Kapitel 64

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Es war Donnerstag. Ein Tag vor Halloween. Ich saß im Mathe Unterricht und versuchte mich zu konzentrieren, das war jedoch unmöglich in meiner Situation.
Ich hatte Angst, Angst vor morgen und Angst was gleich nach der Schule passieren würde.
Wir würden uns gleich mit Blair treffen in der Öffentlichkeit und Jason und Max suchen. Das war Teil des riskanten Plans. Innerlich betete ich das heute nichts schief ging.
Ich kritzelte irgendwelche Muster auf meinen Block. Der Lehrer redete und schrieb Formeln an die Tafel. Ich hasste Mathe schon immer.
Das war nie mein Ding, genauso wie alle Naturwissenschaften. Ich war immer der Sprachen begabte Mensch.
Ich war müde. Am liebsten würde ich meinen Kopf auf den Holztisch legen und einschlafen. Die ganze Nacht habe ich fast kein Auge zu bekommen.
Die letzten fünf Minuten im Matheunterricht zogen sich wie immer viel zu lang.
Trotzdem schaffte ich es und war mehr als erleichtert dass endlich die Klingel ertönte.
Sofort packte ich meine Sachen und rannte raus.

Vor dem Haupteingang traf ich auf Cece und Ashley.
"Können wir los?"
Ich nickte und so machten wir uns auf den Weg in Richtung Stadt.
Währenddessen riefen wir Blair an.
Damit wir zu dritt mit ihr reden konnten, schaltete ich den Lautsprecher an.
"Bist du schon da? Hast du sie gefunden?" wollte Cece direkt wissen.
"Ja sie sind an ihrem "Hauptquartier" sage ich mal. Kommt zum Brunnen dann führe ich euch dahin."
Dann legte sie auf.
"Was ist wenn etwas schief geht?" fragte Ashley besorgt. Sie band sich ihre langen blonden Haare zusammen.
"Es wird nichts schief gehen." versicherte ich ihr.
"Guck mal wie weit wir schon gekommen sind."
Sie nickte. "Ihr habt recht."

Keine fünf Minuten später waren wir auch schon am Brunnen angekommen. Dort saß ein brünettes Mädchen, ihre Haare in einen Dutt zusammen geknotet, mit schwarzer Lederjacke und dunkler Sonnenbrille. Definitiv Blair.
Sie hatte eine gute Tarnung, man konnte sie so nicht wieder erkennen.
Wir liefen auf sie zu und umarmten sie.
"Kommt schnell mit bevor sie Weg sind."
Blair lief vor und wir drei ihr hinterher. Wir sagen aus wie eine Entenfamilie.
Einmal quer durch die ganze Innenstadt bis wir vor einer Gasse stehen blieben.
Überall sah man Graffiti auf den Mauern und an der linken Seite eine Tür aus Metall. Diese war aber kaum zu erkennen wegen den ganzen Malereien außerdem war die Tür etwas eingerostet. Insgesamt machte das alles hier einen abgelegenen und schäbigen Eindruck. Es war wie in den Gangsterfilmen mit den ganzen Bandenkriegen.
Allmählich wurde mir langsam immer mehr bewusst wie gefährlich und echt das ganze hier war.
"Willst du da echt alleine rein?" fragte ich Blair.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich Feuer und Flamme für unseren Plan, aber in diesem Moment hatte ich doch Angst das etwas passieren würde.
"Ja. Keine Panik. Ich kann auf mich selbst aufpassen, die letzten Jahre habe ich noch genug versteckt."
"Pass auf dich auf." entgegnete Cece und drückte Blair. Daraufhin drückten Ashley und ich sie fest und sahen zu wie sie hinter der Metalltür verschwand.
"Lasst uns das ganze im Auge behalten." sagte Ashley und deutete auf die Tür.
Ohne zu zögern machten wir die Tür auf und erkannten ein Treppengeländer. Alles war abgedunkelt, man konnte unten ein Licht sehen. Männliche Stimmen und Gelächter waren zu hören. Ich trat näher an das Geländer und blickte nach unten. Dort saßen sie. Mich durchfuhr eine Gänsehaut.
Unten saßen Jason, Max, Kyle und noch ein paar andere Typen, dessen Gesichter mir zwar bekannt vorkamen aber ich konnte sie trotzdem nicht zu ordnen. Max und Jason gingen jedoch durch eine andere Tür. Wahrscheinlich wegen irgendwelchen Drogen Angelegenheit oder sie vergnügten sich.
"Na wen haben wir denn da? Ist das möglich? Wo hast du dich herumgetrieben du kleine Schlampe?" Kyles Stimme riss mich aus den Gedanken. Ich guckte wieder nach unten und sah wie Blair vor ihnen stand.
"Danke für die nette Begrüßung."
Sie klang selbstbewusst.
"Du Miststück hast meinen Bruder getötet!" nun kam Kyle zu Wort. Er lief auf sie zu und packte sie an den Haaren. Sie schrie und viel zu Boden.
Langsam bekam ich Angst. So sollte das nicht sein. Ich war kurz davor dorthin zu laufen, doch ich wartete einen Moment.
"Was verschafft uns die Ehre?"
"Ich will's wieder gut machen."
Ich spürte den selben Schmerz wie sie, als ich in ihr schmerzerfülltes Gesicht sah.
Kyle zog ihre Haare erneut hoch.
"Warum will ich dir das nicht glauben?"
"Keine Ahnung." langsam bildeten sich tränen in ihren Augen.
"Du wirst dafür büßen! Ins Zimmer mit ihr!" schrie er zu den Jungs. Diese packten sie und der Plan geriet außer Kontrolle.
Ab da hieß es handeln aber wie?
Ashley und Cece sahen geschockt und ratlos aus.
"Stop!!" rief ich vom Geländer runter. Sofort richteten sich alle Blicke auf mich.
"Na sieh mal einer an. Remy's kleine Freundin ist auch hier."
"Lasst sie gehen!"
Innerlich zitterte ich, jedoch versuchte ich mir das nicht anmerken zu lassen. So selbstbewusst wie ich konnte, stolzierte ich die Treppen runter und stellte mich vor die Jungs.
Die anderen zwei Mädels blieben unentdeckt in ihrer Position stehen.
Kyle kam zwei Schritte näher auf mich zu.
"Wir sind die letzen Male nicht ganz fertig geworden." er grinste dreckig. Ich ging auf sein Spiel ein.
"Vielleicht werden wir es morgen. Beim Halloween Maskenball."
Auch ich ging einen Schritt näher auf ihn zu. Dabei verließen meine Augen seine blauen nicht. Mit dem Finger fuhr ich sein Sixpack nach, das man immer noch deutlich spüren konnte unter seinem schwarzen t-Shirt. Ich betete das es klappen würde auch wenn ich den Plan bisschen veränderte.
"Du gefällst mir. Trotzdem werde ich deine kleine Mörder Freundin nicht gehen lassen."
"Das Miststück ist nicht meine Freundin. Remy hat mich mit ihr vor paar Tagen betrogen."
Ich guckte zu Blair. Ihre Augen weiteten sich. So unauffällig wie ich konnte bedeutete ich ihr das es jetzt zum Plan gehörte und sie mir vertrauen solle.
Wir mussten es hinbekommen das die Jungs morgen zum Ball kamen.
Plötzlich kam ein lautes Geräusch von oben.
Alle waren abgelenkt und ich sagte Blair mit einem Blick "Lauf!"
Den Moment der Unachtsamkeit der anderen nutze sie und riss sich los. Sie rannte die Treppe hinauf.
"Hinterher!" rief Kyle.
"Nein! Sie ist es nicht wert ich habe eine andere Idee wie wir sie schnappen."
"Lasst sie laufen!"
Die Jungs blieben stehen.
"Rede weiter." er wendete sich wieder mir zu.
"Sie ist morgen auf dem Halloween Maskenball. Vor einigen Tagen habe ich sie und Remy belauscht. Da fand ich auch raus das er mich mit ihr betrog."
"Wieso sollte ich dir glauben?"
er guckte skeptisch. Darauf war ich nicht vorbereitet.
Mein Pokerface behielt ich bei und löste mich aus seinen Armen, die er um mich geschlungen hatte.
"Du musst mir nicht glauben dann mache ich sie eben alleine fertig."
"Gut. Wir sind morgen sowieso da. Ich glaube dir. Wir rächen uns morgen gemeinsam an ihr. Jetzt lass uns da weiter machen wo wir aufgehört haben."
Er grinste dreckig und zog mich wieder näher ran. Ich unterdrückte einen Würgereiz.
"Na na na. Erst morgen. Wenn wir die Schlampe haben."
Er seufzte.
"Na gut. Wo finde ich dich morgen?"
"Du wirst mich schon erkennen." hauchte ich verführerisch.
Ich löste mich von ihm und ging die Treppen hoch zum Ausgang ohne den Blickkontakt abzubrechen und mit einem Lächeln auf den Lippen. Er tat es mir nach.
Dann kam ich endlich an der Tür an.
Als ich sie öffnete und raus trat wurde ich von der Sonne geblendet, weshalb ich meine Augen zusammenkniff und nichts erkennen konnte.
Ich atmete ein und aus und glitt mit dem Rücken an der Tür runter.
Plötzlich kamen die drei Mädels von der Seite und zogen mich um die Ecke.
"Spinnst du?! Das hätte richtig in die Hose gehen können?" meinte Ashley aufgebracht.
"Ist es aber nicht. Was wäre denn sonst passiert? Du hast doch gesehen das es nicht anders ging und jetzt hängt der fisch am hacken! Die sind morgen da."
"Du hast mir echt Angst gemacht Aria. Aber gutes Schauspiel gerade." sagte Blair.
Ich bedankte mich.
"Morgen darf nichts schief gehen." sagte ich.
"Wird's nicht." beruhigte mich Cece.
"Das gerade war echt zu viel für mein Herz. Zu viel Adrenalin!" sagte Ashley und lachte.
"Was sollten Aria und ich dazu sagen?"
Auch Blair lachte.
"Jetzt habe ich wieder diesen Schmierigen Typen an der Backe."
"Aber wenigstens ist morgen alles vorbei."
"Hoffen wir es." ...

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