Ein Unterschlupf

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Hier standen wir nun. Mein Leben hatte innerhalb von ein paar Stunden eine unglaubliche Wendung genommen. Ich musste ernsthaft darüber nachdenken, doch noch hatte ich keine Zeit. Wo war ich da bloß hineingeraten? Elijah gab Carl die Karte aus dem Buch. Carl und George studierten sie. "Hier ist er," rief Carl Elijah zu und zeigte in östlicher Richtung auf einen schmalen Pfad. "Ok Leute, hier müssen wir weiter. Es ist ungefähr ein Fußmarsch von einer halben Stunde, dann haben wir ein Lager wo wir uns von den ganzen Strapazen ausruhen können und an dem wir erst mal sicher sind." Sagte er an mich gewandt. Was sagte er da? Erstmal sicher sind? Gingen wir deswegen denn nicht durch dieses Tor, damit wir sicher sind? Ich war zu erschöpft um Fragen zu stellen. Zuhause war es jetzt schon tiefe Nacht. Hier war es immer noch hell. Wie konnte das sein? Und Zuhause? Wo war das? Mir wurde bewusst ich hatte kein Zuhause mehr. Wo befand ich mich überhaupt. Ich kam mir vor wie in einem Traum, aus dem ich nicht erwachen konnte.

George ging voraus, dicht gefolgt von Joise dann folgte ihr Marlen. Carl folgte ihr und dann ging ich. Dave wartete bis Elijah an ihm vorbei war und folgte uns dann ebenfalls. Der Weg war so schmal, dass wir nur hintereinander gehen konnten. Rechts von uns war ein Hang, der nach oben führte und bewachsen war mit Büschen und Bäumen. Doch links von uns ging es gleich ziemlich steil nach unten. Man konnte nur sehr vorsichtig laufen und wir kamen nur langsam voran. Keiner sprach ein Wort. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach. Ab und zu drehte ich mich kurz um, damit ich sicher sein konnte, dass Elijah noch hinter mir war. Endlich kamen wir auf eine Lichtung. Wir setzten uns und lehnten uns an die umliegende Bäume. Stille. George und Dave standen nach einer Weile auf. Sie nahmen die Karte. "Wir suchen das Lager," beide verschwanden im Gebüsch.

Marlen holte zwei Flaschen Wasser aus ihrer Tasche und reichte sie herum. Da merkte ich zum ersten mal, dass ich furchtbaren Durst hatte und auch Hunger. Das letzte mal hatte ich mit Elijah in dem Restaurant gegessen, in dem wir nach dem Tod meines Großvaters essen waren. Leider hatte ich in dem Salat nur herum gestochert und ihn nicht wirklich gegessen, was ich jetzt sehr bereute. "Hier ist es," schallte Daves Stimme durch den Wald. Wir standen alle fast gleichzeitig auf. Erleichtert, dass es endlich weitergehen würde, aber auch neugierig, auf das, was jetzt noch kommen sollte. George kam angerannt. Dave holte uns ab und zeigte uns den Weg. Wir liefen durch Gestrüpp und durchs Unterholz, es war auf jeden Fall kein Weg und auch kein Pfad mehr. Auf einmal standen wir vor einem hohen Berg. Es ging nicht mehr weiter. Verzweifelt schaute ich mich nach Elijah um.

Unsere Blicke trafen sich aber er lächelte mir Mut zu. Carl und Dave gingen direkt auf den Berg zu. Sie hoben zwei große Büsche an und dahinter war ein großer Felsen. Dave suchte etwas und fand eine Kerbe. Er streckte seine Hand hinein, drückte auf etwas und mit einem großen Krachen rollte der Stein auf die Seite. Dahinter befand sich ein Eingang. Elijah kam sofort an meine Seite und legte seinen Arm um meine Schultern. Gemeinsam traten wir ein. Elijah hatte mich immer noch in seinem Arm, so fühlte ich mich sicher, als wir in die Höhle gingen. Wir traten ein und ich sah einen langen Gang. Rechts und links waren im Abstand von circa drei Metern Fackeln in Haltern aus Eisen, die in den Stein gehauen waren. Dadurch war der Tunnel hell beleuchtet. Hinter uns gab es ein berstendes Geräusch, als der Stein wieder vor den Eingang rollte. Ich dachte schon, jetzt würde gleich alles einstürzen, doch es blieb still.

Wir gingen auf das Ende des Tunnels zu, an dessen Wand sich eine riesige Tür befand. Der Boden war aus Stein und so eben als wäre er mit einer Feile bearbeitet worden. Wir standen vor der Tür, auf der wundervolle Schnitzereien eingemeißelt waren. Es gab einen Knopf und Dave betätigte ihn. Ein sanfter Gong erschallte und füllte den ganzen Raum aus. Es war ein angenehmes Geräusch. Die Tür ging auf und ein alter Mann stand vor uns. Er hielt eine Lampe in seiner Hand in der eine Kerze flackerte. "Das ist Master Peradon aus dem Geschlecht des Volkes Prador," stellte Elijah mich ihm vor. Diesen Namen, Prador, hatte ich schon einmal gehört. Master Peradon stand etwas gebückt in einem langen braunen Mantel aus Leinen mit einer Kapuze auf dem Kopf vor mir. Ein lustiger Name wie ich fand. Freundlich lächelte er mich an. Sein Alter konnte ich nur schwer schätzen Sein Blick ruhte so intensiv auf meinem Gesicht, dass es mir etwas unangenehm war.

"Da seid ihr ja endlich. So lange habe ich auf dich gewartet Sarah." Kannte er mich denn? Er nickte Elijah zu, drehte sich um und rief: "kommt mit mir, kommt mit, ihr müsst müde und hungrig sein." "Oh ja sehr" erwiderte Marlen und lachte fröhlich. Mir viel auf, das Elijah nur mich vorgestellt hatte. Dann folgten wir Master Peradon in den nächsten Raum. Als wir eintraten traute ich meinen Augen kaum. Die Wände waren aus dem Gestein wie auch mein Schlüssel. Wie hieß es gleich noch? Gummar. Es war genau so, wie die Wand in der sich das Tor befand, durch das wir hier her gelangt waren. Durch den riesigen Leuchter an der Decke, erschien die graue Wand jedoch viel heller und glitzerte mehr. Strom, es gab hier wirklich Strom. Hier unten in einer Höhle unter dem Berg. Das Zimmer war rund und in der Mitte stand ein großer runder Tisch.

Wir stellten uns alle um den Tisch und schauten auf die Platte. Als ich näher kam sah ich schon, dass der Tisch von innen beleuchtet war und auf dem Tisch befand sich ein Bild. Eine Karte, eine Karte von einer Welt, die ich nicht kannte. Genau wie die Kugel, die der Ritter hielt. Sie war ähnlich wie die Karten, die ich schon gesehen hatte, doch es gab keine Kontinente. Die Erdmasse hing zusammen, nahm ungefähr ein Drittel der Oberfläche ein, der Rest bestand aus Wasser. Trotzdem war die Erdmasse in verschiedene Farben aufgeteilt und auf jeder Farbe stand eine andere Rune. Sie wahren der Rune auf dem Wappen von meinem Schlüssel ähnlich. Ob eine davon die gleiche war, vermochte ich nicht zu sagen. In der Mitte dieser Erdmasse war etwas anders. Eine Burg war eingezeichnet und um sie herum eine dicke Linie. Die Burg hatte mehrere Türme. Plötzlich ging eine Tür auf und eine kleine rundliche Frau kam herein. Sie lachte uns herzlich an und stellte sich als Mira vor. "Es ist angerichtet. Ihr könnt euch jetzt stärken." Fröhlich lief sie auf einen anderen Raum zu und wir folgten ihr dankbar.

Das Geheimnis der leuchtenden StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt