Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke. Die Tränen, die ich die letzten Stunden immer wieder zurückgehalten hatte, ließ ich nun frei. Es dauerte einige Zeit, bis ich mir die Wunden geleckt hatte und mich fit genug fühlte, hinunter zu gehen.
In der Küche traf ich auf Molly, Arthur, Sirius und weitere Ordensmitglieder. Auch die Harry-Potter-Umsiedelungsfraktion war bereits wieder da. Sie saßen allesamt am Tisch und aßen und tranken etwas. Von Harry war keine Spur zu sehen. Wahrscheinlich war er schon oben bei seinen Freunden.
„Kate", begrüßte mich Tonks und schaute mich mitleidig an.
Ich versuchte mich an einem Lächeln, was mir jedoch nicht so wirklich gelang.
„Wo ist er?", brachte ich stattdessen heiser heraus.
„Er müsste mit den anderen oben im Zimmer sein. War etwas außer sich vor Zorn", meinte Kingsley ohne aufzuschauen und las weiter in der Zeitung.
Ich stöhnte. „Nicht Harry. Barty."
Kingsley schaute nun doch auf. „Ach so. Der ist in seinem neuen Zuhause." Seinen Blick konnte ich nicht deuten, doch irgendetwas sagte mir, dass ich gleich eine Überraschung erleben würde.
„Und wo ist das genau?"
Sirius stand auf. „Komm, ich führe dich hin."
Er legte seinen Arm um meine Schultern und führte mich aus dem Raum. Gemeinsam stiegen wir eine instabil wirkende Holztreppe hinunter, die hinter einer Tür verborgen war.
„Es geht tatsächlich noch tiefer hinab?", fragte ich erstaunt. Da war sie, die Überraschung. Und sie war nicht angenehm.
Sirius fuhr sich verlegen über Nacken und antwortete dann: „Nun ja. Das hier ist ein altes Haus und, wie sage ich das jetzt am Besten?", er kratzte sich überlegend den Bart, "meine Eltern waren einfach gerne auf alles vorbereitet. Die Treppe führt hinunter zu einem Gang. Ein Fluchttunnel, wenn man so will. Die Treppe an sich ist leicht zerstörbar, sodass man die Verfolger kurz abhängen hätte können."
„Echt jetzt?", fragte ich überrascht.
„Ja, der Tunnel existiert aber nicht mehr. Nachdem du-weißt-schon-wer an die Macht kam, erachtete meine Familie den Fluchttunnel als überflüssig und sprengte ihn. Stattdessen findet sich nun am Ende des Raums eine kleine Zelle. Da haben wir Bartys Zuhause eingerichtet."
Fröstelnd schüttelte ich mich. Das fand selbst ich gruselig.
Unten angekommen, standen wir in einem kleinen Raum. Nur eine Tür befand sich hier. Es war eine schwere, alte Holztür. Sirius entriegelte sie und hielt sie mir auf.
Die Zelle dahinter war wirklich klein. Und kalt. Sirius und Arthur hatten Barty eine alte fleckige Matratze auf den Boden gelegt. Dazu ein Kissen und zwei Wolldecken. Mehr befand sich nicht in diesem Raum. Keine Fenster, keine Lampe, nichts. Barty lümmelte auf der Matratze, schaute jedoch auf, als sich die Tür öffnete. Sobald er mich im Türrahmen erkannte, sprang er leichtfüssig auf und kam auf mich zu. Sirius stellte sich drohend hinter mich, doch Barty beachtete ihn nicht.
„Kate", hauchte er und blieb vor mir stehen.
Ein Klos bildete sich in meinem Hals. Unfähig zu sprechen, schaute ich Barty einfach an.
„Und schon eingelebt, Crouch?", fragte Sirius gehässig.
Bartys Blick wandte sich Sirius zu. „Natürlich. Es ist ein Traum", schoss er sarkastisch zurück. „Wer würde sich in dieser Bleibe nicht wohlfühlen? Am meisten gefallen mir diese angenehmen Temperaturen und das viele Licht."
„Hey, für Licht haben wir gesorgt." Sirius zeigte auf einen Kerzenständer, der in der Ecke stand. „Und wenn du nah genug herangehst, dann wärmt es dich auch", fügte er mit Schadenfreude hinzu.
Ich hingegen war geschockt. Das hier waren unwürdige Umstände zum Leben. Auch wenn ich die Ordensmitglieder verstehen konnte, dass sie keinen Todesser im Haus haben wollten, geschweige denn sich mit einem abgeben wollten, so hätten sie ihm doch zumindest eine etwas bequemere Bleibe einrichten können. Immerhin waren wir die Guten und würden uns doch nicht auf das Niveau der anderen herunterlassen, oder?
Bartys Aufmerksamkeit lag nun wieder auf mir. Er legte mir eine Hand auf meine Wange und streichelte zärtlich mein Gesicht. „Kate, es tut mir leid", flüsterte er.
Sirius machte einen langen Hals, um uns zu belauschen, doch schließlich siegte die Vernunft. „Ich lass euch kurz allein", meinte er und verzog sich.
„Barty, es tut mir leid. Hätte ich gewusst, wo sie dich einsperren, hätte ich mich dagegen gewehrt." Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben. Unfähig das Gesehene in Worte zu fassen, blickte ich ihm direkt in die Augen.
„Es muss dir nicht leidtun. Du kannst nichts dafür. Meine Taten scheinen mich nun einfach einzuholen und ich glaube, dieses Drecksloch habe ich verdient." Bartys Blick wanderte durch den Raum, als würde er ihn das erste Mal sehen. Dabei hatte er die letzten Stunden nichts anderes gesehen, als diesen kleinen, kahlen, kalten Raum.
In meinen Augen bildeten sich Tränen. Den Kopf schüttelnd, versuchte ich etwas zu erwidern, doch Barty stoppte mich, indem er mich küsste. Ich war zu überrascht, um ihn wegzustoßen. Und dieses Gefühl von seinen Lippen auf meinen fühlte sich so vertraut und richtig an, dass ich ihn auch nicht mehr wegstoßen wollte. Stattdessen erwiderte ich den Kuss. Ich merkte erst jetzt, wie sehr mir das doch gefehlt hatte, wie sehr mir Barty gefehlt hatte.
Sirius räusperte sich nach einer Weile. „Ich möchte euch wirklich nur ungern unterbrechen, aber wir sollten wieder hinauf gehen."
Fast schon verzweifelt schaute ich ihm dabei zu, wie er die Tür schloss und Barty dahinter einsperrte. Es war falsch.
„Mach dir keine Sorgen, Kate. Ich halte es hier unten schon aus", war das letzte, was ich hörte.
Sirius und ich gingen die Treppe schweigend nach oben. Mir fehlten immer noch die Worte.
„Er ist ja ganz schön zärtlich zu dir", fing Sirius irgendwann an.
„Hm", gab ich nur von mir.
„Nein, im Ernst. Das hätte ich ihm niemals zugetraut."
„Nimm es mir nicht übel, Sirius, aber ich möchte jetzt nicht darüber reden", meinte ich und verabschiedete mich anschließend in mein Zimmer. Das Alles musste ich erst einmal verarbeiten.

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Always
FanfictionUm den Schatten der Vergangenheit zu verdrängen, lebt Cathrine für ihre Arbeit als Aurorin. Einzig ihre beste Freundin Tonks kennt die Wahrheit und das Geheimnis über Cathrines erste Liebe. Zumindest, bis die Ereignisse sich überschlagen und Cathrin...