Die Antwort war, es ging genau bis Montag um zehn Uhr zweiundvierzig gut. Ich hatte immernoch nicht gegessen oder geschlafen und hatte mich sowieso kaum noch auf den Beinen halten können. Ab zehn Uhr fünf hatten wir Sport. Ich schleppte mich in die Umkleidekabine und fühlte mich mehr tot als lebendig, während ich mich anzog. Wie in Trance absolvierte ich die ersten Aufwärm- und Dehnübungen. Ich erwachte erst aus meinem Dämmerzustand, als unsere Lehrerin mich zum Sprint, weil ich so gelangweilt aussah, in die erste Gruppe einteilte. Zur Motivation, wie sie sagte. Doch ich kam nicht weiter als zum Start. Ich war gerade mal knappe fünf Meter gerannt, da gab mein Körper auf. Schwarze Punkte flimmerten durch mein Blickfeld. Ich stützte mich auf meine Knie, aber es war schon zu spät. Die Punkte wurden immer größer, bis alles dunkel war. Mein Körper forderte seinen Tribut für den Energieverlusst.
"Clare? Man Clare, jetzt sag doch was!"
" Ganz ruhig. Die Sanitäter sind schon unterwegs. Setzt euch bitte alle hin, es besteht kein Grund zur Sorge."
" Was? Oh nee, keine Sanitäter, das kann nicht ihr Ernst sein!", stöhnte ich auf.
Meine Lehrerin riss den Kopf herum. "Clare!", rief sie erleichtert. "Ich hatte mich schon gefragt, wann du uns wohl wieder mit deiner vollen Anwesenheit beehren würdest."
" Bitte, schicken sie mich einfach ins Krankenzimmer. Ich brauch keine Sanitäter, ehrlich. Ich weiß selbst, was mir fehlt."
Sie sah mich skeptisch an. " Ich kann dich nicht einfach so in das Krankenzimmer lassen. Du bist einfach so in meinem Unterricht zusammengeklappt. Wer weiß, wann das wieder passiert."
"Biiitteeee! Mir geht es schon viel besser. Keine Sanitäter!" Soviel Aufmerksamkeit fehlte mir noch. Nachher stellten die noch tatsächlich Essensmangel fest und erklärten mich als magersüchtig.
Sie seufzte. "Ich kann ja erstmal jemanden dich hoch bringen lassen. Sollen die da oben entscheiden, was zu tun ist. Julian, komm mal her", rief sie. "Kannst du Clare ins Krankenzimmer bringen, den Fall im Lehrerzimmer melden und dann bei ihr bleiben, bis das ganze geklärt ist?"
" Natürlich." Julian nickte eifrig. Dann griff er mir mit starken Händen unter die Arme und zog mich hoch.
Ich lehnte mich gegen ihn, er trug mich mehr als dass ich selbst lief, und gemeinsam verließen wir die Sporthalle.
"Mensch, Clare, du hast uns aber einen ziemlichen Schrecken eingejagt", murmelte Julian, während er mich die Treppen hoch hiefte.
" Tut mir leid", ich sah zerknirscht auf den Boden.
" Du musst dich nicht entschuldigen, du kannst ja nichts dafür."
Wenn der wüsste. Ich sagte ihm lieber nicht, dass ich mich sehr wohl selbst in diese Situation gebracht hatte.
Oben legte Julian mich auf das Krankenbett und verschwand mit dem Versprechen, gleich wieder da zu sein. Kaum war er verschwunden, zog ich mein Handy hervor und schrieb Luke.
Jetzt ist es passiert, ich bin umgekippt
Die Antwort kam sofort.
Hab ichs dir doch gesagt
Pffff, Angeber.
Ja toll weiß ich. Hilft mir jetzt aber auch nicht. Ich kann jetzt nämlich bis Schulschluss hier rumliegen und dann hoffen, dass sie mich gehen lassen.
Wo bist du?
Krankenzimmer
Lurze Pause. Luke musste wohl erst nachdenken.
Du willst nacher alleine heim laufen?
Mist. Verdammt, warum konnte ich nicht seinen Tonfall hören, sondern nur mit ihm schreiben? Dann wüsste ich, was genau er meinte.
Ähm, ja? Warum?
Dieses mal kam die Antwort sofort.
Verdammt Clare, du kannst doch jeder Zeit wieder umkippen. Überleg doch mal was alles passieren kann, wenn du mitten auf dem Weg dein Bewusstsein verlierst!
Ich wollte leiber nicht so genau darüber nachdenken.
Ich kanns nich ändern, Lorens is nich daheim
Warte
kam die Antwort. Was sollte das jetzt heißen? Doch ich musste nicht allzu lange warte, dann kam die nächste Nachricht.
Ich hol dich ab. Lass dich ab 12.30 Freischreiben.
Was-
setzte ich an, doch da hörte ich Julian zurückkommen und steckte das Handy weg.
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Traummörder
Fiksi RemajaJede Nacht träumt Clare, dass sie jemanden umbringt. Als sie schießlich im Traum ein Kind ermordet, stürzt sie in sich zusammen. Unverhofft erhält sie Hilfe von Luke, von dem sie nichts weiß außer seinem Vornamen. Auf den Hinweis eines mysteriösen B...