Kapitel 27

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Tonks war diese Nacht bei mir eingeschlafen und so kuschelten wir die ganze Nacht miteinander. Am nächsten Morgen stand sie bei Zeiten auf, da sie ins Ministerium musste.

Ich blieb liegen. Sonderlich scharf darauf, mein Zimmer zu verlassen, war ich nicht. Eigentlich wollte ich niemandem gegenüber treten. Nicht nach der Offenbarung des letzten Abends. Kurz resümierte ich, wie mein Leben aktuell war. Das Ergebnis war ernüchternd. Meine Karriere hatte ich zugunsten Dumbledores an die Wand gefahren, ich trauerte meiner ersten Liebe hinterher, die nebenbei ein Todesser war. Nein – ich war sogar die Verlobte eines Todessers. Mein Zuhause hatte ich verlassen, um in einem Versteck zu leben und Familie und Freunde hatte ich auch nicht wirklich. Ziemlich erbärmlich für eine 32-Jährige.

„Wie lange willst du eigentlich noch in diesem modrigen Zimmer bleiben?", holte mich Sirius' Stimme zurück in die Realität.

„Du brauchst nicht so schreien. Die Tür ist offen", maulte ich.

Dies ließ sich Sirius nicht zwei Mal sagen und schon stand er in meinem Zimmer und musterte mich.

„Grundgütiger, wie siehst du denn aus?", fragte er nach einer Minute.

„Danke, wie schmeichelhaft", erwiderte ich und versteckte meinen Kopf unter dem Kissen.

„Jetzt komm raus da, Kate."

Ich spürte ein leichtes Einsinken der Matratze, was mir sagte, dass Sirius sich auf die Bettkante gesetzt hatte.

„Kate."

Seine Hand fuhr mir über den Rücken. Ich ließ es geschehen, aber zeigte meinen Kopf immer noch nicht.

„Jetzt hab dich nicht so. Jeder macht mal etwas sau dummes in seinem Leben."

Ich grunzte.

Sirius gluckste. „Gut, nicht jeder befreit einen verurteilten Todesser, aber es fällt definitiv in diese Kategorie."

Ich grunzte erneut.

Sirius fing an, an meinem Kissen zu ziehen, doch ich klammerte mich daran fest.

„Hey, du bist doch meine Lieblingsmitbewohnerin. Mein Partner in Crime, wenn es um die Reinigungsarbeiten geht. Du kannst mich doch nicht alleine hier arbeiten lassen."

„Sirius", nuschelte ich durch das Kissen, welches ich immer noch festhielt.

„Kommst du jetzt da raus? Schau, ich stamme aus einer Todesser-Familie. Der Wahnsinn von reinem Blut begleitet mich seit jeher. Und auch die Sympathie zu Voldemort."

Ich hob das Kissen weg und funkelte Sirius an. „Schön für dich. Familie kann man sich nicht aussuchen. Den Verlobten schon."

Sirius wiegte seinen Kopf hin und her. Er schien angestrengt zu überlegen. „Das würde ich nicht vollständig so unterschreiben. Du bist nicht unbedingt dafür verantwortlich, in wen du dich verliebst. Das passiert einfach. Und soweit ich weiß, waren die Crouchs keine Todesser. Sie haben Wert auf reines Blut gelegt, aber sie waren nie Anhänger von Voldemort. Im Gegenteil. Dein Fast-Schwiegervater hat erbittert gegen Todesser gekämpft. Bedenke, er hat sogar seinen eigenen Sohn nach Askaban gesteckt...." Sirius stoppte. „Upps."

Ich lachte trocken. „Wo wir dann wieder beim Thema wären."

„Du warst fast noch ein Kind, Kate. Ihr wart in Hogwarts zusammen. Und du bist nie auf die falsche Seite gewechselt, sondern bist stattdessen Aurorin geworden. Das sagt doch viel über dich aus."

„Dennoch trage ich noch heute seinen Ring. Ich kann ihn nicht ablegen." In meinen Augen sammelten sich Tränen. Mit aller Macht versuchte ich sie wegzublinzeln.

Sirius lächelte mich mitleidig an. „Wo die Liebe hinfällt."

Ich schnaubte. „Trotzdem kann ich den anderen nie wieder unter die Augen treten."

„Doch, das kannst du. Wir beide reden ja auch miteinander, ohne, dass ich dich verachte. Wichtig ist, wer du bist und was du machst. Das zeigt deinen Charakter. Und der ist super. Du hast deine Loyalität zu Dumbledore beeindruckend unter Beweis gestellt. Das sehen auch die anderen. Dein Herz ist am rechten Fleck." Aufmunternd boxte er mir leicht gegen den Oberarm. 

„Wenn du meinst", grummelte ich hingegen nur. Die Tränen waren unter Kontrolle, doch so wirklich überzeugt war ich noch nicht.

„Ja, das meine ich. Und jetzt komm. Molly möchte dir unbedingt ein Frühstück machen. Sie meint, du siehst so abgemagert aus."

Damit stand er auf und verließ mein Zimmer. Die Tür ließ er offen, sodass ich so oder so aufstehen musste. 

Zähneknirschend stand ich auf und zog mir andere Sachen an. Dann atmete ich tief durch und hoffte, dass Sirius recht behalten würde. 

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