Kapitel 47

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Der besagte Laden war ein kleiner Tante Emma Laden, nicht mit den Supermärkten in London zu vergleichen.

Dennoch hatten wir uns mit dem Nötigsten eindecken können. Der Laden befand sich in einem kleinen Dorf. Es bestand aus einer Kirche, einer schmalen Gasse mit kleinen Geschäften, die sich mit handgemachten Waren über Wasser hielten, besagtem „Supermarkt" und einigen Häuser, eins windschiefer als das Andere. Nach außen hin gingen die einfachen Wohnhäuser in kleinere Höfe über, bis am Ende nur noch einzelne Bauernhöfe auf den Ländereien verteilt standen. Hin und wieder tauchte ein einsam stehendes Ferienhaus aus, ähnlich dem unseren, doch sie schienen alle ihre besten Tage bereits hinter sich gebracht zu haben.

Wir hatten uns etwas leckeres gekocht und saßen nun in dem kleinen Wohnzimmer.

„Die Gegend ist ruhig, es gibt kaum Durchgangsverkehr und es sollten nicht wirklich ungebetene Gäste hier auftauchen", berichtete Barty.

In den letzten Stunden hatte er sich zusehends entspannt, doch ein letzter Schatten lag noch auf seinem Gesicht.

„Das ist gut", meinte ich kopfnickend. Ich verlagerte mein Gewicht in dem kuscheligen Sessel und beugte mich vor, in Richtung Barty. „Was ist mit dir?"

Barty setzte sich auf dem Sofa auf und schaute mich irritiert an. „Was soll sein?"

„Naja", ich stockte und überlegte, wie ich die folgenden Worte am Besten aussprechen sollte. „Es muss schwer sein, wieder in die Vergangenheit abzutauchen, oder?"

Augenblicklich verspannten sich die Muskeln in seinem Gesicht. Ich konnte Bartys Kiefer aufeinander mahlen sehen, doch schließlich entspannte sich die Mimik wieder. „Ja und nein. An diesen Ort habe ich eigentlich nur glückliche Erinnerungen, da ich hier meist unbeschwerte Stunden mit meiner Mutter verbracht habe. Tagsüber haben wir entweder eine Wanderung ans Meer gemacht und haben dort den Tag verbracht, oder wir haben stundenlang draußen Verstecken oder Fangen gespielt. Abends hat sie mir dann Geschichten vorgelesen oder erzählt. Ganz am Anfang hatten wir noch einen kleinen Gemüsegarten hinterm Haus. Diesen haben wir über Stunden gepflegt, uns Tomaten oder Beeren abgepflückt und gegessen oder abends gemeinsam Gerichte aus unserer Ernte gezaubert." Sein Blick wurde trüb, als würde er die Erinnerungen gerade noch einmal durchleben.

Ich wusste, ich würde diese Glückseligkeit mit meiner nächsten Frage zerstören, doch ich war zu neugierig. „Und was hat dein Vater in der Zeit gemacht?"

Wie zu erwarten, wurde Bartys Gesichtsausdruck grimmig. „Der hat gearbeitet. Manchmal sind meine Mutter und ich alleine hier her gekommen, um Urlaub zu machen. Wenn er dann doch mal dabei war, hat er meist den ganzen Tag hier im Esszimmer gesessen und Briefe beantwortet oder geschrieben. Er konnte selbst hier nicht abschalten. Wenn meine Mutter ihn gezwungen hat, mit uns die Zeit zu verbringen, waren unsere Ausflüge genaustens zeitlich getaktet und er langweilte uns mit irgendwelchen sinnlosen Anekdoten, über Geschehnisse oder Örtlichkeiten, die keinen interessierten. Es gab eine Zeit, in der ich meine Mutter gefragt habe, ob wir nicht alleine Urlaub machen können. Sie wusste, wie sehr ich unter meinem Vater zu leiden hatte und ist mit mir hier her geflohen. Ich habe ihr auch hier von uns beiden erzählt. Sie war überrascht, dass ich eine Freundin hatte. Doch dann hat sie sich gefreut und begann zu planen, wann wir dich mal hier her einladen könnten. Dazu ist es dann aber nie gekommen. Kurz nach unserem Urlaub wurde ihre Krankheit diagnostiziert. Ihr Zustand verschlechterte sich rapide, die Heilungsmethoden schlugen nicht an."

Ich schluckte. Wir waren auf direktem Weg in Bartys dunkle Jahre. Doch ich wollte ihn nicht unterbrechen. Vielmehr wollte ich die Geschichte endlich einmal aus seiner Sicht hören.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 17 ⏰

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