Ein Monat später

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Am nächsten Morgen wachten wir auf. Das erste mal in Elijahs Armen. Er hielt mich ganz fest. Nach einer Weile beschlossen wir uns gemeinsam Frühstück zu machen. Das war so aufregend. Wir waren tatsächlich ganz alleine. Wir machten uns Kaffee, wir frühstückten und dann gingen wir wieder ins Bett. So ging das eine Woche lang, wir standen nur auf, um zu essen. Wir machten alles gemeinsam. Nach dieser Woche ging Elijah zu meinem Vater und bat ihn um Verlängerung. Insgesamt wurde aus einer Woche, ein ganzer Monat, in dem wir nicht mehr raus kamen und auch niemanden sahen. Elijahs Haar war wieder länger geworden und er hatte sich nicht mehr rasiert. Es war die schönste Zeit in meinem bisherigen Leben. Ich war so glücklich, ich konnte es nicht mit Worten beschreiben. Manchmal übte Elijah ohne Stock zu gehen und ich half ihm dabei. Er machte gute Fortschritte doch er würde es wohl nicht schaffen, weite Strecken für immer ohne Stock aus zukommen. Wir scherzten viel miteinander und wir lachten viel miteinander. Nach einem Monat weckte uns Morgens der Gong. Verschlafen und ungläubig schauten wir uns an. Elijah hatte schließlich immer noch das Schild an der Tür hängen, auf dem stand: -Bitte nicht stören-.

Missmutig standen wir auf und warfen uns unsere Bademäntel über. Elijah nahm seinen Stock und wir gingen gemeinsam zur Tür. Als wir aufmachten standen da Papa, Jacob, Marlen und Dave. Sie hatten mehrere Kartons dabei in denen sich ein komplettes Frühstück befand. "Dürfen wir rein kommen?" Fragte Vater. Elijah und ich sahen uns kurz an. Wir hatten keine Wahl, also machten wir Platz. Jacob umarmte mich und auch Marlen. Sogar Dave drückte mich kurz. Doch Dave und Elijah fielen sich in die Arme und hielten sich fest. "Hey alter Kumpel. Wir vermissen dich. Es wird Zeit, dass ihr wieder unter den Lebenden weilt oder was meint ihr dazu?" Elijah und ich schauten uns an und waren uns einig: "also nicht unbedingt," erwiderte Elijah und wir grinsten. Sie verteilten das ganze Frühstück im Speisesaal und setzten sich. Ich ging zu Marlen und faste ihr an den Bauch. Eine kleine Wölbung war schon sichtbar. "Oh Marlen, man sieht es ja schon. Wisst ihr denn schon was es wird?" Dave sagte sofort mit breiter Brust und vollem Stolz: "es wird ein Junge." Elijah klopfte ihm auf die Schulter. "Gut gemacht Dave." Ich sah wie beide sich wirklich freuten.

Wir saßen alle gemeinsam am Tisch als Marlen sagte: "ich vermisse dich sehr Sarah. Katherina hat einen Kurs angefangen in Pflanzenforschung, und Melinda verbringt fast ihre ganze Zeit mit Jacob." Ich sah ihn an und musste grinsen. Jacob senkte sofort seinen Blick und winkte ab. Ich konnte mir natürlich nicht verkneifen noch einmal nachzuhaken. "Jacob was höre ich denn da, wie ernst ist es denn?" Er war sichtlich verlegen und von seinem sonstigen Witz konnte ich nichts mehr erkennen. "Mach jetzt bloß kein Drama daraus Sarah." "Aber das tue ich doch gar nicht, erzähl doch mal." Jacob war sichtlich genervt von mir: "da du ja sowieso keine Ruhe geben wirst Sarah, ja wir verbringen viel Zeit miteinander, und ja sie gefällt mir sehr gut, und wir werden sehen was die Zukunft bringt. Alles andere wäre noch zu früh." Ich grinste und als ich Elijah ansah grinste er auch und schüttelte nur den Kopf. Ich stichelte gleich weiter: "und du Papa, was ist mit dir?" "Was soll mit mir sein Sarah?" Einen Moment lang war Stille. Jacob wollte nicht auf sich sitzen lassen, dass er das einzige Gesprächsthema war deswegen sagte er: "freu dich Sarah, er verbringt auffällig viel Zeit mit Brenda." Papa verzog das Gesicht. "Musste das jetzt sein Jacob?" Es war ihm sichtlich unangenehm.

Wir redeten noch über ein paar Belanglosigkeiten. "Also, was habt ihr beiden jetzt vor? Wie lange wollt ihr euch hier noch verkriechen?" Fragte Vater. Erst sagten wir nichts. Wir wussten, dass wir das beide noch eine Weile aushalten würden, doch jetzt war auch klar, dass wir keine Wahl mehr hatten, sie würden uns ab sofort nicht mehr in Ruhe lassen. "Gibt es etwas Dringliches?" Fragte Elijah deswegen nicht gerade begeistert darüber, dass sie uns hier raus holen wollten. Da ertönte erneut der Gong. Elijah nahm sein Stock und ging zur Tür. Trevor, George und Carl kamen hereingestürmt und umarmten ihn herzlich. Sie schlugen ihm auf die Schulter: "hey alter Freund, geht es euch gut?" "Kommt rein, immer herein in die gute Stube." Das hatte sicher mein Vater organisiert. Marlen stand auf einmal auf und rannte ins Badezimmer. Erschrocken sah ich alle an. Keiner rührte sich, deswegen folgte ich ihr. Marlen musste sich übergeben. "Marlen?" Fragte ich ganz erschrocken. "Ist alles in Ordnung?" Marlen hob ihre Hand und nickte leicht. Als sie fertig war erhob sie sich: "nur die normale Morgenübelkeit. Das mache ich jetzt schon seit einer Woche mit." "Oh," sagte ich nur. "Ist nicht so schlimm Sarah. Das geht vorüber. Eigentlich ist es ein gutes Zeichen. Das heißt, das noch alles ok ist." Sie wusch sich ab und ich brachte sie wieder nach draußen. Dave sah keinerlei beunruhigt aus, er war das inzwischen wohl schon gewöhnt. Doch auch Elijah sah sie besorgt an: "ist alles ok bei dir Marlen." Dave antwortete an ihrer statt: "alles gut Elijah, Pattwell hat uns versichert, dass das völlig normal ist." Elijah nickte nur: "da bin ich aber beruhigt." Auch Vater versicherte uns, das es Mutter immer genauso ergangen war.

Alle waren fröhlich. Elijah und ich warfen uns immer wieder einen Blick zu. Es war schön, alle mal wieder zu sehen doch wir wären am liebsten noch alleine geblieben. Elijah fragte also noch einmal: "steht irgend etwas Dringendes an? Oder warum stört ihr uns sonst in unseren Flitterwochen?" Carl sagte darauf hin: "Flitterwochen, dein Ernst? Hattet ihr davon jetzt nicht genug? Ihr seid schon seit einem Monat in den Flitterwochen Elijah." Alle stimmten Carl zu. "Und wir können gerne noch einen Monat dran hängen, wenn nicht gerade die Welt untergeht." Sagte Elijah, doch das kam nicht so gut an. Alle murrten, es würde jetzt mal reichen und wir sollten doch endlich wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Elijah blickte mich an. Wir saßen in der Falle. Sie wollten uns auf jeden Fall hier herauslocken. "Ihr habt euch also alle gegen uns verschworen. Ihr werdet nicht locker lassen oder?" Hakte Elijah noch einmal nach. Dave antwortete: "ja, das kannst du vergessen. Wir lassen euch keine ruhige Minute mehr, bis ihr wieder nach draußen kommt." "Oh man." Sagte Elijah nur und fügte noch hinzu: "ich weiß gar nicht was wir dort draußen anfangen sollen. Es ist Frieden und alle haben ihren Posten. Also was können wir tun?" "Du könntest mit mir den neuen Nachwuchs trainieren. Es sind einige von den Kindern da, die lange im Transformator lagen in der leuchtenden Stadt und die müssen ihre Knochen und ihre Körper trainieren, die sind ganz schön eingerostet." Meinte Dave. "Wie sieht es aus, hättest du denn keine Lust dazu?"

Elijah überlegte einen Moment: "meinst du nicht, das George, Carl oder Trevor besser dafür geeignet sind. Mich schränkt immer noch mein Bein ein." "Keine Ausreden." Sagte Dave ernst. "Genau deswegen würde es dir sicher gut tun. Du sollst ja keinen Marathon laufen Elijah." "Also gut Dave, ich denke darüber nach." "Nix da Kumpel, es wird nicht mehr nachgedacht, ab morgen gehts los. Ich hole dich morgen früh nach dem Frühstück ab. Wir können es erst mal probieren, wenn es wirklich nicht gehen sollte, finden wir eine andere Aufgabe für dich." Marlen freute sich sichtlich: "dann können wir auch mal wieder was gemeinsam unternehmen Sarah." Strahlte sie über das ganze Gesicht. "Ja Marlen, sehr gerne." Ich war etwas traurig darüber, dass unsere schöne Zeit jetzt vorbei sein sollte aber wir mussten irgendwann wieder anfangen unseren Alltag zu leben. Auch Elijah ergab sich in sein Schicksal. Vater mischte sich ein: "dann ist es beschlossen, morgen früh schicke ich euch Berta wieder." Oh man, auch das noch dachte ich nur. Ich hatte ganz vergessen, dass sie bei uns leben würde. Das fand ich überhaupt nicht gut, ich musste unbedingt mit Elijah sprechen, wir mussten eine andere Lösung dafür finden. Es behagte mir nicht, dass sie immer um uns herum sein sollte und wir unser Zuhause nicht mehr für uns alleine hatten. Dann verabschiedeten sich alle wieder: "heute lassen wir euch noch einmal alleine. Ab morgen gibt es auch für euch wieder einen Alltag." Sagte Vater mit strenger Stimme.

Das Geheimnis der leuchtenden StadtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt