Kapitel 38: Sehnsucht

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Bittere Flüssigkeit füllte meinen Mund und riss mich in die Wirklichkeit zurück. Ich riss die Lippen auseinander und wollte alles ausspucken, doch eine Hand hielt mir den Mund zu und eine Stimme raunte: "Nein! Du musst es schlucken!"

Es war nicht die Stimme, die ich erwartet hatte, nicht Lukes Stimme, obwohl ich Lukes Arm an meinem Rücken spürte und seinen vertrauten Geruch in der Nase hatte. Und doch hätte ich diese Stimme immer wiedererkannt.

Heftig schlang ich die Arme um den Mann. "Papa!", wisperte ich leise, während ich mir die Nase an seinem Bauch platt drückte.

"Ja, meine Kleine, ich bin da." Er hielt mich fest, und das alles fühlte sich so selten, so wunderbar, so echt an, dass ich in Tränen ausbrach. "Alles wird gut, meine Kleine", redete mein Vater mir ein und für einen Moment wollte ich es glauben, glaubte ich es fast. Doch nichts war gut. Bald würde ich aufwachen und feststellen müssen, dass das alles nur ein Traum war, dass ich immernoch krank in dem Loch im Boden lag und dass niemand mir helfen konnte, nicht mal Luke.

Wie schön dieser Traum doch war. Ich hatte schon lange nichts so schönes mehr geträumt. Ich wünschte so, dass es die Wirklichkeit war, dass ich erst recht weinen musste.

Doch perfekte Momente halten nie lange an. Schon löste sich alles auf und die Welt wurde wieder schwarz.

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