Meine Eltern saßen mir gegenüber auf dem Sofa. Jetzt würde ich alles erfahren.
Endlich!Nervös strich ich mit der Hand über den Sofastoff unter mir. Er fühlte sich weich und kuschelig an. So, dass man sich am liebsten darauf legen und sich von einem Buch verschlingen lassen wollte.
Luke ließ sich neben mich auf das Sofa fallen und legte den Arm um meinen angespannten Körper, sein Unterarm berührte beruhigend meinen Rücken, seine Hand lag warm auf meiner Hüfte.
Dankbar lehnte ich mich gegen ihn, ließ mir von ihm Kraft geben, mich der Wahrheit zu wappnen.
Als ich zu meiner Mutter sah, lächelte sie uns liebevoll an. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, auch Trauer in ihrem Blick zu sehen.
Leise räusperte mein Vater sich. "Clare, du hast ein Recht darauf, zu erfahren, warum du dich auf die schwere Reise gemacht hast." Er sprach sehr förmlich, daran erkannte ich, dass er nervös war. "Du bist nun nach dem Maß der Träumer erwachsen.
Die Reife der Träumer misst sich nicht in Jahren, sondern daran, ab wann er träumt. Sobald ein Träumerkind ausgewachsen und sein Geist gefestigt ist, beginnt es, die Träume zu empfangen. Du hast diese Phase nun erreicht.
Solange ein Träumer ein Kind ist, schützt ihn sein Unterbewusstsein automatisch. Sobald es aber erwachsen wird, kann es die Träume und mit Übung auch die Gedanken aller Menschen in der Umgebung auffangen, genau so kann aber auch jeder andere Träumer ab diesem Zeitpunkt in dein Gehirn eindringen.
Du bist so ein Träumerkind, Clare!
Es liegt schon lange in unserer Familie. Ich bin ein Träumer, meine Mutter war eine Träumerin, ihre Mutter war eine, und so weiter. "
"Träume ich deshalb ständig, dass ich Menschen umbringe?", unterbrach ich ihn.
"Ja. Das ist eine Art Reflex. Seit du bewusst träumen kannst, bringt dein Unterbewusstsein alle Träume um, die dir nahe kommen, um dich zu schützen."
"Aber das ist doch Irrsinn! So etwas gibt es nicht! Keiner kann in Träume oder Gedanken anderer eindringen und sie lesen!"
"Kann das wirklich niemand?", fiel mir meine Mutter sanft ins Wort. "Früher war das so, da konnten das nur Träumer. Aber heute? Mit Maschinen und Geräten ist es den Menschen inzwischen möglich, Träume und Gedanken zu lesen, bald werden sie sie auch kontrollieren können!"
Entsetzt sah ich sie an. "Bist du auch ein Träumer?"
Sie lächelte. "Nein. Ich habe nur sehr lange mit deinem Vater zusammen gelebt."
"Du musst lernen, deine Träume zu kontrollieren, Clare!", fuhr mein Vater eindringlich fort. "Du musst lernen, fremde Träume nicht einfach umzubringen, sonder sie zu erforschen, ohne zu tief in die Privatsphäre einzudringen und ohne andere in deine zu lassen!"
"Aber die Personen, deren Träume ich töte, sterben nicht, oder?" Ich begann zu zittern.
Luke drückte mich fester an sich. Er hatte bisher keine einzige Frage gestellt, nur ruhig zugehört und mich beruhigend festgehalten.
"Nein, die Menschen sterben nicht, doch ihre Träume für diese Nacht schon. Menschen brauchem Träume, um das Erlebte zu verarbeiten, doch eine Nacht nicht zu träumen schadet nicht. Doch dir schadet es, denn solange dein Unterbewusstsein gegen andere Träume ankämpft, träumst auch du nicht."
Ich nickte. Das bekam ich hin. In letzter Zeit hatte ich immer geträumt. Ohne andere zu töten.
"Warum?", fragte Luke. Das war das erste Mal, dass er sich an der Unterhaltung beteiligte. "Warum muss sie lernen, sich zu verteidigen?"
Keiner von uns bezweifelte die Aufrichtigkeit meiner Eltern. Dazu waren sie zu ernst.
Mein Vater seufzte tief. "Weil wir Gegner haben. Gegner mit der selben Begabung, doch mit anderen Zielen und Idealen als wir. Und Clare und ihre offenen Träume sind für sie der Schlüssel zum Erfolg. Solange Clare ihre Träume und ihren Schutzwall nicht im Griff hat, werden sie sie immer finden können. Ihre Träume rufen sie nur so her."
Na super. Ich hatte also nicht nur eine super Begabung, sondern auch Super-Feinde.
Unkontrolliert zitterte ich und das zittern wurde immer schlimmer.
Ein überweltigender, mutloser, schriller Schrei zeriss meine Kehle, der Druck in meiner Brust löste sich und ich sank erschöpft gegen Luke, der mich fest in seine Arme schloss.
Frohe Weihnachten!!!
Das ist mein kleines Geschenk an euch.
Habt ihr das bekommen, was ihr euch gewünscht habt? Also ich schon. Und ein paar Sachen, die ich mir nicht gewünscht habe, also echte Überraschungen. Auf jeden Fall alles super.
Noch schöne Feiertage euch allen!!!
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Traummörder
Novela JuvenilJede Nacht träumt Clare, dass sie jemanden umbringt. Als sie schießlich im Traum ein Kind ermordet, stürzt sie in sich zusammen. Unverhofft erhält sie Hilfe von Luke, von dem sie nichts weiß außer seinem Vornamen. Auf den Hinweis eines mysteriösen B...