan hat, benötigt sie Taten, Handlungen ... sie benötigt kein vielleicht, kein Schauen-wir-mal-was-draus-wird. Verstehst du?«

Er nickte halbherzig. »Ich kann doch nichts dafür, das ich ...«

»Das habe ich auch nicht behauptet, aber solange du nicht selber weißt, was du genau anstrebst, solltest du ... nichts in ihr wecken. Verstehst du?« , beendete sie erneut ihren Satz auf dieselbe Art und Weise.

»Aber wenn sie Élaine findet, dann ...«

»Was dann?« , sprach sie dazwischen. »Hast du Angst, dass du dich dann zwischen zwei Frauen entscheiden müsstest?«

»Nein.« Er schüttelte seinen Kopf. »Das ist es nicht.«

»Was dann?«

»Ich weiß es nicht.« Er wurde lauter und stand auf. »Das fickt mich momentan. Mein Kopf brodelt. Ich fühl' mich gut bei ihr. Jona ist ... anders ... irgendwie, und ... ich fühle etwas, was vorher nicht ...« Er fuhr sich nervös durch die Haare. »Ich will das nicht verlieren.«

»Dag, niemand feindet dich an oder verbietet dir etwas.« , sprach sie sanft. »Aber ... du scheinst sie zu mögen, und ... ich glaube nicht, dass du ihr wehtun willst, oder?«

Er blieb stehen und schüttelte seinen Kopf. »Nein, das will ich nicht.«

»Dann ... versuch', erst einmal herauszufinden, was du ...«

»Das geht nicht ohne sie.«

»Warum?«

»Weil ...«

»Warum Dag?«

»Ihr versteht das nicht. Ihr könnt mich nicht verstehen. Ich kann es nicht erklären, weil es einfach ein Gefühl ist.«

»Könnten wir ganz kurz abstoppen.« Vincent stand nun auf. »Wieso genau willst du Élaine nicht mehr suchen? Wegen Jona?«

»Nein, weil ... ich habe gemerkt, dass ... es unnötig ist.«

Sein bester Freund lächelte leicht. »Weil du realisiert hast ...«

»Ich war nur eine rebellische Phase von ihr.« , redete er dazwischen. »Mit unserer Beziehung konnte sie sich gegen ihre Familie auflehnen.«

»Stand das im Buch?«

»Nein, aber ... ich hab's ... gecheckt.«

»Dag, ich glaub' nicht, dass dies die Wahrheit ist.«

»Ich bin eigentlich hergekommen, damit ihr mich unterstützt einen Plan auszutüfteln, aber ...«

»Ich hab' dir gesagt, was ich davon halte. Du wirst ihr damit keinen Gefallen tun.« Nita blieb sitzen, lehnte sich jedoch mehr vor. »Was machst du, wenn sie Gefühle für dich entwickelt, aber du merkst, es war nicht das, was du wolltest?«

»Ich bin kein böser Mensch.«

»Das habe ich auch nicht behauptet Dag. Ich weiß sehr wohl, das du kein schlechter Mensch bist, aber ... ich bin eine Frau. Ich kenne das Gefühl, wenn jemand etwas in einem weckt, und dann ...«

»Das hast du nicht nur als Frau.« , meinte Vincent. »Das geschieht auch dem männlichen Geschlecht.«

»Natürlich. Aber ... sie hat ja schon gesagt, sie ist auf eine Beziehung aus. Sie träumt wahrscheinlich von der großen Liebe, und ... Dag ist nicht gerade bekannt dafür ... sich darauf einzulassen.« Sie sah ihn nun wieder an. »Das heißt nicht, das ich dich schlechtreden will, aber ...«

»Ja, ich weiß.« , sagte er. »Aber ... ich muss für mich ...« Er überlegte nach den geeigneten Worten und gab dann doch auf. »Ich ... gehe jetzt.«

»Dag, niemand ...«

»Ich weiß Vinne, aber ... ihr könnt mir im Grunde gar nicht helfen. Ich muss da alleine den richtigen Ansatz und den anschließenden Weg finden. Es war dumm von mir überhaupt damit anzufangen.«

»Das stimmt nicht. Du suchst nach einem Rat. Und das ist richtig Dag.« Er sah nun abwechselnd von seiner Verlobten auf seinen besten Freund. »Ihr habt beide Recht. Es wäre nicht richtig, Jona zu belügen, solange du dir nicht eingestehst, was du willst. Was du tatsächlich willst. Und damit meine ich, dass du weißt, was du willst, sonst würdest du es ja nicht so hart wollen, verstehst du?!«

Dag bewegte sich nicht und sah Vincent mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Ich ... geh' jetzt.«

»Okay. Aber ... wie schon gesagt. Du kannst selbstverständlich jederzeit mit uns ...«

»Ja, aber ...«

»Nein hör zu Dag. Wir warnen dich lediglich. Wir akzeptieren es jedoch auch, wenn du es trotzdem machst, und werden dir beistehen, auch wenn es schiefgeht. Das nennt sich Freundschaft.«

Dag lächelte leicht. »Danke.«

»Du musst dich nicht bedanken. Wir sind da für dich. Jederzeit.« Er begleitete ihn bis zur Türe, nachdem der Lockenkopf schon voranschritt. »Ich mein's wirklich so. Komm her, oder meld' dich, sobald es dir scheiße geht. Egal, was der Grund ist, oder wie bescheuert es dir eventuell vorkommt. Du musst dich nicht schämen. Für rein gar nichts. Ich werde immer ein offenes Ohr haben.« Vincent drückte ihn an sich. »Du packst das.«

Mein Leben ist nicht wie ein Film, es ist wie ein BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt