Kapitel 14: Verlust

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Jess ertrug die Neuigkeiten natürlich mit Fassung, (WAS??? Luke hat bei dir gepennt??? Was habt ihr gemacht!?) und ich war froh, als wir es uns mit Chips und Cola auf dem Bett gemütlich machten. Ich bekam allerdings nicht viel mit von den Filmen. Statt mir verschiedene Romanzen anzusehen, (wir sahen nur Liebesfilme an, weil Jess ja versprochen hatte, keine Filme mit Blut anzugucken) handelte ich mit meinem Gewissen aus, ob ich Jess von dem Traum erzählen sollte oder nicht. Irgendwann stand ich kurz auf und ging ins Bad.

Ich drehte den Wasserhahn auf und hielt mein Gesicht direkt darunter. Dann machte ich ihn immer kälter, bis meine Nase beinahe abgefroren wäre und mein Verstand wieder wach war. Ich tunkte meine Hände in das Wasser im Ausguss und beschloss, dass ich meine Hände erst wieder raus nahm wenn ich wusste, wie ich weiter vorging. Als ich meine Hände kaum noch spürte, entschloss ich mich, Jess vorerst noch nicht zu sagen, dass ich geträumt hatte, Jannis zu erschießen. Sie sorgte sich so schon zu sehr um mich, da musste ich sie nicht auch noch mit sowas schocken. Reichte, wenn Luke mich für psycho hielt. Was ich ja auch war. Ich trocknete meine Hände und mein Gesicht ab und lief zurück zu Jess.

***************

Luke kam pünktlich. Auf die Sekunde genau um zwei Uhr stand er vor der Tür und klingelte. Loren lud ihn gleich zum Mittagessen ein und Luke aß natürlich mit, während ich nur lustlos in meinen Kartoffeln herumstocherte. Ihm fiel das selbstverständlich auf. Endlich in meinem Zimmer angekommen, fragte er sofort: " Schon wieder ein schlechter Traum?"

Ich schüttelte den Kopf.

" Na, das ist doch schon mal ein Schritt nach vorne." Ich hörte, dass er sich freute.

"Nein." Ich sah resigniert nach unten. " Ich hab überhaupt nicht geschlafen."

Er riss die Augen auf. " Aber-"

" Ich wollte schlafen", unterbrach ich ihn, "aber dann hab ich mich nicht getraut und mich immer wieder selbst geweckt."

Er seufzte auf und zog mich mit sich zu meinem Bett. Dort ließ er sich draufplumpsen und mich gleich mit."Was machen wir denn jetzt mit dir? Hast du deinen Eltern schon von der ganzen Sache erzählt?"

"Naja, Loren weiß, dass ich immer wieder furchtbare Träume hab..."

Dieses mal schüttelte er den Kopf. "Ich rede von deinen richtigen Eltern, nicht von Loren."

" Woher weißt du, dass Loren nicht meine Mutter ist?"

" Mensch Clare, das sieht man doch. Sie hat ein ganz anderes Gesicht als du, sieht total anders aus und außerdem sprichst du anders mit ihr als Töchter mit normalen Müttern sprechen."

Okay, 100 Punkte. Das hatte bisher keiner so schnell bemerkt wie er. "Nein, ich habe es ihnen nicht gesagt."

" Vielleicht solltest du aber genau das tun! Mit Eltern zu reden ist manchmal sehr hilfreich. Sie kennen ihre Kinder besser als jeder andere, wissen was ihm hilft und was es nervt. Und sie wissen, was ihr Kind zur Verzweiflung bringt. Was es verletzt und wie man es tröstet. Sie wissen, wie sie ihr Kind wieder zum Lachen bringt wenn es weint umd wie man es wieder aufmuntern kann. Uns sie sind dazu da, für ihr Kind da zu sein."

Ich lehnte mich an ihn. Eine Träne rollte mir über die Wange und ich wollte nicht das er das sah. Einmal beim Weinen zusehen reichte, sonst hielt er mich noch fein totales Weichei. Oder für einen Waschlappen. " Ich würde gerne mit ihnen reden, aber ich weiß nicht, wo sie sind."

TraummörderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt