Kapitel 45

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Ich konnte kaum glauben, wo wir landeten.

Das alte Haus der Crouchs erhob sich vor uns.

„Das ist ein Scherz, oder?"

Barty zögerte. Ich wusste, er hatte eigentlich nur negative Erinnerungen an diesen Ort, dennoch war es sein Elternhaus. Es musste leerstehen, seit Barty seinen Vater ermordet hatte. Jedenfalls machte es den Eindruck. Das Gras im Vorgarten war so lang, dass es bereits umgeknickt war, die Beete waren vom Unkraut überrannt worden, die Fensterläden hingen teils lose an der Hauswand. Eine Fensterscheibe war eingeschlagen worden, die anderen staubig und dreckig.

„Ich muss hierher", meinte Barty emotionslos.

„Glaubst du nicht, dass sie dich hier suchen?", setzte ich nach.

„Ich war hier gefangen, über Jahre. Dann haben sie mich gefunden und zuletzt war es das Gefängnis für meinen Vater. Wenn sie mich tatsächlich suchen, dann waren sie schon längst hier."

„Und was ist, wenn sie das Haus beobachten, falls du wiederkommen solltest?"

„Ich bin vor einem Jahr geflohen und war seitdem nicht mehr hier. Selbst, wenn sie es beobachtet haben, glaube ich nicht, dass sie es immer noch tun. So viel Geduld hat der Lord nicht."

Ich zuckte zusammen. Es war das erste Mal, dass Barty Voldemort vor mir Lord nannte und es gefiel mir nicht.

„Aber sollen wir uns wirklich hier verstecken?" Ich zweifelte nach wie vor an Bartys Plan.

„Ich will mich hier nicht verstecken", gab er zurück und schritt auf das Haus zu.

Ich folgte ihm neugierig.

Er stieß die Haustür auf und betrat den staubigen Flur.

Ich hatte dieses Haus nie von innen gesehen und schaute mich staunend um. Die Crouchs waren eine alte Familie und vermögend, doch hier zu stehen und alles zu sehen, überstieg meine Fantasien. Barty hetzte gezielt durch das Haus und sammelte Gegenstände und Papiere ein, die scheinbar wichtig waren. Ich hingegen schritt langsam durch die Räume und betrachtete alles. Ein paar Bilder hingen im Wohnzimmer an der Wand.

Die meisten zeigten Barty in unterschiedlichen Kindheitsphasen. Doch ein paar Familienbilder waren auch unter ihnen. Mrs Crouch hielt Barty auf dem Arm und beide lachten in die Kamera, während Mr Crouch etwas abseits stand und ernst blickte. Auf dem nächsten saß Mrs Crouch auf einem Sessel, während ihr Mann und ihr Sohn dahinter standen. Sie hielten Abstand voneinander, darauf bedacht, sich nirgends zu berühren.

An einem Bild, welches Barty als Kleinkind zeigte, blieb ich hängen. Er krabbelte fröhlich lachend über den Boden und setzte sich schließlich hin, um eine Rassel hochzuhalten.

Gedankenversunken begann ich zu lächeln. Wäre unser Leben anders verlaufen, hätten wir dann auch Kinder? Würden sie ihm ähnlich sehen oder mir?

„Hier steckst du. Wir können." Barty erschien im Türrahmen. „Was machst du da?"

Ich zuckte zusammen. „Nichts. Ich habe mich nur umgeschaut." Irgendwie fühlte ich mich schuldig, weil ich ungefragt herumgegangen war.

„Es gibt hier nicht viel zu sehen", meinte er und runzelte die Stirn.

Ich drehte mich erneut zu dem Kinderbild um. Einem inneren Impuls folgend, nahm ich es von der Wand.

„Was soll das?"

„Es gefällt mir. Ich will es behalten", meinte ich lässig und steckte das Bild in die Tasche, die Barty hielt.

Er folgte mir sichtlich verwirrt mit seinem Blick, doch ließ es unkommentiert.

„Wie geht es weiter?", fragte ich ihn interessiert.

„Ich habe einige wertvolle Sachen mitgenommen und vor allem die Schlüssel zu den Verliesen bei Gringotts geholt. Somit komme ich an das Familienvermögen. Damit sollten wir einige Zeit über die Runden kommen", erklärte er beim Verlassen des Hauses.

„Und wo gehen wir hin?"

„Meine Familie hat in Richtung Küste ein kleines Haus. Es steht seit Jahren leer, da mein Vater kein Freund von Urlaub machen war. Es weiß kaum einer von dem Haus. Das sollte von Vorteil für uns sein. Dennoch ist es nicht zu weit von allem entfernt."

„Da bin ich ja mal gespannt."

Ich griff nach Bartys Hand, als er sie mir hinhielt und wir disapparierten erneut.  

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