Kapitel 9

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Die nächsten Wochen spielte ich mal wieder das Mädchen für alles für meine Kollegen. Nebenbei recherchierte ich nach möglichen Verdächtigen in Hogwarts. Crouch hatte gegen seine Ankündigung nichts an Scrimgeour weiter gegeben. Moody sei Dank.

Die Besprechungen mit Crouch und seinem Team waren meist öde und theoretisch. Wir wussten von den Drachen für die erste Aufgabe. Ein Teil des Teams sollte sich mit den Drachenpflegern zusammen tun und alle Sicherheitsaspekte durchgehen.

Ich wurde, wie gewöhnlich, für den Schutz von Crouch und Co. eingeteilt. Das hieß, ich würde mich auf einer der Tribünen wiederfinden und zuschauen.

Meine Akte wurde immer dicker, je mehr Beobachtungen ich machte.

Tonks schaute mehrmals über die Trennwand und versuchte etwas mitzubekommen, doch meine persönliche Aufgabe verbarg ich auch vor ihr.

„Hey, Kate."

„Hi, Tonks", murmelte ich ohne aufzuschauen.

„Wie wäre es mal wieder mit einem richtig tollen Mädelsabend? So wie früher."

Nun schaute ich doch auf.

„Das klingt super."

„Perfekt. Dann nach Feierabend?"

„Ich muss mich erst noch fertig machen."

„Super, dann komme ich mit zu dir." Tonks wandte sich lachend ab.


Dann war es also so weit. Tonks stand bei mir vor dem Spiegel und veränderte ihr Aussehen, bis sie zufrieden war.

Ich hatte mich für das kurze Schwarze entschieden, High Heels, halb hochgesteckte Locken und ein Party Make-up.

Danach ging es los.

Wir betraten die erste Bar.

Einfach mal wieder zusammen sitzen, etwas trinken und reden. Was hatte ich das vermisst. So gesittet unser Abend anfing, so katastrophal endete er.

Wir hatten uns jünger fühlen wollen und waren nach der Bar in einen Club gegangen, wo wir die Nacht zum Tag gemacht hatten.


Mit dem Kater meines Lebens saß ich nun bei Crouch im Besprechungsraum. Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, mich umzuziehen, was Crouch an den Rand seiner Fassung gebracht hatte. Zudem war ich nicht in der Lage die Sonnenbrille auszuziehen, da das Licht meine Kopfschmerzen verschlimmerte.

Und ich genoss Crouchs Stimmung. Wir würden bald zur ersten Aufgabe reisen. Für mich hieß das, dass ich keine Zeit zum Umziehen hatte und in Hogwarts einen Wahnsinnsauftritt hinlegen würde.

 In Hogwarts angekommen, war ich der Mittelpunkt. Das kurze, enge Kleid verdrehte den armen, kleinen, pubertierenden Jungs ordentlich den Kopf, was ich mit einem spöttischen Grinsen quittierte. Bagman war ebenfalls hin und weg und fragte mich mehrere Male, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm auszugehen.

„Ach, komm, Armstrong, hab dich nicht so. Du und ich und ein lustiger Abend", witzelte er erneut neben mir.

„Sie hat mehrfach abgelehnt. Versteh es endlich", knurrte Moody ihn im Vorbeigehen an.

Was war denn mit dem los?

„Hey Moody, dich habe ich nicht gefragt. Armstrong kann für sich reden und ich denke, sie muss sich nur noch einen Ruck geben."

Crouch warf uns einen vernichtenden Blick zu, ging aber weiter. Wenigstens einer.

Moody drehte sich zu Bagman um und schaute ihn an, als würde er ihn gleich töten.

So langsam machte der Typ auch mir angst. Vor allem, wie er mich ständig musterte. Ja, ich war nicht unbedingt diensttauglich angezogen, aber das hieß noch lange nicht, dass alle jetzt hormonell gesteuerte Idioten werden mussten.

Ich nahm meine Position ein und ein Drittklässler aus Ravenclaw musterte mich ängstlich, während ein Siebtklässler aus Slytherin seine Flirtkünste bei mir ausprobierte. Herrgott, das würde ein langer Tag werden.

Unauffällig beobachtete ich Moody, wie er Harry etwas abseits hielt und mit ihm sprach. Eigentlich würde ich das gut finden, doch ich war mir immer noch sicher, dass etwas nicht mit ihm stimmte.

Crouch ins Zelt der Champions zu begleiten, brauchte ich nicht. Ich blieb auf meinem Platz und wurde erzieherisch streng von McGonagall begutachtet. Sie schürzte ihren Mund wie immer, wenn ihr etwas nicht gefiel, sie aber nichts sagen wollte.

Ich lächelte ihr wissend zu. Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

Dann ging es endlich los.

Die ersten drei Champions beobachtete ich ohne Gefühlsregung. Sie waren alt genug und hatten sich freiwillig beworben. Warum sollte ich jetzt Mitleid mit ihnen haben?

Doch bei Harry sah die Sache anders aus. Um ihn machte ich mir wirklich Sorgen. War er denn schon so weit, um es mit einem Drachen aufzunehmen? Vorsichtshalber zückte ich meinen Zauberstab. Ich war bereit, gegen die Regeln zu verstoßen und Harry zu retten, wenn es sein musste. Ungeachtet der Konsequenzen.

Doch Harry schaffte es. Er konnte den Drachen ablenken und sich das Ei holen. Erleichtert packte ich den Zauberstab wieder weg.

Snape warf mir einen wissenden Blick zu, den ich erwiderte.

Die Richter trafen sich zur Besprechung und ich folgte in einigem Abstand. Wo ich auch hinkam, die Blicke waren mir sicher. Hin und wieder zog ich einen Mundwinkel hoch, denn eigentlich genoss ich die Aufmerksamkeit.

Moody musterte mich bei meinem Eintreffen erneut und dieses Mal hatte ich das Gefühl, er könnte unter meine Kleidung schauen. Das war eindeutig nicht mein Mentor. Ich war für ihn immer mehr wie eine Tochter gewesen. Nicht ein Mal hatte ich das Gefühl, dass Moody mich als Frau sah.

Crouch verzog die Miene, als ich mich hinter ihn stellte. Bei ihm war ich mir ebenfalls sicher, dass er mich nicht als Frau wahrnahm. Dafür war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wie hatte es eigentlich seine Frau mit ihm ausgehalten? Wie er seinen Sohn behandelt hatte, wusste ich gut genug. Tränen stiegen unbeabsichtigt in meine Augen und ich versuchte alles, um sie zurückzudrängen. Meine linke Hand glitt an den rechten Ringfinger. Heute hatte ich den Ring wieder aus. Meine Finger fuhren die Haut an der Stelle nach, wo er eigentlich immer saß.

Komm auf andere Gedanken, Kate, schalt ich mich selbst.

Ich versuchte einfach dem Gespräch zu folgen, als ich Blicke in meinem Rücken merkte. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Schnell drehte ich mich um und sah Moody in einigem Abstand. Sein Blick fixierte mich. Dann folgte er meinen Händen und sah die ringlose Stelle an meinem Finger. Ein kurzer Anflug von Traurigkeit lag auf seinem Gesicht, verschwand aber sofort wieder, als er meinen Blick bemerkte.

Dann ging er zurück zu Harry.

Die Punktrichter hatten entschieden und verkündeten die abschließende Wertung. Endlich würde es wieder nach Hause gehen.

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