Kapitel 4

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Die Stunden bis zum Spiel stellten sich als anstrengender heraus, als ich dachte. Unzählige Zauberer schienen nicht in der Lage zu sein, sich unauffällig zu benehmen und auch mehrmaliges Ermahnen führte nicht zum Ziel. Einmal hatte ich meine Fassung verloren und einen Zauberer mit der Ganzkörperklammer belegt. Ich erlöste ihn erst, nachdem ich alles magische an seinem Zelt beseitigt hatte. Der gute Mann war im Anschluss so verängstigt, dass er mir schwor, er würde nichts weiter machen, als still in seinem Zelt auf das Spiel zu warten. Interessanterweise funktionierte dies. Er kam erst wieder aus seinem Zelt, als es Zeit war zu gehen.

Wieso hatte ich das nicht mit allen gemacht, die mich nervten?

Zum Glück war ich während des Spiels in der Ministerloge eingeteilt. So hatte ich einen guten Blick auf das Spiel und ruhiges Publikum. Ich stellte mich in eine der hinteren Ecken und belauschte und beobachtete die Personen vor mir. Die Malfoys saßen da, auch Arthur und seine Kinder waren hier. Genauso wie ein paar Ehrengäste des Ministers und die bulgarische Delegation. Einer ihrer Auroren war auch hier eingesetzt, aber ich hatte mit ihm nichts zu tun.

Mein Blick blieb an zwei Stühlen hängen. Auf dem einen saß ein kleines Wesen, welches ich als Hauselfen identifizieren konnte. Sie schien Angst zu haben. Jedenfalls murmelte sie als etwas vor sich hin und hielt sich die Augen zu. Hermine sprach sie an. Dann konnte ich den Namen des Hauselfen hören. Winky.

Mein Blut gefror in meinen Adern und erschrocken riss ich meine Augen auf.

Ausgerechnet heute hatte ich einmal gegen mein eigenes Credo verstoßen und trug meinen Ring. Reflexartig griff ich nach diesem und drehte ihn nervös.

Der Stuhl neben Winky war leer. Sie hielt ihn für Crouch frei.

Professionell bleiben, Kate, professionell bleiben dachte ich mantraartig.

Ich wollte ihn nicht das Spiel über vor mir haben.

Doch zum Glück hatte ich das auch nicht. Crouch ließ sich nicht eine Sekunde blicken. Das Spiel endete ereignislos.

Wie eingeteilt, überwachte ich den Rückweg der Fans mit anderen Auroren zusammen. In aller erster Linie ging es darum, dass sie nichts verrücktes taten. Die Stimmung bei den Bulgaren war nicht sonderlich gut, wir mussten aufpassen, dass sie sich nicht mit den Iren anlegten.

Alles verlief friedlich. Wir warteten noch einige Zeit und als es insgesamt ruhig war, verabschiedete ich mich. Nun war ich dran, mich einige Stunden aufs Ohr legen zu dürfen. Ich hatte mich noch nicht ganz dem Zelt genähert als die Stimmung umschwang.

Eine nicht genau abzählbare Gruppe von schwarzgekleideten und maskierten Zauberern bahnte sich seinen Weg durch die Zelte. Alles in ihrer Nähe wurde in Brand gesetzt und zu meinem Entsetzen erkannte ich, dass die Familie des Platzbetreibers über ihren Köpfen schwebte. Alarm zu schlagen war unnötig. Alle hatten es mitbekommen. Ich sah die Ministeriumsangestellten auf die Gruppe zu rennen, während die Zivilisten alle flohen.

Verdammt, das musste ja jetzt so kommen.

Ich rannte, so schnell ich konnte, in den Trubel.

„Armstrong, du gehst mit auf die rechte Seite!", schrie Dawlish, als ich in seiner Nähe war.

Ich nickte und rannte zu meinen Kollegen. Sie waren wenige und hatten größte Mühe, ihre Flanke zu schützen. Ich unterstützte so gut ich konnte, bis ich abgelenkt wurde. In der Menge, nicht weit von mir entfernt, konnte ich die Weasley Kinder sehen. Auch Harry und Hermine waren bei ihnen.

„Aufpassen, Armstrong!", schrie Pope, der sich neben mich stellte und einen Fluch blockte.

„Danke", meinte ich atemlos. Das war knapp gewesen. Aber wenn die nicht spielen wollten, dann wollte ich auch nicht...

Ich feuerte mit allem, was mir einfiel, gegen sie. Manche Kollegen warfen mir leicht ängstliche Blicke zu. Die Psychopatin in mir war erwacht.

Ja, ich gebe zu, ich war vielleicht nicht ganz so harmlos wie die anderen. Meine Karriere und meine hohe Quote verdankte ich meiner etwas mangelnden Empathie. Wenn andere über Leichen gingen, dann tat ich das auch. Nur, um die Anzahl der Leichen gering zu halten.

Das ganze Szenario hatte sich weitestgehend gelöst, der Zeltplatz war verwüstet und menschenleer. Ich lief zwischen den Überresten der Zelte entlang und suchte nach Verletzten und nach versteckten Angreifern. Als ich ein Geräusch hörte, schaute ich auf. Ich hatte den Platz überquert und stand am Waldrand.

Arthur kam auf mich zu gerannt. Atemlos erzählte er mir, dass er Harry nicht finden könne. Ron und Hermine wären ebenfalls verschwunden, als sie sein Fehlen bemerkt hatten.

Ich versprach ihm zu helfen und betrat den Wald. Immer weiter lief ich durch ihn, bis ich drei Personen fand.

Erleichtert stellte ich fest, dass es sich um die drei vermissten Teenager handelte.

Ich trat zu ihnen und die drei schreckten zu mir herum.

„Alles gut, ich will euch nichts tun. Wir suchen nach euch", beruhigte ich sie. „Ich bin Kate."

„Ich habe dich schon einmal gesehen", meinte Hermine. „Du hast heute Morgen mit Mr. Weasley gesprochen. Du warst die Aurorin, oder?"

„Ja, und ich werde euch jetzt auch zurück zu Mr. Weasley bringen." Ich wollte mich gerade mit ihnen auf den Weg machen, als ein Knacken von Holz von der anderen Seite der Lichtung zu hören war.

„Runter!", raunte ich den dreien zu und drehte mich ruckartig herum.

Was ich dann sah, schockte mich. Das konnte nicht sein. Das war unmöglich. Er war tot. Und das schon lange.

Ehe ich mich aus meiner Schockstarre lösen konnte, sprach der Mann einen Zauber und flüchtete. Das dunkle Mal erschien am Himmel.

Ich war immer noch geschockt, als eine Gruppe Menschen auf die Lichtung apparierte und versuchte uns zu schocken. In die Realität zurückgekehrt, wehrte ich dies geistesgegenwärtig ab.

„Hey, ich bin es, Armstrong!", brüllte ich in ihre Richtung.

Arthur löste sich aus der Menge, als er die Kinder sah.

Crouch wedelte gefährlich mit seinem Zauberstab durch die Gegend und beschuldigte uns alle, dafür verantwortlich zu sein.

Vor meinen Augen spielten sich hingegen wieder nur die letzten Minuten ab. Er konnte es nicht sein. Mein Gehirn musste mir einen Streich spielen.

„Armstrong!", blaffte mich Crouch an.

„Was?", fragte ich bissig zurück.

„Die Drei hier sagen, es wäre ein Mann auf der Lichtung gewesen. Er hätte das Mal heraufbeschworen. Stimmt das?"

Ich nickte.

„Wo ist er hin?", fragte nun Amos Diggory.

Ich zeigte auf die entsprechende Stelle und Diggory machte sich auf den Weg.

Er fand jemanden, oder besser etwas. Es war eine geschockte Winky. Crouch erbleichte. Ich beobachtete ihn ganz genau. Er wurde nervös. Schweißperlen bildeten sich in seinem Gesicht. Er wirkte gehetzt und redete fast schon wirres Zeug. Dann verschwand auch er in den Wald, kam aber kurz darauf zurück.

Winky war mittlerweile ansprechbar. Sie konnte sich an nichts erinnern. Crouch wirkte auf mich ein bisschen zu aufgebracht. Natürlich, eine Elfe, seine Elfe, die den Zauberstab von Harry Potter klaute und damit das dunkle Mal beschwor, war schlimm. Aber nicht so sehr, wie Crouch sich hier gerade aufführte.

Er entließ Winky noch an Ort und Stelle.

Mein Misstrauen war geweckt.

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