Stöhnend drehte ich mich. Ich lag weich und warm. Es war behaglich und es roch nach Barty, wie ich feststellte. Zufrieden seufzte ich.
Nur langsam setzten sich die Geschehnisse des gestrigen Tages wieder zusammen. Das Ministerium, der Kampf, Sirius, Voldemort, die Rückkehr ins Hauptquartier, Barty, der mit seinem Zauberstab in mein Gesicht zielte...
Schlagartig war ich wach und setzte mich auf. Ich war in meinem Bett. Die Decke rutschte von meinem Oberkörper herunter. Was hatte Barty mit mir gemacht?
Mein Blick huschte aufgescheucht durch den Raum und blieb auf dem Sofa gegenüber hängen. Darauf saß Barty und beobachtete mich aufmerksam. Nachdem er keinen Versuch unternahm, ein Gespräch zu beginnen, schob ich die Decke energisch zur Seite und setzte mich an die Bettkante. Mein Blick verdüsterte sich, als ich ihn fokussierte.
„Was hast du gemacht?", fragte ich vorwurfsvoll.
Barty erhob sich und schlenderte gelassen auf mich zu. Seine Mimik war voller Mitgefühl und Fürsorge.
„Du warst aufgelöst und aufgeregt. Aber du brauchtest dringend Schlaf. Also habe ich dich schlafen gelegt. Zugegeben, es war nicht die feine englische Art." Er hob ergebend die Hände und grinste mich schief an. Einen Moment drohte ich seinem Charme zu erliegen. Ich hatte diesem noch nie lange Standhalten können und das wusste Barty. Mit aller Macht versuchte ich in der Gegenwart und bei unserem Gespräch zu bleiben. Ich atmete tief ein und streckte meinen Rücken durch, dann schaute ich entschlossen zu ihm auf. Mein Blick blieb hart auf ihm hängen.
„Ich habe nichts weiter gemacht. Na ja, ich habe deine Wunden versorgt. Sie waren nicht weiter schlimm, aber jetzt sind sie versorgt. Nur deine Zunge sieht noch mitgenommen aus. Was ist passiert, dass du dir so heftig darauf gebissen hast?"
Ich fuhr mit der Zunge die Zähne entlang und spürte die Wunde an der rechten Seite. Dann glitt mein Blick an meinen Armen entlang. Die Kratzer waren verschwunden und die Risswunde, die ich mir im Kampf zugezogen hatte, war geschlossen und nur noch als weißer Strich erkennbar.
Ich ließ den Kopf hängen. Tränen traten erneut in meine Augen.
„Bist du bereit, darüber zu reden?", hakte Barty vorsichtig nach. Seine linke Hand legte sich unter mein Kinn und hob es an.
Unsere Blicke trafen sich. Während meiner tränenverhangen war, war seiner voller Liebe und Mitgefühl.
Ich holte tief Luft und erzählte ihm alles. Auch von Averys Erzählungen und Bellatrixs Bemerkung.
„Was hat er damit gemeint?", endete ich schließlich. Mit meinem Handrücken wischte ich die letzten Tränen weg und fokussierte Barty erneut. Ich wollte endlich Antworten.
Barty verlagerte unbehaglich sein Gewicht, doch mein Blick blieb fordernd an ihm haften. Dieses Mal würde ich nicht nachgeben.
„Avery ist durch. Das war er schon immer, aber scheinbar heute noch mehr als damals", meinte er ausweichend.
„Nein, Barty. Er wirkte sehr klar. Ich weiß, du verheimlichst mir was. Und das, was ich gestern erfahren habe, lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Die Nummer zwei?"
„Er übertreibt."
„Nein! Avery war schon immer eigen, aber in diesem Punkt glaube ich ihm."
„Du glaubst ihm, aber nicht mir?"
Ich seufzte. „Ja. Es macht Sinn. Es erklärt einiges. Aber ich möchte es von dir hören." Entschieden schaute ich ihn an.
Barty stöhnte. Dann beugte er sich vor zu mir. „Ich weiß, du kannst und willst es nicht mehr hören. Aber, eines Tages erzähle ich dir alles. Solange musst du mir vertrauen. Auch, wenn das viel verlangt ist. Je weniger du weißt, desto besser ist es."
Ich schnaubte unzufrieden. „Ich kann dir nicht vertrauen. Und nach gestern Abend erst recht nicht."
Barty wirkte zunehmend ungehaltener, doch er riss sich zusammen und sprach ruhig weiter: „Ich kann nichts daran ändern, die Dinge sind so, wie sie sind. Und entweder, du vertraust mir und wir machen gemeinsam weiter oder..."
„Oder?" Ich zog fragend eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Oder du machst uns beiden das Leben echt schwer. Ich schwöre, ich habe immer nur das Beste für dich im Sinn gehabt. Alles, was ich getan habe, war für dich. Du verstehst es nicht, du kannst es nicht verstehen. Irgendwann kommt der Tag, an dem du alles erfährst, aber er ist noch fern. Solange muss ich damit leben, dass du mir nicht traust und du mit der Ungewissheit. Ich kann es nicht ändern."
Damit stand er auf. „Es ist alles gepackt. Du kannst dich frisch machen und dann verschwinden wir."
Erst jetzt bemerkte ich die gepackte Tasche.
Langsam erhob ich mich von dem Bett, packte die Sachen, die Barty bereit gelegt hatte und ging ins Bad.
Nach einer letzten Dusche in diesem Haus kehrte ich zurück.
„Wie lautet der Plan?", fragte ich Barty, als wir in der Eingangshalle standen.
„Überleben", gab er lediglich zurück.
Ich ließ meinen Blick durch die Eingangshalle schweifen. Das Haus kam mir noch trostloser vor. Sirius war nicht mehr hier. Er würde dieses Haus nie mehr betreten. Der Orden würde sich vermutlich ebenfalls nach einer neuen Bleibe umschauen. Die Erinnerungen an Sirius waren überall präsent. Ein Schatten schien sich nach dem gestrigen Tag auf die alten Gemäuer gelegt zu haben, der alles mit Trauer und Wut erfüllte.
Barty öffnete die Haustür und trat die Stufen hinunter. Ich folgte ihm schweigend. Mit einem letzten Blick auf das Haus disapparierten wir Hand in Hand.

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Always
FanfikceUm den Schatten der Vergangenheit zu verdrängen, lebt Cathrine für ihre Arbeit als Aurorin. Einzig ihre beste Freundin Tonks kennt die Wahrheit und das Geheimnis über Cathrines erste Liebe. Zumindest, bis die Ereignisse sich überschlagen und Cathrin...