Da ich mal wieder nicht einschlafen konnte, kramte ich die Schriftrolle aus der Schublade. Ich rückte noch mein Kissen zurecht und setzte mich bequem im Bett auf. Dann rollte ich sie auf. Das war so spannend. In der oberen Ecke hatte sie ein Wappen. In der Mitte befand sich eine Rune. Das selbe Wappen wie auf meinem Schlüssel, den mir Großvater gegeben hatte und die Rune Pradors. Großvater? War er überhaupt mein richtiger Großvater? Ich konnte mir nicht mehr sicher sein. Es standen einige Namen auf dem Pergament. Von den Namen gingen jeweils mehrere Abzweigungen ab. Ich entdeckte Elijahs Namen: Tom Winston, seine Frau Mary Winston, geborene Hanson: Kinder Elijah Winston. Dann entdeckte ich den Namen meines Großvaters Simon Wilson, seine Frau Rose Wilson, geborene Grason. Darunter stand Kinder: Martha Wilson, Daniel Wilson. Und auf der anderen Seite standen die Namen: Robert Clarson, seine Frau Vivian Clarson, geborene Dawson. Kinder: Elisabeth Clarson. Dorothee Clarson, Matiew Clarson, William Clarson. Dann standen in viereckigen Rändern wer von den Kindern mit wem verheiratet war unter anderem auch:
William Clarson, seine Frau Martha Clarson geborene Wilson. Kinder: Jacob Clarson und Sarah Clarson. Ich legte die Schriftrolle auf meine Knie. Also war es tatsächlich wahr. Mein Großvater, war mein Großvater. Und Commander Clarson? - Commander Clarson war mein Vater?! Oh man das war verrückt. Das war unvorstellbar. Ich sprang aus dem Bett und lief im Zimmer auf und ab. Ich hielt es nicht mehr aus. Im Nachthemd lief ich aus dem Zimmer. "Wissen Sie wo ich Commander Clarson jetzt finden könnte?" Fragte ich die Wache. "Ähm." Räusperte er sich. "Ich nehme an er ist in seinem Zimmer. Es ist schon sehr spät. Es ist mitten in der Nacht." "Könnten Sie mich zu ihm bringen?" Bat ich ihn. "Also, ähm, also ja." Stotterte er. "Wenn Sie es wünschen." Er ging mit mir durch den Gang in mehrere andere Korridore. Sein Quartier lag wohl nicht bei den unseren. Dann blieben wir vor einer Tür stehen. "Könnten sie hier warten? Ich finde sonst nicht mehr zurück." Bat ich die Wache noch einmal. Er nickte mir zu und postierte neben dem Zimmer. Ich nahm all meinen Mut zusammen und klopfte an. "Ja bitte, wer ist da?" Hörte ich von drinnen Commander Clarsons Stimme. Mein Herz schlug wie wild. Ohne ein weiteres Wort trat ich ein. Commander Clarson saß mit Jacob an einem Schreibtisch. Vor ihnen lagen eine Menge Karten, die sie gerade studierten. Jacob sprang sofort auf und auch Commander Clarson sprang von seinem Stuhl.
"Sarah?" Rief Jacob doch ich schaute nur zu Commander Clarson. Es dauerte einen Moment bis ich mich gesammelt hatte, dann sagte ich einfach: "Vater?" Er tauschte mit Jacob einen kurzen Blick. Dann kam er auf mich zu und schloss mich in seine Arme."Sarah," sagte er, "du erinnerst dich." Er hielt mich ganz fest im Arm und ich weinte und weinte. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Immer wieder strich er mir übers Haar und drückte mich noch fester. "Es ist wahr?" Schluchzte ich. "Du bist mein Vater?" "Ja Sarah. Das bin ich. Und es tut mir unendlich leid, das ich dir davon nichts sagen konnte." Er löste sich etwas von mir und sah in mein Gesicht. "Glaub mir Sarah. Ich hätte nichts lieber getan als es dir zu sagen." Ich schmiss mich wieder in seine Arme und weinte bitterlich. "Es tut so gut, das ich es jetzt weiß. Es tut so gut wieder einen Vater zu haben." "Ich weiß Sarah. Wir hätten dir das niemals angetan, wenn es nicht notwendig gewesen wäre. Nur so warst du sicher verstehst du? Auch wenn es nur eine kurze Zeit lang so war." Er nahm mein Gesicht in seine Hände, wischte mir die Tränen ab und küsste mich auf die Stirn. "Ich liebe dich Sarah. Und ich bin froh, dass du es jetzt endlich weißt. Wir können morgen reden ok? Es ist sehr spät. Du solltest jetzt schlafen gehen. Jacob kann dich zurück bringen."
"Nicht nötig. Ich wollte euch nicht stören. Ich habe die Wache gebeten zu warten und mich zurück zu bringen." Er nickte mir zu und küsste mich noch einmal aufs Haar. "Gute Nacht Sarah." "Gute Nacht." Wandte sich auch Jacob an mich. "Gute Nacht" sagte ich und ging. Die Wache brachte mich über die vielen Korridore wieder zurück. Ich hatte das Gefühl, ich würde schweben. Ganz beschwingt und glücklich kam ich in meinem Zimmer an und legte mich ins Bett. Ich hatte einen Vater. Am morgen weckte mich Elijah. Ich zeigte ihm aufgeregt die Schriftrolle und erzählte ihm alles was letzte Nacht passiert war. Er sah mich nur mit großen Augen an und fragte "Sarah, wie geht es dir damit?" "Nun ja es ist wirklich keine leichte Übung und eine komische Sache. Aber ich bin auch so glücklich. Elijah ich habe einen Vater. Ich kann das einfach noch nicht glauben." Elijah lachte. "Verstehe doch, du wirst es glauben müssen." Da klopfte es an der Tür und Commander Clarson öffnete sie halb, trat aber nicht ein.
"Guten morgen ihr zwei. Sarah, nach dem Frühstück hole ich dich ab. Ich will den Tag mit dir verbringen. Zieh bitte deine Rüstung an. Wir gehen nach draußen." Elijah fing sofort an zu protestieren: "ob das so klug ist? Das könnte richtig gefährlich werden." "Ja ich weiß, aber es regnet. Und ich liebe Regen." Sagte er zu Elijah und lachte mir zu. "Ich verstehe ja Elijah, dass du auch gerne den Tag mit Sarah verbracht hättest. Aber du wirst darauf verzichten müssen. Das ist ein Vater Tochter Ding. Das verstehst du doch sicherlich?" Dann ging er. Elijah musste sich geschlagen geben. "Oh Elijah, ich bin so aufgeregt. Ich wäre auch gerne mit dir zusammen gewesen aber das gönnst du mir doch oder?" Fragte ich ihn. Er nahm mich in den Arm und sah mich an: "natürlich gönne ich es dir Sarah. Ich finde nur, es ist sehr gefährlich für dich im Moment nach draußen zu gehen." Besorgt schaute er mich an. "Und denke daran was ich dir gesagt habe. Tauscht bitte nicht so viele Erinnerungen aus. Das könnte für die nächste Sitzung sehr hinderlich sein."
"Ich verspreche es dir Elijah. Komm lass uns frühstücken gehen." Er konnte nur noch nickten dann gingen wir los. Ich konnte es gar nicht abwarten also frühstückte ich nur wenig, drückte Elijah noch einen Kuss auf die Wange, flüsterte noch bis später und war auch schon in meinem Zimmer verschwunden um die Rüstung anzulegen. Es klopfte und Commander Clarson stand vor der Tür. Mein Vater, "können wir los?" "Aber sicher." Froh, dass er mich nicht lange hatte warten lassen, schritt ich voller Tatendrang neben ihm her, auf dem Weg nach draußen. Dann standen wir vor dem versteckten Eingang und gingen hinaus. Es regnete tatsächlich, nicht zu stark aber auch nicht leicht. Genügend, dass man schnell durchweicht sein würde, doch an der Rüstung perlten die Tropfen einfach ab. Ich streckte mein Gesicht in den Himmel und genoss die Regentropfen auf meinem Gesicht. Vater lachte. "Und, war das eine gute Idee?" "Eine super Idee, ich habe schon lange keinen Regen mehr gesehen, geschweige denn gespürt," wieder lachte er. "Komm gehen wir ein Stück."
Wir liefen durch den Wald und kamen auf eine Lichtung. Dort konnte mir der Regen noch besser in das Gesicht fallen, da er nicht mehr von den Bäumen zurück gehalten wurde. Ich streckte meine Arme aus und drehte mich im Kreis, so glücklich war ich. Ich wäre beinahe gefallen aber Vater fing mich auf. Wir gingen weiter. Dann kamen wir an eine verlassene Hütte. Auf der Veranda stand eine breite Schaukel und sie war überdacht. Vater suchte die Hütte und die Gegend ab bevor wir uns in die Schaukel setzten. Erst schwiegen wir, doch dann fragte ich: "kannst du mir etwas über Mutter erzählen?" "Sarah. Wir sollten nicht darüber sprechen bevor deine Sitzungen nicht abgeschlossen sind." Sagte er und ich sah seinen traurigen Blick. "Aber ich habe sie gesehen. In meinen Sitzungen." "Trotzdem ist es keine gute Idee. Elijah hat bestimmt schon mit dir darüber geredet." "Sag mir nur........" Sagte ich neugierig. "Ist es wahr? .... Hat Lord Vangar sie köpfen lassen?" Er sah mich lange an. Ich sah Tränen in seinen Augen aufsteigen. Er schluckte schwer und nickte dann leicht. "Ja, das ist es." Antwortete er mit einem Klos im Hals. Dann schlug auf einmal ein Blitz neben uns ein. Wir hörten erst einen Körper im Gestrüpp fallen, dann noch einen und einen dritten. Dann kam Stanley zwischen den Bäumen heraus. Mehrere Soldaten liefen herum und suchten die Gegend ab. Als keine Gefahr mehr drohte, kam Stan auf uns zu.
"Sir, die Feinde sind eliminiert." Vater stand auf, er hatte sich vor mich geworfen und seine Waffe gezückt. "Stanley, was machst du denn hier?" "Als ich hörte, dass Sie mit Sarah alleine nach draußen gehen wollen, habe ich mir Sorgen gemacht und einen Trupp organisiert, der die Gegend durchsucht und sichert." "Und wie man sieht, völlig zu recht, ich danke dir Junge." "Lasst uns nach drinnen gehen, da ist es wesentlich sicherer, auch wenn es ein sehr schöner Ausflug war Papa," sagte ich und wir liefen wieder zurück. Stanley organisierte die Soldaten um uns herum und hatte immer noch seine Waffe im Anschlag, genau wie mein Vater. Nichts passierte mehr und wir kamen heil an. Dann kamen wir hinein. Alle starrten uns verwundert an, als wir mit Stanley die Küche betraten.
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Das Geheimnis der leuchtenden Stadt
RandomVorwort Sarah ist heute 26 Jahre alt geworden und hat zudem ihr Studium in Geschichtsschreibung abgeschlossen. Ihre Eltern sind vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ihr einziger Verwandter der ihr geblieben ist, ist ihr Großvate...