Als ich Stunden später zum Abendessen hinunter kam, standen etliche Ordensmitglieder in der Küche. Es hing ein Banner an der Decke, welches Hermine und Ron zu ihrer Ernennung als Vertrauensschüler gratulierte. Molly hatte ein kleines Buffet aufgebaut und scheinbar alle eingeladen, die ihr über den Weg gelaufen waren. Siedend heiß fiel mir ein, dass es der letzte Abend mit den Kindern war. Morgen würden sie wieder nach Hogwarts aufbrechen.
Sirius stand etwas abseits, zusammen mit Remus.
Langsam ging ich zu ihnen. Sirius schaute mich an und meinte: „Was ist bei euch denn vorgefallen?"
Verwirrt zog ich die Stirn kraus. „Was?", hakte ich nach.
„Barty und du. Ich habe ihn gesehen, wie er mit seinem Bettzeug freiwillig wieder in den Keller gegangen ist. Allerdings hat er mich ignoriert."
Ich seufzte. „Lange Geschichte."
Remus reichte mir ein Glas. Ich dankte ihm und nippte an dem Whiskey.
„Wir haben Zeit", sprach Sirius leise.
Mein Blick sprach Bände.
„Lass sie", meinte Remus freundlich. „Sie wird es dir schon erzählen, wenn sie soweit ist."
Harry steuerte auf uns zu, was mich dazu veranlasste, mich zu entschuldigen. Mein Blick fand Hermine und Ginny. Zielsicher bahnte ich mir meinen Weg zu ihnen durch. Dann entschuldigte ich mich. Sie winkten ab und entschuldigten sich selbst für ihr aufdringliches Verhalten. Danach stand ich wie bestellt und nicht abgeholt herum.
Mir war weder nach Smalltalk noch nach anregenden Diskussionen. Eigentlich wollte ich nur allein sein.
Unbemerkt stahl ich mich aus dem Raum. Ich wollte eigentlich in mein Zimmer gehen, doch als ich an der Kellertür vorbeikam, blieb ich unschlüssig stehen.
Schließlich öffnete ich sie und ging die alte Holztreppe hinunter. Die Zellentür stand offen, immerhin war Barty kein Gefangener mehr. Dennoch blieb ich stehen und klopfte gegen das Holz. Barty schaute auf. Er hatte sein Bett wieder auf der alten Matratze in der Ecke bezogen und hatte mit geschlossenen Augen auf dem Rücken gelegen.
Nun schaute er mich überrascht an. „Was machst du hier, Kate?"
Ich zuckte mit den Schultern, trat ein und ließ mich auf dem Rand der Matratze nieder. „Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass du jetzt wieder hier unten bist."
„Mach dir nichts draus. Es ist im Vergleich zu meinen letzten Unterkünften wirklich bequem."
Ich schüttelte den Kopf. „Das ist doch kein Leben."
Barty lachte trocken. „Ich schätze, das hier habe ich verdient. Wenn man soviel im Leben verbockt hat, wie ich, dann verdient man sowas."
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. „Bereust du es manchmal?"
Bartys Lachen erstickte und er schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Was?"
„Die Entscheidungen, die du getroffen hast?"
Einen Moment schien er wirklich zu überlegen. „Ich würde gerne ja sagen, aber das kann ich nicht."
Geschockt blickte ich ihn an. Meine Augen mussten so groß wie Kuchenteller sein. „Das kannst du nicht ernst meinen!", warf ich ihm vor.
Barty wich meinem Blick aus und fixierte irgendeinen Punkt an der gemauerten Wand. „Doch", meinte er leise. „Ich bereue es nicht, nicht wirklich jedenfalls. Alles, was ich getan habe, jede Entscheidung, die ich getroffen habe, hat einen Grund. Und dieser Grund ist mir mehr wert als alles andere auf der Welt."
„Und welcher Grund kann so enorm wichtig sein, dass du dafür ein Todesser wurdest und schwere Verbrechen begangen hast?" Meine Stimme war kaum mehr ein Flüstern. Ich spürte meinen Magen rebellieren und hatte das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen.
Barty starrte noch immer an die Wand. „Ich kann ihn dir nicht sagen. Noch nicht."
Da war es wieder, mein Stichwort. Bartys fehlendes Vertrauen in mich setzte mir zu und, wann immer er diesen Satz aussprach, wollte mein Körper fliehen. Und auch dieses Mal stand ich gekränkt auf und lief steifen Schrittes zur Tür.
„Kate", hörte ich Barty verwundert sagen.
An der Tür blieb ich stehen, drehte meinen Kopf nach hinten, ohne ihn anzuschauen und flüsterte: „Du musst nicht hier unten schlafen. Meine Tür steht dir offen."
Dann ging ich.

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Always
FanficUm den Schatten der Vergangenheit zu verdrängen, lebt Cathrine für ihre Arbeit als Aurorin. Einzig ihre beste Freundin Tonks kennt die Wahrheit und das Geheimnis über Cathrines erste Liebe. Zumindest, bis die Ereignisse sich überschlagen und Cathrin...