Peinlich berührt schob ich ihn weg. Erst jetzt fiel mir richtig auf, dass wir draußen in der Dunkelheit standen, ich im Schlafanzug, heulend und vollkommen aufgelöst, er in Boxershorts, mit mir an sich geklammert.
Luke fand wohl nichts komisch daran. Er fuhr sanft mit seinem warmen Finger über meine Wange und wischte die Tränen weg. Ich verlor mich kurz in dieser Berührung. " Besser?", fragte er.
" Ja", sagte ich und dankte Gott dafür, dass sich die Sonne noch nur als kleines Licht am Horizont erahnen ließ und es daher noch sehr dunkel war. Ich war nämlich plötzlich sehr rot geworden.
" Gehen wir rein?" Es klang eher wie eine Frage, doch er erwartete wohl keine Antwort, denn er schob mich schon vorwärts, bevor ich ihm eine geben konnte. Er steuerte auf mein Zimmer zu, doch ich wand mich aus seinem Griff.
" Geh du schon mal vor, ich trink noch kurz was. Ich könnte jetzt sowieso noch nicht schlafen..."
Unschlüssig trat er von einem Bein auf das andere. " Soll ich dich begleiten?"
" Nee geht schon." Man, traute er mir echt nicht zu, in meinem eigenen Zuhause allein trinken zu gehen? Nun ja, wäre ich er, würde ich es mir auch nicht zutrauen.
Zögernd ging er ins Zimmer. Ich lächelte ihm aufmunternd zu, dann hastete ich in die Küche und füllte mich mit Cola und Kaffee ab. Ich wusste, dass dieses Unterfangen zwecklos war, doch ich wollte nie mehr schlafen müssen.
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Ich stieg aus der Dusche und rubbelte mich trocken. Dann stellte ich mich vor den Spiegel und sah mir ins Gesicht. " Und, wie geht's?", fragte ich mein Spiegelbild.
" Super", antwortete ich mir selbst.
Mein blasses Gesicht sah mich aus dunkel umschatteten Augen vorwurfsvoll an. " Lüg nicht."
Ich seufzte. " Okay du hast recht, es geht mir beschissen. Sonst noch was?"
" Nee das wars eigentlich."
Ich starrte mich wütend an. "Danke fürs Gespräch", knurrte ich.
Jetzt fing ich schon an mit mir selbst zu reden. Was kam als nächstes? Würde ich jetzt bald Geschichten von Marsmännchen erfinden?
Ich schlüpfte in meine Hose und wollte mein T-Shirt anziehen, da merkte ich, dass es zu klein war, also lief ich im BH in mein Zimmer, wo immernoch Luke schlafend auf dem Boden lag. Ich stand vor meinem Kleiderschrank und konnte mich nicht entscheiden, was ich anziehen sollte.
" Guten Morgen."
Ich fuhr herum. Ich dachte, Luke schlief noch?! "Auch guten Morgen. Kannst du mir mal verraten, was ich anziehen soll?", überspielte ich meine Verlegenheit. Dabei musste ich mir um meine Figur keine Sorgen machen. Ich war nur ziemlich verstockt, weil ich Typen, Jungs und Männer, einfach nicht gewohnt war.
"Is mir egal, steht dir sowieso alles", nuschelte er in sein Kissen.
Ich wurde wieder rot. Auch Komplimente war ich nicht gewohnt. " Wie lange geht das schon so?", fragte er vorsichtig.
Intuitiv wusste ich, dass er nicht wissen wollte, wie lang ich schon vor dem Schrank stand. " Fast drei Monate", wisperte ich.
" Seit drei Monaten träumst du jede Nacht, jemanden umzubringen? Das ist ja furchtbar!"
Ich nickte langsam. Warum es leugnen? Er zog mich zu sich. "Wir müssen etwas machen! Irgendetwas muss es doch geben, was dir helfen kann"
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Traummörder
Teen FictionJede Nacht träumt Clare, dass sie jemanden umbringt. Als sie schießlich im Traum ein Kind ermordet, stürzt sie in sich zusammen. Unverhofft erhält sie Hilfe von Luke, von dem sie nichts weiß außer seinem Vornamen. Auf den Hinweis eines mysteriösen B...