Kapitel 34

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Wir hatten die Nacht beide an den Bettkanten verbracht, die Rücken einander zugewandt. Dementsprechend schmerzhaft war das Aufstehen. Ich ging zu meinem Schrank, schnappte mir einige Klamotten und flitzte ins Bad.

Zehn Minuten später kam ich zurück.

Barty grinste mich vom Bett aus an. „Hast du nicht was vergessen?"

Irritiert musterte ich ihn. „Was soll ich vergessen haben?"

„Deinen Gefangenen?!"

Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Kannst du jetzt mal mit diesem Schwachsinn aufhören?"

„Hast du so ein großes Vertrauen in mich, dass ich nichts mache?"

„Nein! Aber du kannst hier eh nicht weg."

Mein Magen knurrte. Das Geräusch hallte in der entstandenen Stille durch das ganze Zimmer. Mir kam, dass ich gestern nicht nur die Besprechung, sondern auch das Abendessen verpasst hatte. Bereits jetzt von Barty, der mich angrinste, genervt, drehte ich mich um und ging. Er stand auf und folgte mir wie selbstverständlich.

Mir blieb nichts anderes übrig, als es hinzunehmen. Auch er hatte ein Anrecht auf Essen und ich konnte ihn vielleicht wirklich nicht so lange unbeaufsichtigt in meinem Zimmer lassen.

Wir gingen die Treppe hinunter. Während ich mich nach rechts drehte und die Halle durchquerte, drehte er sich nach links und öffnete die Haustür.

Sofort hatte ich meinen Zauberstab gezückt und richtete ihn auf ihn.

„Ganz ruhig", meinte Barty, als er die Tür schloss. „Aber so viel zum Thema, ich könne nirgends hin. Es wäre ein leichtes, hier herauszukommen."

„Wag es dich!", drohte ich ihm.

„Keine Sorge, ich habe es nicht vor."

Den Weg in die Küche hinunter, ließ ich ihn nicht mehr aus den Augen.

Als wir dort ankamen, schauten unsere Mitbewohner auf.

Ich wurde freundlich begrüßt, doch Barty bekam nur herablassende und skeptische Blicke ab. Sein Morgengruß änderte auch nichts daran.

Molly kam und stellte uns beiden schweigend Teller hin. Anschließend landeten Toast, Rührei, Speck und einiges an gebratenem Gemüse darauf.

Die Kinder beobachteten uns. Fred und George schauten grinsend zwischen uns hin und her, Hermine und Ginny trauten sich kaum, Barty anzusehen und Harry und Ron sahen aus, als würden sie gleich explodieren.

Sirius genoss die Situation ziemlich, auch wenn ich den Verdacht hatte, dass er sich für mich zusammenriss.

Barty behielt seine Umgebung misstrauisch im Auge.

„Du bist also der ominöse Mann in Kates Leben", durchbrach schließlich einer der Zwillinge die Stille und wackelte mit den Augenbrauen in Richtung Barty. Alle hielten die Luft an. Molly haute ihn mit dem Geschirrtuch, welches sie gerade in den Händen hielt.

Barty jedoch stoppte das Essen und schaute zu ihm auf. „Und wenn?"

„Er ist nicht der ominöse Mann in meinem Leben!", fuhr ich dazwischen. „Es gibt in meinem Leben keinen Mann!"

Die Zwillinge lachten. Molly brachte sie mit einem strengen Blick zum Schweigen und schickte danach alle Kinder aus dem Raum. Diese zogen unter Protesten ab.

Nun schien Sirius' Moment gekommen zu sein, denn er lehnte sich vor: „Ich weiß nicht, was das mit euch beiden ist, aber ich garantiere dir, dein Leben endet in dem Moment, in dem du Kate verletzt!"

Mit einem harten Blick fixierte er Barty.

Dieser verdrehte die Augen und legte sein Besteck weg. „Ich würde Kate niemals etwas antun! Diesen ganzen Scheiß hier ertrage ich nur für sie! Glaubt mir, ohne Kate, würde keiner von euch mehr leben!"

Molly starrte entsetzt zu Barty.

Sirius spannte sich ebenfalls an. „Pass auf, was du sagst, Crouch!"

Ich holte tief Luft. Wissend, was nun gleich passieren würde.

„Nenn mich nicht bei dem Namen meines Vaters, Black!", zischte Barty bedrohlich.

Sirius lachte. „Aber wurdest du nicht nach genau diesem benannt?" Die Schadenfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Barty war aufgesprungen, ich ebenfalls, um ihn fest zuhalten.

Sirius sprang ebenfalls auf. Er tat dies mit so viel Schwung, dass sein Stuhl nach hinten umfiel. Keiner der Männer schien das bemerkt zu haben. Sie standen sich, über den Tisch gebeugt, gegenüber. Ihre Gesichter berührten fast einander und sie starrten sich feindselig an.

Ich hatte alle Mühe, Barty zu halten, während Molly versuchte, Sirius zurückzuziehen.

Schließlich gab ich auf und ließ Barty los.

„Könnt ihr diesen Mist sein lassen?", schrie ich sie an. Meinen Zauberstab hatte ich in all dem Trubel vergessen. Tränen stiegen mir in die Augen und ich tat mein Bestes, den Raum schnellstmöglich zu verlassen. Vor der Tür wäre ich fast mit den Kindern zusammengestoßen, die nun entsetzt auseinander stoben.

„Was habt ihr euch dabei gedacht? Denkt doch mal an Kate!", konnte ich noch Molly schimpfen hören. Ihre Stimme bebte.

So schnell mich meine Füße trugen, rannte ich hinauf in mein Zimmer. Dort schmiss ich die Tür hinter mir zu und schrie mir meinen Frust so laut aus der Seele, dass Mrs. Black ein Stockwerk unter mir losschrie.

Was war nur aus meinem Leben geworden?

Die Tür öffnete sich und Barty kam herein.

Er fand mich auf dem Boden sitzend vor.

Sofort kam er zu mir und hockte sich vor mir nieder.

„Kate", meinte er und legte seine Hand an meine Wange.

Ich schlug seine Hand weg. „Lass mich!", fauchte ich ihn an.

Meine Augen waren verweint, die Mascara verschwommen und meine Nase lief. Alles in allem nicht unbedingt das Erscheinungsbild, was ich vor ihm abgeben wollte.

Barty stand wortlos auf und ging zum Sofa. Dort ließ er sich nieder und beobachtete mich schweigend. 

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