"Ihr müsst sofort anhalten!", brüllte ich und wunderte mich selbst, woher ich die Kraft dazu nahm.
Aber meine Vater drückte weiterhin unbeirrt auf das Gaspedal und raste mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit durch die Straßen. "Nein, Clare, wir halten nicht an. Lee Ann wird deinen Freunden nichts tun, sie braucht sie schließlich als Druckmittel. Und es nutzt gar nichts, wenn wir irgendetwas Unüberlegtes tun."
Ich hätte ihm gerne widersprochen, ihm irgend ein schlagendes Argument an den Kopf geworfen, damit wir umdrehten, aber was er gesagt hatte, machte zu viel Sinn, war zu logisch, als dass ich dagegen ankommen könnte.
Müdigkeit übermannte mich. Das war alles so anstrengend.
Was hätte ich nur dafür gegeben, wieder zu Hause in meinem Bett zu liegen und einfach Nichts über all das hier zu wissen?
Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf Lukes Schulter sinken. Ich spürte wie seine Hand langsam nach unten an meine Hüfte rutschte und sie sanft streichelte. Dann flatterten meine Augenlider, klappten zu und im nächsten Moment spürte ich gar nichts mehr.~~~
"Clare! CLARE! CLAAAREE!!!! Wach jetzt sofort auf!"
Es war unendlich schwer, meine Augen zu öffnen. Und eigentlich wollte ich das ja auch gar nicht. Ich wollte einfach weiter schlafen. Ich sollte weiter schlafen. Gerade beschloss ich, dass nichts so wichtig sein konnte wie mein Schlaf, da schüttelte mich der andere unsanft und zwang mich, auf zu wachen.
"Was' n los?", nuschelte ich verärgert.
"Lee Ann ist da!", brüllte mir Luke entgegen.
Na und?, dachte ich nur. Aber irgendwas in Lukes Stimme sagte mir, dass es wichtig war, also setzte ich mich ihm zu liebe auf und versuchte, wach aus zu sehen. Aber anscheinend reichte das nicht.
Luke drückte mich hoch."Sie will dich sehen."
Ich warf dem Sofa noch einen letzten bedauernden Blick zu und drehte mich zur Tür.
Moment.
Dem Sofa? Wie war ich auf dieses Sofa gekommen? Wo war ich überhaupt?
Langsam sickerten all die Erinnerungen zu mir durch und als wir das Zimmer verließen, verstand ich auch endlich, wo ich war. Im Schiff meiner Eltern.
Lee Ann war da!
Plötzlich war ich hellwach.
Sie wollte mit mir sprechen!
"Wo muss ich hin?"
Luke strahlte, als ich endlich Reaktion zeigte. "Aufs Deck. Lee Ann steht am Anleger."
So schnell ich konnte, hastete ich die Stufen nach oben, wo meine Eltern bereits warteten, und da stand sie. Lässig, die Hände in die Hüfte gestemmt, stand sie unten auf dem Steg und starrte mir herausfordernd entgegen.
"Komm runter!", rief sie.
Ich schüttelte den Kopf. Keine gute Idee. Mir war immernoch schwindlig und jetzt gesellten sich auch noch Kopfschmerzen hinzu.
Lee Ann lächelte sanft. "Komm schon, Clare. Ich habe keine Lust, die ganze Zeit herum zu schreien. Ich verspreche, dass dir nichts passiert."
Ich kniff die Augen zusammen. Es widerstrebte mir, aber ich wusste, dass ohne Zugeständnisse meinerseits kein sinnvolles Gespräch entstehen würde.
Luke sah mich entsetzt an und schüttelte warnend den Kopf, aber ich ging hinunter zum Ausgang. Luke und meine Eltern folgten mir.
Ich trat Lee Ann einige Schritte entgegen, doch die Türe hinter mir blieb offen, gesäumt von meinen Eltern, und Luke wich nicht von meiner Seite.
"Ich möchte, dass du dich mir anschließt", forderte Lee Ann ohne umschweife.
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Traummörder
Teen FictionJede Nacht träumt Clare, dass sie jemanden umbringt. Als sie schießlich im Traum ein Kind ermordet, stürzt sie in sich zusammen. Unverhofft erhält sie Hilfe von Luke, von dem sie nichts weiß außer seinem Vornamen. Auf den Hinweis eines mysteriösen B...