Die Entscheidung

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Wir saßen alle gemeinsam im Speisesaal. Offizier Jon Stewart war zurück gekehrt und berichtete von den Fortschritten auf dem Mutterschiff. Auch Elijah erstattete Bericht von der Rampe. Die Transportschiffe waren abgezogen und die Stadt war komplett evakuiert. Die Kampfschiffe waren startklar. Für die Menschen, die sich entschieden hatten hier zu bleiben, wurden hinter den Stadtmauern neue Gebäude errichtet. Es wurde beschlossen einen weiteren Ring vor dem Burgtor anzulegen und noch eine weitere Mauer zu errichten. Der Platz reichte jedoch nicht aus, da auch die Soldaten der neuen Armee für König Clarson Unterkünfte brauchten. Diese sollte man auf dem Platz errichten, auf dem jetzt die Kampfschiffe standen und auch Trainingsplätze und eine neue Kaserne würde man dort bauen. Bauern, die ihr Land, vor der Stadt aufgeben mussten, um dort neuen Wohnraum zu schaffen, sollten eine gute Stellung erhalten oder entlohnt werden. Das war kein Problem, die Schatzkammer war reichlich gefüllt.

Die leuchtende Stadt sollte versiegelt werden und nur im Notfall wieder geöffnet werden. Nachdem dies alles geklärt war, bat mich Elijah mit ihm zu kommen. "Zieh dich um Prinzessin. Wir reiten aus." Ich freute mich, denn wir konnten nicht mehr vernünftig miteinander reden, seitdem das leidliche Thema der Rückkehr nach Silkaris immer wieder zwischen uns stand. Also eilte ich mich und er erwartete mich auch schon als ich wieder hinunter kam. Wir gingen zu den Ställen und zwei Pferde waren schon gesattelt. Wir ritten los. Um uns herum waren jede Menge Bauarbeiten in vollem Gange. Alle verschwendeten keine Zeit, um den Plan voranzutreiben, endlich nach hause zurück zur kehren. Wir ritten über die Felder. Die Schneedecke war inzwischen dünner geworden und hier und da sah man schon den Boden frei liegen. Dann ritten wir ein Stück durch den Wald. Wir kamen zu einer alten Ruine. Dort stiegen wir ab. Wir gingen hinein und setzten uns auf die uralten Steine. Erst schwiegen wir eine Weile, ich konnte mir schon denken, was gleich passieren würde und dann fragte Elijah: "und wie war deine Sitzung?"

"Du fragst mich sonst nie danach." Sagte ich, weil ich genau das erwartet hatte. "Nur dieses mal muss ich es wissen. Hast du dich entschieden, mit nach hause zu kommen Sarah? Hat die Sitzung dir bei deiner Entscheidung geholfen?" "Ich habe dir vor dieser Sitzung schon gesagt, dass ich mit dir mitkomme und daran hat sich nichts geändert." Er nahm meine Hand. "Aber ist es auch wirklich dein Wunsch Sarah." "So langsam glaube ich, du willst mich gar nicht mitnehmen? Da du immer wieder davon anfängst. Willst du mich damit etwa so lange nerven, bis ich sage, ich bleibe hier?" "Das ist doch Unsinn und das weißt du auch." "Worum geht es denn dann Elijah?" Er schwieg und dachte nach. "Ich habe nur so furchtbare Angst, dass du es bereuen könntest." "Ich könnte das niemals bereuen, wie oft muss ich dir das jetzt noch versichern. Wo könnte ich glücklicher sein, als an deiner Seite?" "Ist das wirklich dein ernst?" Er kniete sich vor mich nieder und hielt immer noch meine Hand. "Es ist mein voller Ernst. Ich sage es jetzt zum allerletzten mal. Ich werde mit dir zurück gehen nach Silkaris und wir werden dort zusammen leben und diese Entscheidung ist ab jetzt für uns beide unwiderruflich. Ich will von diesem Thema jetzt nichts mehr hören. Abgemacht?"

Er stand auf und zog mich mit hoch. "Ich bin so froh," sagte er und küsste mich. Wir standen lange eng umschlungen da. "Wir sollten jetzt zurück gehen. Es ist ziemlich kalt geworden." Hand in Hand schlenderten wir zurück zu den Pferden. Verschmitzt sah er mich von der Seite an: "willst du wirklich mitkommen Sarah?" Lachte er und rannte weg. Ich rannte ihm hinterher und lachte auch. Ich fing ihn ein und schlug ihm mehrmals auf die Schulter. "Ja ich will, ja ich will." Schrie ich während er versuchte sich vor meinen Schlägen zu schützen. Wir lachten wir kleine Kinder. Dann nahm er mich noch einmal in den Arm "Ich liebe dich Sarah." "Willst du wirkl...." begann er wieder zu scherzen und ich unterbrach ihn: "kein Wort mehr davon." Wir stiegen auf und ritten um die Wette. Natürlich war er schneller aber wir kamen gut gelaunt und lachend von unserem Ausflug zurück ins Schloss. Wir gingen in den Speisesaal. Vater saß schon dort und wartete. Erwartungsvoll sah er uns entgegen. Als er uns so gut gelaunt sah, grinste er. Zufrieden aß er weiter und sagte kein Wort.

Ich hatte mich auf mein Zimmer zurück gezogen. Diese ganzen Ereignisse der letzten Wochen, ja der letzten Monate hatten mich doch ziemlich stark mitgenommen. Ich hatte jetzt zwar einen Überblick, über das, was in meinen Erinnerungen schlummerte aber ich hatte immer noch kein wirklich zusammenhängendes Bild. Ich wusste nicht von Kindheit an, bis jetzt, wie mein Leben wirklich verlaufen war. Es waren immer noch viel zu viele Fragen, die ich hatte, und es fehlten immer noch zu viele Bruchstücke, um alles zusammen zu fügen. Dann diese ganzen Vorbereitungen, die Frage nach der Heimat, diese ganzen Menschen überall. Es stürzte alles auf mich ein. Ich wollte einfach nur mal Ruhe. Ich schaute aus dem Fenster, zwischen den wenigen vereisten Flecken, begannen Blumen zu sprießen. Gab es denn auf Silkaris auch Jahreszeiten? Oder war das Wetter dort immer gleich? Noch ein Detail, an das ich mich nicht erinnerte. Ich dachte nach, auf Silkaris war Vieles aus grauem Gummar erbaut. Ein wunderschönes grau, da es immer glitzerte.

Aber ich hatte auch eine Wiese gesehen, die Wiese auf der ein Pavillon stand. Dort gab es Gras. Ich holte mir die Bäume und Blumen in Erinnerung. Die Gebäude und Fahrzeuge, die Schiffe und auch viele Geräte waren aus Gummar. Doch es gab auch Natur. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich dort Regen erlebt hatte oder Schnee? Es gelang mir nicht. Eigentlich wollte ich niemanden sehen, doch ich sagte: "herein," als es klopfte. Elijah kam zu mir ans ans Fenster. "Schau Elijah," sagte ich, der Frühling beginnt. Elijah legte den Arm um mich und schaute mit mir hinaus. Ich wollte das Thema nicht schon wieder ansprechen, doch mir kamen erneute Zweifel, ob ich das alles nicht zu sehr vermissen würde, darum fragte ich: "Elijah, gibt es denn auf Silkaris auch Regen, Schnee und, ... also ich meine Jahreszeiten?" Er sah mich ernst an. "Aber natürlich Sarah, das gibt es dort auch, kannst du dich denn nicht erinnern?" "Nein, das ist es ja, ich kann mich nicht daran erinnern." "Es ist nicht so wie hier. Nicht so oft und nicht so regelmäßig. Das Wetter dort ändert sich in anderen Abständen. Spielt das Wetter denn wirklich so eine große Rolle für dich?" Er lief durch das Zimmer.

"Zweifelst du etwa immer noch Sarah?" fragte er sichtlich betrübt. "Aber nein, das haben wir doch gestern ein für allemal geklärt Elijah. Ich stehe zu meinem Wort." Nachdenklich blickte er mich an. "Was kann ich denn tun, damit du dich deswegen besser fühlst?" Sichtlich besorgt nahm er mich an den Schultern und blickte mich an. "Ich möchte noch eine Sitzung." Das hatte er nicht erwartet. Ungläubig wandte er sich von mir ab. Man sah ihm an, wie er verzweifelt überlegte. "Ich hatte etwas anderes geplant Sarah." "Was denn Elijah?" Er kam wieder zu mir und nahm mich in den Arm. Er drückte mich ganz fest an sich. Eine Zeit lang standen wir so da. Dann löste ich mich von ihm und fragte ihn nochmal: "was hast du denn geplant Elijah?" er stellte sich an das Fenster und sah hinaus. "Ich wollte mit dir zurück, zurück zum Mutterschiff reisen." Ich ging auf ihn zu: "ist das wirklich wahr?" Er drehte sich zu mir und nahm meine Hand. "Ich dachte es wird Zeit, Zeit sich zu verabschieden und das hier hinter uns zu lassen. Es ist Zeit, lebe wohl zu sagen." Ich sah ihn an. Er meinte es wirklich ernst. "Das wäre schön, ja das wäre wunderbar Elijah." Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und umarmte ihn.

Nach einer Weile sagte er: "dann willst du es auch? Dann ist es beschlossen? Wir gehen fort?" "Ja Elijah, wann kann es los gehen?" Ich sah wie sehr ich darüber freute, dass ich so glücklich darüber war. Ich freute mich wirklich. Ich freute mich zurück zu kommen, in die Stadt, in der ich eine Heimat gefunden hatte. Wir küssten uns. Ich legte mein ganzes Glück hinein. "Wir können morgen aufbrechen, wenn du wirklich willst Sarah." "Oh ja, ja das will ich, ich freue mich ja so." "Und die Sitzung, die können wir auch noch im Mutterschiff machen. oder etwa nicht?" Fragte Elijah. "Ja, das können wir, das ist jetzt nicht mehr so wichtig. Hauptsache ist, dass es jetzt endlich weiter geht. Das wir einen Schritt weitergehen." "Das empfinde ich ganz genau so. Ich möchte endlich nach Hause, Ich möchte dich endlich heiraten. Ich möchte, dass du endlich meine Frau wirst Sarah." "Dann sollten wir unseren Plan jetzt wohl beim Abendessen verkünden, was meinst du? Ob die anderen bereit sind, zurückzukehren?" "Komm, wir fragen sie." Wir gingen hinunter zum Abendessen. Leider waren nicht alle anwesend.

Das Geheimnis der leuchtenden StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt