Kapitel 21

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„Mir ist es immer noch schleierhaft, wie Crouch verschwinden konnte. Wir hatten ihn. Gefesselt. Das schreit nach Hilfe, die ihm zuteil wurde", ergriff Snape nun das Wort.

Ich schloss meinen Mund wieder und drehte mich zu ihm.

„Machen Sie sich nicht lächerlich, Severus. Wer, der heute Anwesenden, hätte denn Interesse gehabt, ihn frei herum laufen zu lassen?", erwiderte McGonagall und musterte ihn fragend.

„Ich weiß es nicht. Aber er konnte sich nicht einfach in Luft auflösen", gab Snape zurück.

Ich spürte Tonks Blick in meinem Rücken. Aber noch heftiger traf mich der durchdringende Blick Dumbledores. Er musterte mich genaustens durch seine Brillengläser und ich war mir sicher, er ahnte etwas. Doch zu meiner Verwunderung blieb er still.

Shaklebolt räusperte sich. „Wie geht es nun weiter?"

Einen Moment stand die Frage offen im Raum, doch keiner wusste eine Antwort darauf.

Dann erhob sich Dumbledore. „Ich denke, es wird das Beste sein, wenn wir erst einmal im Verborgenen agieren werden."

„Aber, Sir, die Bevölkerung muss erfahren, dass sie in Gefahr ist", erwiderte Tonks aufgebracht.

„Immer ruhig mit den jungen Pferden, Nymphadora."

Tonks zuckte neben mir zusammen. Wenn ich schon meinen Namen hasste, dann war das bei ihr der Supergau.

„Die Bevölkerung wird darauf aufmerksam gemacht werden. Aber es bringt nichts, wenn sich die Mitarbeiter des Ministeriums selbst ins Aus schießen. Wie ich Cornelius einschätze, wird er sich abkapseln und ich brauche Augen und Ohren in seiner Nähe."

Verwirrt schaute ich ihn an.

„Minerva? Ich denke, es wird Zeit den Orden zu reaktivieren. Würden Sie bitte eine Eule an alle früheren Mitglieder entsenden und diese fragen, ob sie auch dieses Mal wieder dabei sein werden?" Dumbledore lächelte McGonagall freundlich an. Diese straffte die Schultern, meinte „Natürlich" und verschwand.

Nun wandte sich Dumbledore an Shaklebolt. „Sind Sie wieder dabei?"

Dieser nickte nur. „Gut, ich möchte, dass Sie unsere Leute im Ministerium unterstützen. Sie haben eine höhere Stellung und könnten damit eine wichtige Funktion für uns einnehmen. Sorgen Sie dafür, dass die Ordensmitglieder im Ministerium unauffällig bleiben. Außerdem brauche ich weiterhin jemanden, der so perfekt den Fall Sirius Black vereitelt wie Sie. Sie haben im letzten Jahr wahrlich gute Arbeit geleistet und ich möchte, dass Sie den Fall nach Möglichkeit weiter behandeln."

Shaklebolt nickte erneut und verschwand.

Als nächstes drehte Dumbledore sich zu Tonks und mir um. „Ich weiß, ihr beiden wärt am Liebsten bereits das letzte Mal noch dem Orden beigetreten, obwohl ihr viel zu jung wart. Nun biete ich euch dies an."

Tonks und ich nickten sofort.

Dumbledore lächelte: „Dann heiße ich euch hiermit herzlich Willkommen im Orden des Phönix.

Cathrine, würdest du bitte noch einen Moment vor der Tür warten? Ich würde gerne gleich nochmal unter vier Augen mit dir reden. Nymphadora, du kannst gehen."

Tonks verabschiedete sich vor der Tür von mir. Sie wollte nicht so viel später im Ministerium ankommen, wie die anderen. Ich stand bis zu meiner Aussage eh erst einmal auf dem Abstellgleis, also krähte auch kein Hahn nach mir.

Neugierig versuchte ich zu belauschen, was Dumbledore mit Snape unter vier Augen zu bereden hatte, doch ich verstand keinen Ton. Allerdings war ich nun selbst Mitglied des Ordens. Früher oder später würde ich bestimmt erfahren, worum es hierbei ging.

Kurze Zeit später öffnete sich bereits die Tür und Snape trat hinaus. Er ließ diese für mich offen und ging seines Weges.

Ich betrat das Büro erneut. Dumbledore saß wieder hinter seinem Schreibtisch und wies mich an, mich ihm gegenüber nieder zu lassen.

„Es kommt mir vor, wie ein Deja-vu. Vor noch nicht allzu langer Zeit saßen wir beide bereits so in meinem Büro", begann Dumbledore.

„Ich weiß", murmelte ich. „Und dann begann die Hölle auf Erden."

Dumbledore musterte mich.

„Weißt du, warum ich noch mal mit dir reden möchte?"

Ich schüttelte den Kopf.

„Nun, zum Einen möchte ich mich bei dir entschuldigen. Du hattest die ganze Zeit recht und ich habe dir nicht geglaubt. Ich habe mich täuschen lassen, während du den Schwindel die ganze Zeit hinterfragt hast. Nun weiß ich, ich hätte dir mehr Glauben schenken sollen. Zum anderen wollte ich mit dir über deine Aussage sprechen. Ich nehme stark an, dass ich dich nicht davon abhalten kann, die Wahrheit zu erzählen?"

„Sir, ich...."

„Versteh mich nicht falsch, Cathrine. So wie ich dich kenne, würdest du für die Wahrheit auch untergehen. Wenn es nach mir ginge, würdest du die von Fudge gewünschte Lüge erzählen und weiterhin unbehelligt im Ministerium arbeiten. Aber ich weiß auch, was so ein einzelner kleiner Funke manchmal für ein Feuer entfesseln kann. Eine angesehene Aurorin, eine gemochte Kollegin, die in aller Öffentlichkeit die Wahrheit sagt. Ungeachtet der Konsequenzen, die sie erwarten. Mit dem Wissen, dass sie als Verrückte dargestellt wird und die sich und ihre Karriere für die Wahrheit opfert. Manchmal verselbstständigen sich solche Sachen und die Menschen schlagen sich auf die richtige Seite. Ich will nicht behaupten, dass das in deinem Fall so eintritt, aber es würde mich nicht wundern, wenn es so wäre."

„Um ehrlich zu sein, ich weiß noch nicht, was ich sagen werde. Eigentlich würde ich gerne die Wahrheit sagen und sei es nur, weil Fudge sich dann so herrlich aufregt. Aber ich weiß auch, dass ich als Mitglied des Ordens nun andere Pflichten habe. Ich bin keine Einzelkämpferin mehr und ich denke, dass auch ich im Ministerium gebraucht werde."

„Sehr weise Worte. Diese Entscheidung liegt ganz bei dir. So oder so habe ich dich gerne im Orden und bin mir sicher, dass es genügend Aufgaben für dich gibt."

Ich nickte. „Ich lasse Sie wissen, wofür ich mich entschieden habe", meinte ich, während ich mich erhob.

Dumbledore erhob sich ebenfalls.

„Und Cathrine?"

Ich schaute ihn an, wie er mich durchdringend musterte. „Ich weiß, was du gemacht hast. Und ich hoffe, du weißt, was du tust."

Damit entließ er mich. Mir war klar, worauf er hinaus wollte. Er wusste genau, dass ich Barty befreit hatte. Und er hatte es niemandem gegenüber erwähnt. Was auch immer das hieß.  

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