Tage der Trauer

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Ich wollte mich setzen doch Vater hielt mich am Arm fest. "Bleib hier Sarah." Widerwillig blieb ich neben ihm stehen. Ich konnte es überhaupt nicht leiden, wenn ich so im Mittelpunkt stand. Alle saßen am Tisch und starrten uns an. "Also," begann Commander Clarson. "Mir ist in letzter Zeit so einiges zu Ohren gekommen. Nun zunächst einmal, ich kann euer Verhalten Sarah gegenüber nicht dulden." Sie schauten sich gegenseitig an. "Es gibt anscheinend Gerüchte über sie und Stanley. Zunächst einmal, es geht euch nichts an, mit wem Sarah ihre Zeit verbringt." Ich wurde nervös. Was redete er denn da? Sollte das etwa die Gerüchte aus der Welt schaffen? Wohl kaum. Unbeirrt fuhr er fort. "Und wenn Sarah sich wirklich für Stanley entscheiden sollte, dann geht euch das ebenfalls nichts an, nicht wahr? Zumindest ist er jetzt für längere Zeit weg. Er versucht unsere Heimat zu retten. Ungeachtet des Ganzen ist Stanley ein anständiger Kerl. Ich möchte, dass ihr ihm den nötigen Respekt entgegenbringt, wenn er wieder zurück ist."

Inzwischen hatten alle schon ihre Augen weit aufgerissen, den Mund offen stehen und schauten ungläubig abwechselnd zu Commander Clarson und mir. Ich selbst konnte nicht glauben was ich da gerade hörte. Hatte er mich denn so missverstanden? "Ich möchte von jedem einzelnen versichert bekommen, das ihr Stan mit dem nötigen Respekt begegnet." Verwirrt nickten alle. "So dann hätten wir das hoffentlich geklärt." Er sah mich von der Seite an. Ich war wie erstarrt. "Nun es gibt noch etwas. Sarah und Elijah hatten eine Meinungsverschiedenheit. Ich bin sicher, wenn er zurück ist, werden sie diese aus der Welt schaffen. So weit es mir bekannt ist, haben sich Sarah und Elijah nicht getrennt. Beide haben mir das glaubwürdig versichert. Ich bin ebenfalls sicher, Elijah wäre nicht so erfreut, wenn er wüsste wie ihr Sarah behandelt. Und jetzt möchte ich, dass ihr den Gerüchten keinen Glauben mehr schenkt und euch wieder normal verhaltet. Falls das jemandem von euch nicht möglich sein sollte, bitte ich um ein persönliches Gespräch. Doch ich denke, dass wir alle erwachsen genug sind, um das hier und jetzt aus der Welt zu schaffen. Hat jemand noch etwas zu sagen?"

Dave stand auf. "Ja also eh mh," stotterte er herum. "Sarah es tut mir leid. Und ich glaube da kann ich jetzt für uns alle sprechen. Es hat uns nur so schrecklich schockiert. Wir dachten wirklich ihr hättet euch getrennt. Commander Clarson hat recht. Selbst wenn, hätten wir kein Recht gehabt, uns dir gegenüber so zu verhalten. Ich hoffe wir können das aus der Welt schaffen und wieder Freunde werden?" Sie hatten mich alle mit ihrem Verhalten sehr verletzt deswegen nickte ich nur leicht. "Das war zumindest ein Anfang. Danke Dave," sagte Commander Clarson schnell. "Ich hoffe, und das gilt für alle, das ich in Zukunft wegen so etwas nicht mehr meine Arbeit unterbrechen muss." Er schaute alle streng an. "Ihr könnt wegtreten." Dann wandte er sich noch einmal mir zu bevor er ging: "soll ich Elijah jetzt wieder zurück holen?" Ich nickte: "Ja, tu das, ich muss dringend mit ihm sprechen." "Das finde ich auch. Ich werde gleich alles nötige veranlassen. Ich schaue morgen nach dir, auch um zu sehen, das man sich dir gegenüber benimmt."

"Danke Papa. Vielen, vielen Dank." "Kein Problem Sarah, du bist doch schließlich meine Tochter." Dann ging er und ließ mich alleine stehen. Ich wollte so schnell wie möglich in mein Zimmer zurück doch Dave kam sofort auf mich zu: "geh bitte nicht Sarah. Es tut uns so leid. Das war wirklich nicht anständig von uns. Ich schwöre dir hier und jetzt vor all den anderen. So etwas wird nie mehr vorkommen. Ich werde nie wieder so mit dir umgehen. Egal für wen oder was du dich am Ende entscheidest." Carl kam dazu und klopfte mir auf die Schulter. "Auch von mir Sarah, sorry." Bevor jetzt alle einzeln auf mich zu kamen ergriff ich das Wort. "Ihr habt mich alle sehr verletzt. Ich hoffe nur, dass hat nicht für immer einen Keil zwischen uns getrieben." Ich drehte mich um und ließ alle einfach so zurück.

Elijah war immer noch nicht zurück gekommen. Vater sagte, er habe ihn zurück beordert, doch er wollte noch nicht kommen. Die Tage vergingen so mühselig. Alle waren sehr bemüht um mich und zeigten echte Anteilnahme. Ich lief wie ein Geist umher. Ich machte mir nicht mehr die Haare und schminkte mich nicht mehr. Ich redete nur noch das Notwendigste. Ich ging jeden Tag zur Oase und verbrachte meine Zeit dort. Hier konnte ich mich an die schönen Stunden mit Elijah erinnern. Ich konnte kaum noch essen, und schlafen konnte ich auch nicht. Alle machten sich furchtbare Sorgen um mich. Doch ich versicherte immer wieder das es mir gut ginge. Mein Vater fing an sich große Sorgen um mich zu machen deshalb kam er jeden Tag um nach mir zu sehen. Ich lachte nicht mehr und freute mich über nichts. Irgendwann kam Vater zu mir: "Sarah, machst du mit mir einen Spaziergang draußen? Es regnet."

"Das waren noch glückliche Zeiten für mich Papa. Doch es war auch der Abend ab dem für mich alles in die Brüche ging. In einem Moment sagte Elijah, dass er mich liebt und im anderen war er verschwunden." Ein Monat war es schon her, seit er mich verlassen hatte. Und auch von Stanley hatte ich nichts mehr gehört. Vater verfrachtete mich des öfteren für einen Tag auf die Krankenstation, wenn ich seiner Meinung nach mal wieder etwas zu wenig gegessen hatte. Zur Kontrolle nannte er es. Ich lies es einfach über mich ergehen. Ich lies alles über mich ergehen. Jeder Tag war gleich. Dort wo ich einst ein Herz hatte, klaffte eine tiefe schwarze Wunde. Als hätte jemand einen Teil von mir herausgerissen. Es war als wäre ich in Trauer. Als wäre jemand gestorben. Wie bei meinem Großvater. Doch jetzt war es anders. Jetzt hatte ich Zeit zu trauern. Bei Großvater hatte ich es nicht.

Endlos erschien mir mein Leben und ich stellte mich schon darauf ein, das es jetzt für immer so bleiben würde. Dann fiel mir ein, dass der einzige Ort an dem ich Elijah jetzt noch begegnen könnte, der Transformator war. Ich lief sofort zu Vater. "Papa ich möchte in den Transformator. Ich möchte eine Sitzung." Überrascht sah er mich an. Ich hatte es wohl dem Umstand zu verdanken, dass er froh war, das ich überhaupt mal wieder etwas tun wollte, also sagte er ja. Ich musste mich drei Tage lang gut ernähren und jeden Tag den Arzt aufsuchen, bis dieser endlich grünes Licht gab. Doch um Elijah zu sehen, würde ich alles tun.

Das Geheimnis der leuchtenden StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt