Kapitel 38

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Danach vergingen die Tage rasant. Hermine stieß am Beginn der Weihnachtsferien ebenfalls dazu und das Haus erblühte wieder unter Lachen und Lautstärke. Wir, vor allem Sirius, schmückten das Haus festlich und Barty zauberte einen riesigen Weihnachtsbaum in die Küche.

An Heiligabend durfte Arthur das Krankenhaus verlassen und wurde von unserer kleinen Gruppe jubelnd in Empfang genommen. Er sah noch etwas mitgenommen aus, doch war bereits wieder in der Lage Witze zu machen.

Wir aßen gemeinsam Mollys Festmahl, welches sie in den letzten Stunden mit all ihrer Liebe zubereitet hatte. Es schmeckte köstlich und ich aß mehr, als ich sollte.

Tonks neben mir haute ebenfalls ordentlich rein und rieb sich schließlich den Bauch.

„Ich glaube, ich platze gleich", kicherte sie.

Auch ich hielt mir den Bauch und kicherte zurück: „So muss es sich anfühlen, im achten Monat schwanger zu sein."

Während Tonks und ich lachten, huschte Bartys Blick zu mir. Als es mir auffiel, erstarb das Lachen sofort. Ich konnte seinen Blick nicht wirklich deuten, doch ich erkannte, dass seine Augen immer zwischen meinem Gesicht und Bauch hin und her huschten.

Fragend schaute ich ihn an, doch er lächelte nur und wandte sich Sirius zu. Die Beiden hatten sich im Zuge ihrer Zwangs-WG miteinander arrangiert.

Bevor ich versuchen konnte, mit ihm zu reden, schickte uns Molly alle zur Bescherung in den Salon.

Als wir uns mit unseren Weingläsern dort einfanden, warteten ein wunderschöner, leuchtender Baum und ein Stapel Geschenke auf uns.

Die Bescherung war einfach, aber rührend. Tonks und ich schenkten uns unsere obligatorischen Kleinigkeiten, für Sirius hatte ich auch etwas besorgt. Tonks hatte die Geschenke für Molly und Arthur geholt.

Ich hatte mich in die Ecke neben den Baum gestellt und bewunderte ihn gerade, als sich jemand neben mich stellte.

Barty betrachtete ebenfalls den Baum. Er trug einen schwarzen Anzug und ein anthrazitfarbenes Hemd. Unwillkürlich regten sich die Schmetterlinge in meinem Bauch. Auch, wenn ich offen damit umging, dass ich ihn noch liebte, hatte ich mich doch erfolgreich von ihm distanziert. Und nun schienen die Kombination aus Feststimmung, Anzug, Wein und dem schummrigen Licht meine Entschlossenheit zu Fall zu bringen.

„Ich habe etwas für dich", flüsterte Barty an meinem Ohr. Die feinen Härchen im Nacken stellten sich postwendend auf und ein wohliger Schauer durchlief mich.

Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und musste feststellen, dass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter auseinander waren.

„Wirklich?", fragte ich peinlich berührt, denn ich hatte nichts für ihn. Es war mir falsch vorgekommen, ihm etwas zu schenken, wo ich ihm doch aus dem Weg ging.

Bartys Mund umspielte ein leichtes Grinsen, als er in die Tasche seines Sakkos griff und eine kleine Schachtel hervorzog.

Er hielt sie vor mich und öffnete sie.

Mir funkelte ein wunderschönes, filigranes Paar Ohrringe entgegen. Sie passten zu meiner Kette und meinem Ring. Beides trug ich heute. Instinktiv griff ich an meinen Hals und umfasste den fein gearbeiteten Anhänger.

„Sie sind wunderschön", hauchte ich und betrachtete sie genauer. Vorsichtig nahm ich einen aus der Schachtel und steckte ihn mir an mein Ohr. Dann nahm ich den zweiten.

Barty betrachtete mich mit seinem typischen Grinsen.

„Sie stehen dir. Wie für dich gemacht", meinte er zufrieden.

„Die Kette letztes Jahr war also auch von dir", stellte ich fest. Mir fiel just in diesem Moment ein, dass ich ihn nie danach gefragt hatte.

„Von wem soll sie denn sonst sein?", fragte er spitzbübisch und schaute mich abwartend an.

„Weiß nicht. Von meinem heimlichen Verehrer vielleicht?", meinte ich spöttisch.

Barty lachte. „So heimlich ist der doch gar nicht."

Mein Lächeln erstarb. „Barty...", begann ich.

Doch er trat einen Schritt näher und legte seine Hand an meine Wange. „Wirklich, Kate. Meine Gefühle für dich haben sich im Laufe der Jahre niemals geändert."

Ich schluckte hart. Plötzlich hatte ich das Gefühl, in meinem Hals würde ein großer Knoten stecken, der mir die Luft zum Atmen nahm. Um aus der Situation herauszukommen, meinte ich betont heiter: „Jetzt besitze ich also den Ring, die Kette und die Ohrringe. Gibt es noch mehr Teile in diesem Set?"

Barty wirkte überrumpelt, fasste sich jedoch schnell und sprach mit einem Lächeln: „Ja, eines gibt es noch. Vielleicht bekommst du es nächstes Jahr zu Weihnachten. Damit die Tradition aufrecht erhalten bleibt."

Als ich mich während dem Überlegen umschaute, stellte ich ernüchternd fest, dass die gesamte Aufmerksamkeit auf uns lag. Alle anderen Gespräche waren verstummt und die Augenpaare ruhten auf uns.

Peinlich berührt wendete ich mich ab. Röte stieg in meine Wangen und ich hatte wenig später das Gefühl, mein Kopf wäre eine leuchtende Tomate.

„Entschuldigt mich", murmelte ich, dann verließ ich fluchtartig den Raum.

Der einzige Ort, der mir einfiel, war mein Zimmer. Ich stürmte hinein und schmiss mich auf mein Bett. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen.

Nachdem ich das Gefühl hatte, wieder Herr meiner Sinne zu sein, setzte ich mich erleichtert auf. In dem Moment klopfte es sachte an meiner Tür.

Auch ohne mein Einverständnis wurde die Tür einen Spalt geöffnet und Barty schaute hinein.

Als er meinen Blick sah, fing er an zu lachen.

„Was gibt es da zu lachen?", fragte ich gespielt eingeschnappt.

„Nichts, aber ich habe das Gefühl, die alte Kate kommt hin und wieder doch noch einmal durch."

„Daran bist du schuld. Ich hatte mich in eine wunderbare, erwachsene Version von mir verwandelt, aber seit ich wieder mit dir unter einem Dach lebe, habe ich das Gefühl, Rückschritte zu machen."

Barty lächelte noch immer, als er sich zu mir an die Bettkante setzte. „Ich mag die alte Kate. Oder wohl eher, ich liebe die alte Kate. Die neue ist auch nicht schlecht, aber die alte gefällt mir besser." Wieder ruhte seine Hand auf meiner Wange. Wir starrten uns bestimmt minutenlang in die Augen, keiner von uns fähig, ein Wort zu sagen.

Schließlich beugte sich Barty vor und hauchte einen sanften Kuss auf meine Lippen. Er ähnelte dem Kuss in der Zelle, doch während es damals vor allem verwirrende Gefühle in mir ausgelöst hatte, genoss ich diesen hauchzarten Kuss in vollen Zügen. Und ich wollte mehr.

Barty hatte sich bereits wieder gerade hingesetzt, als ich vorschoss und meine Lippen fest auf seine presste. Es tat gut und ich schien zum ersten Mal seit Monaten mit mir im Reinen zu sein. Barty war anfangs überrumpelt, doch erwiderte den Kuss schließlich genauso intensiv wie ich.

Erst als Barty anfing, den Reißverschluss meines Kleides zu öffnen und ich meine Hände an seiner Knopfleiste am Hemd ertappte, kam ich in die Realität zurück. Schnell rutschte ich von ihm weg. Barty schaute mich überrascht an.

„Es... es tut mir leid", stammelte ich. „Aber ich kann das nicht."

Damit drehte ich mich um, sprang vom Bett und lief schnell ins Bad.

Ich schloss mich ein und wartete einfach, bis mein Herz seinen gewohnten Rhythmus wieder gefunden hatte. Die Röte in den Wangen erhitzte mein Gesicht. Ich war bereit gewesen, weiter zu gehen, hatte gehofft, dass es weitergehen würde. Dabei war es einfach nur falsch.

Einige Minuten verharrte ich noch im Bad, dann ging ich zurück. Barty lag auf dem Bett und starrte an den scheußlichen Baldachin. Er reagierte kaum, als ich mich neben ihn legte. Wir waren also wieder am Anfang. Dank mir....

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