Kapitel 62

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Die Planungen für den Halloween Maskenball liefen auf Hochtouren. Auch wir halfen bei den Vorbereitungen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Wir suchten alle möglichen Ausgänge und Verstecke in der riesigen Turnhalle.
Die Halle war größer als ich gedacht habe. Alle Sportgeräte wurden verstaut und die Tribüne war verschwunden.
Nun hingen überall schwarze Gardinen an den riesigen Fenstern. Von der Decke hingen Fledermäuse und andere gruselige Gestalten. Rund um die Halle standen Grabsteine, Hexen, Vampire und Werwölfe. Mitten drin eine große Bühne für einige Bands, die unsere Schule für den Halloween Abend gemietet hatte. Außerdem waren überall Tische worauf wir später das Knabberzeug und den Punsch stellen würden. Noch dazu standen am Rand einige Stände wie zum Beispiel Wahrsager oder andere Partyspiele.
Alles in allem war es super eingerichtet. Es sah aus wie in einem echten Geisterhaus. Die Vorfreude auf den Ball war groß, nicht nur bei mir.
Halloween war schon immer eins meiner Lieblingsfeste, schon seit ich denken konnte. Nur dieses Jahr würde es etwas anders werden, das hatte ich zumindest im Gefühl.

Das Wochenende verging viel zu schnell. Ich traf mich mit Cece und wir kauften ihr braune Extension für den Ball. Sie hatte ein bisschen kürzere Haare als wir und für unseren Plan mussten wir alle gleich aussehen. Nachdem wir das erledigt hatten trafen wir uns wieder im Lager mit Ashley und Blair. Wir alberten rum und redeten viel. Wir erfuhren Sachen übereinander die wir nicht wussten. Spätestens da fiel mir auf wie sehr mir die drei Mädels ans Herz gewachsen sind. Ashley kannte ich länger aber die Freundschaft hier wurde von Tag zu Tag inniger. Ich musste zu geben das ich von Blair zuerst einen falschen Eindruck hatte. Jedoch freute ich mich umso mehr das ich sie als gute Freundin dazu gewonnen hatte. Mir war klar das aus uns eine unzertrennliche Clique entstanden war. In dieser Kombination kannten wir uns nicht lange, aber es war das beste das uns passieren konnte. Auch wenns leider eine komisch, gruselige und zum Teil traurige Vorgeschichte hatte.
Von Remy gabs zu diesem Zeitpunkt nichts neues. Seit diesem leidenschaftlichen Kuss und dem Gespräch bei mir zu Hause beschloss ich ihm zu vertrauen. In der Schule redeten wir nicht miteinander aber wir warfen uns gewisse Blicke zu, die meiner Meinung nach mehr sprachen als tausend Worte. Remy beobachtete mich genau, seine Blicke waren besitzergreifend und beschützerisch. Auch er tat mir einem gefallen in dem er Elena bisschen auf Abstand hielt. Er wusste genau was er mir damit antat. Jedoch konnte man nicht ändern das sie zusammen auf den Ball gehen würden. Jedesmal wenn ich ein Hauch von Eifersucht spürte, dachte ich an den Kuss zurück und seine Worte. Ich hoffte inständig das sich nachdem Ball wieder alles zum positiven Wenden würde. Es sollte eine Wende werden.

Es war schon Mittwoch und Freitag war der Ball. Wir mussten noch einiges vorbereiten.
Zurzeit befand ich mich in der Schule. Besser gesagt im Deutschunterricht. Eigentlich sollte Becca neben mir sitzen, doch seit Montag war sie angeblich erkrankt, genauso wie Mercedes. Das konnte kein Zufall sein. Aber mich sollte das nicht interessieren. Ich musste mich auf etwas ganz anderes konzentrieren. Nach der Schule musste ich nämlich mit den anderen zum Polizeirevier. Das gehörte zum Plan.

Im nächsten Moment ertönte die Schulglocke. Der erlösende Klang der Freiheit. Ich hatte nur noch eine Stunde Unterricht.
Jetzt hatten wir noch eine zehn minütige Pause dazwischen.
Ich nutze die Zeit und lief zu meinem Spind um mein Biologiebuch für die nächste Stunde zu holen. Währenddessen wurde ich von einigen Mitschülern aufgehalten, weil sie mich in Gespräche eingewickelt hatten. Die Flure waren leer. Als ich mein Buch in die Tasche gepackt hatte, schloss ich den Spind und lief los. Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und in den nächsten Flur gezogen. Zuerst machte sich Panik in mir breit. Doch dann sah ich die liebevollsten und wunderschönsten Augen und ich wusste das ich mich beruhigen konnte.
Trotzdem saß der Schock noch tief.
"Remy! Willst du das ich einen Herzinfarkt bekomme? Was machst du hier?"
Dann boxte ich ihm spielerisch in dem Arm.
Er fing an zu lachen und legte seine Hände jeweils rechts und links an meiner Taille ab.
"Tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken. Du bekommst doch sowieso schon einen kleinen Herzinfarkt wenn ich nur in deiner nähe bin."
Sein tiefes Lachen verursachte eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.
Für diesen Spruch erntete er noch einen Schlag, aber diesmal härter. Er hatte zwar recht trotzdem musste er das nicht wissen. Sein Ego war schon groß genug.
Als er fertig war mit dem Lachen blieb verschmitztes Lächeln zurück und er nährte sich mir etwas.
"Wer sagt denn das es mir nicht anders ergeht wenn du in meiner nähe bist." sagte er leise, eher zu sich so das ich es nicht hören sollte.
Doch dieser Satz lies mein Herz noch höher und schneller schlagen. Die Schmetterlinge erlebten wieder zum Leben in meinem Bauch.
Die Röte stieg mir ins Gesicht und ich lächelte verlegen.
Stille umhüllte uns. Mal wieder blieb die Zeit stehen.
Ich verlor mich in seinen Augen, die heller strahlten als der hellste Stern am Himmel.
"Ich musste dich sehen und das nicht aus der Entfernung wie in den letzen Tagen." hauchte er.
Es war ein wunderschöner Moment, obwohl er im Schulflur stattfand.
Remy küsste meine Stirn, meine Nasenspitze und zu letzt drückte er mir einen letzen Kuss auf die Lippen.
Kurz, zärtlich und federleicht.
Leider löste er sich von mir.
"Nicht mehr lange." er lächelte mich aufmunternd an.
Ich tat das selbe. Innerlich freute ich mich das bald alles vorbei sein sollte. Die ganzen Lügen und Geheimnisse.
Trotzdem hatte ich ein bisschen Angst um unseren Plan. Es durfte nichts schief gehen.
Remy verschwand hinter der nächsten Ecke und ich lief zum Biologieraum, dort setze ich mich neben Cece und lies die letzte Stunde vergehen.

"Bist du dir sicher das er noch hier ist? Was ist wenn er wieder in New York ist?" fragte Ashley auf dem Weg zum Polizeirevier.
"Ja bin ich. Keine Panik das wird schon, vielleicht erkennt er mich ja wieder." antworte ich.
"Wie hieß er gleich nochmal?"
"Officer Kipton."
"Und wir bleiben bei der Geschichte?"
"Ja!" sagten Cece und ich gleichzeitig.

Wir betraten das Polizeirevier.
Durch die großen Glastüren sah man viele Polizisten und andere Bürger hektisch herlaufen. Es sah etwas durcheinander aus. Die Telefone klingelten und manche Menschen warteten in den verschiedenen Büros.
Wir drei standen verloren in mitten von allen, bis wir auf die Idee kamen eine Frau, die wie eine gewöhnliche Sekretärin aussah, zu fragen.
Ich übernahm das sprechen.
"Guten Tag. Dürften wir Officer Kipton sprechen?"
Sie tippte etwas mit ihren pinken Fingernägeln in den Computer, dabei legte sie ihre Lesebrille zur Seite. Sie würdigte uns keines Blickes.
"Was wollt ihr den von ihm?" ihre Stimme klang kratzbürstig und gelangweilt.
"Das möchte ich hier nur ungern in der Öffentlichkeit besprechen. Aber es ist sehr wichtig." entgegnete ich freundlich.
Die Frau war mir vom ersten Moment an unsympathisch.
"Tut mir leid momentan kann ich nichts für euch tun. Ihr könnt euch in den Warteraum dahinten setzten."
Sie zeigte auf einen überfüllten Raum hinten in der Ecke.
Ich wusste nicht wieso aber aus irgendeinem Grund machte mich diese Frau wütend.
"Hören Sie Frau..."
"Atkins." fügte sie hinzu.
"Frau Atkins es ist wirklich wichtig und dauert nicht lange. Könnten Sie Officer Kipton kurz ausrufen lassen?"
Erst jetzt richtete sich ihr Blick zum ersten mal auf uns. Sie sah genervt aus.
"Hör zu Mädchen. Hast du Tomaten in den Ohren oder bist du schwer von Begriff? Ich sagte ich kann momentan nichts für dich tun. Außerdem hat die Polizei wichtigeres zu tun, also verlegt eure Kindergartenspiele woanders."
Das schockte mich definitiv. Jetzt war eindeutig Schluss mit den Nettigkeiten.
"Jetzt hören Sie mir mal zu! Wir können das ganze auch anders klären!"
"Aria! Shhht! Halt den Mund." Ashley hielt mir mit der Hand den Mund zu.
"Sie ist manchmal etwas impulsiv."
"Gegenüber blöden Schnepfen." Sagte ich nachdem ich Ashley in die Hand gebissen habe."
Frau Atkins weitete ihre Augen, sie sah wütend aus.
Genau in diesem Moment lief Officer Kipton an uns vorbei. Ich erkannte ihn sofort.
"Officer Kipton!" rief ich hinterher.
Er drehte sich zu uns. Er schien mich erkannt zu haben. Weshalb er stehen blieb.
"Ah hallo! Miss...?"
"Nennen sie mich Aria. Erkennen Sie mich?"
"Ja das neugierige Mädchen aus dem Krankenhaus."
"Genau! Ich muss ihnen etwas wichtiges mitteilen haben sie kurz Zeit?"
"Ja kommt mit in mein Büro."
Ich lächelte die Sekretärin arrogant an und winkte ihr provokativ zu. Sie starrte uns nur entgeistert an.
Schachmatt würde ich mal sagen...

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