"Und du bist sicher, dass das geht? Ich kann dich auch nach Hause bringen, weißt du?"
"Ja Julian, weiß ich. Ist echt total nett von dir, aber nein danke. Ich hab doch schon gesagt, dass mich ein Bekannter abholt." Es war mir etwas unangenehm, mir Julian über Luke zu reden.
" Ja klar."
In dem Moment fuhr ein Motorrad vor und hielt direkt neben mir. Luke sprang herunter und nahm seinen Helm ab. Automatisch schlang Julian seinen Arm noch fester um meine Hüfte. Es kam mir schon beinahe beditzergreifend vor.
Luke ließ sich von der Anspannung nicht beeindrucken. Er berührte mit den Fingern meine Wange und fragte: " Was machst du denn für Sachen?" Aber es hörte sich nicht so an als erwarte er eine Antwort.
Ich weiß nicht, warum, aber ich wollte Luke zeigen, das ich nicht voll auf ihn fixiert war, also drehte ich mich und umarmte Julian zum Abschied. Als ich ganz dicht bei ihm war, flüsterte ich, laut genug, dass Luke es hören konnte, in sein Ohr: " Danke für deine Hilfe. Viel Spaß in Englisch." Und während ich Luke genau beobachtete, setzte ich ein "bis morgen" hinzu.
Ich sah Julian nach, gleichzeitig achtete ich genau auf jede Regung in Lukes Gesicht. Und was ich sah, beruhigte mich. Eine Mischung aus Eifersucht und Abschätzung. Vielleicht war das eben nur ein Test gewesen, den mein Unterbewusstsein sich ausgedacht hatte, um seine Reaktion abzuschätzen und auszuwerten, ob Luke mich mochte oder nur als bemitleidenswertes Mädchen sah. Dann war der Test jedenfalls positiv verlaufen.
" Hier, guck mal, ob der passt." Er stülpte mir einen Motorradhelm über den Kopf. Er ließ ihn aber nicht los, sondern schüttelte ihn mit beiden Händen, bis ich fast gegen ihn stolperte. " Ich würde sagen, der sitzt. Steht dir", meinte er. Dann packte Luke mich um die Taille und hob mich auf sein Motorrad. Dann stieg er vor mir auf. " Festhalten!", befahl er und startete die Maschine. Schnell umkamerte ich seine Hüfte und versteckte mein Gesicht an seinem Rücken vor dem Wind.
**************
Ich schob mir das letzte Stück Pfannkuchen in den Mund. "Darf ich jetzt die Post rein holen?"
Luke nickte gnädig. " Jetzt ja. Jetzt hast du ja auch was gegessen."
Ich seufzte. Die reine Diktatur war das hier.
Mit der Post in der Hand kam ich zurück zum Tisch. Ich sah sie durch. Eigentlich erwartete ich keinen Brief, es war nur reine Gewohnheit geworden, durchzusehen, ob was da war und dabei die Werbungen gleich auszusortieren. Dementsprechend war ich überrascht, doch Post für mich zu finden. Hastig riss ich sie auf und laß die hastig niedergeschriebenen Zeilen.
Liebe Clare,
Ich weiß, das kommt jetzt überraschend, doch wir müssen dringend mit dir reden. Du hast nächste Woche Ferien, also komm bitte dann zu uns. Befolge folgende Anweisungen bitte ganz genau, das ist sehr wichtig. Dein Leben hängt davon ab, dass du alles genau so machst:
1. Nimm keine elektrischen Gegenstände oder ähnliches mit, sie können leicht geortet werden.
2. Hinterlasse keine, oder möglichst wenige Hinweise auf deinen Aufenthaltsort
3. Setze dir kein bestimmtes Ziel, damit dir keiner auflauern kann. Gehe einfach irgendwo hin, wir werden dich dann abholen.
4. Überlege immer sehr genau, wem du vertrauen kannst. Vorerst gilt immer: traue keinem!
5. Sieh dich vor, sobald du dich auf den Weg machst, wirst du verfolgt.
Es tut mir leid, dass wir dir keine genaueren Infos geben können, aber wir wissen nicht, ob dieser Brief abgefangen wird.
Ich weiß, das ist schwer, aber bitte vertraue uns und tuhe, was wir dir sagen, dann sehen wir uns hoffentlich bald wieder. Wir lieben dich, vergiss das nicht.
In Liebe Mum und Dad
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Traummörder
Teen FictionJede Nacht träumt Clare, dass sie jemanden umbringt. Als sie schießlich im Traum ein Kind ermordet, stürzt sie in sich zusammen. Unverhofft erhält sie Hilfe von Luke, von dem sie nichts weiß außer seinem Vornamen. Auf den Hinweis eines mysteriösen B...