Kapitel 2

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"Ich habe mit ihm ausgemacht, dass ihr euch heute um 8 Uhr im Kaffee's trefft. Morgen früh lässt er dich um 5 Uhr nach Hause gehen."
Ich nickte ein wenig geistesabwesend und spürte Zorn in mir aufbrodeln.
Dilan gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange, dann ging er auf die Tür zu.
Kurz bevor er den Raum verließ, warf er mir einen letzten Blick zu und meinte trocken:"Ich habe dich nicht verkauft. Er leiht sich dich nur aus."
Ich starrte ihm einfach nur nach, während er durch die Tür verschwand.
Er hatte mich verliehen. Was mindestens genauso schlimm war wie verkaufen, wenn nicht sogar noch schlimmer.
Er ließ mich benutzen und nahm mich dann wieder. Wie ein Gegenstand.
Aber es war besser, als verraten zu werden...
Ich wurde aus meinen verwirrten Gedanken gerissen, als Ruby mich stürmisch von hinten umarmte. Sie musste sich durchs Fenster herein geschlichen haben. Oder sie war an mir vorbei gelaufen, ohne dass ich sie gesehen hatte.
"Hey, Erin!", begrüßte sie mich strahlend und verbeugte sich vor mir.
Ich grinste.
"Hi", erwiderte ich und knickste ebenfalls.
"Hast du heute Zeit oder musst du noch irgendwo hin?", erkundigte meine beste Freundin sich und mir wurde ein wenig mulmig zu Mute.
"Ich wurde für heute gemietet", erklärte ich kurz und desinteressiert, und machte eine abfällige Handbewegung. Als würde mir die ganze Sache nichts ausmachen.
"Wow", staunte sie und kniff mich in dem Arm. "Mit 17 gemietet zu werden; ist ja eine Ehre, Erin! Wie alt ist er?"
Ich zuckte mit den Schultern und hoffte, sie würde meine Nervosität nicht bemerken.
"Keine Ahnung", log ich und überlegte fieberhaft, über was ich mit ihr reden konnte. Es sollte möglichst nichts mit mir, Riley oder Dilan zu tun haben.
"Wie war es gestern bei Frank?", erkundigte ich mich und rieb etwas hektisch die Kette von Evie zwischen meinen Fingern.
Rubys Grinsen wurde noch breiter und sie quietschte aufgeregt. Daraus schloss ich, dass der Abend gut gelaufen war.
"Wir waren erst Essen und danach Spazieren und danach Zuhause und dann haben wir einen Film geguckt und uns dann in mein Zimmer gesetzt und geredet und dann kam Mum rein und hat alles versaut und hat mich angeschrien, weil ich versucht habe Frank zu küssen und-"
Ich verkrampfte mich und sah sie entgeistert an, während ich die Gedanken an Dilan zu verdrängen versuchte.
"Du hast ihn geküsst?"
Ruby hielt inne und ihr Lächeln verblasste.
"Nein, eben nicht. Das ist ja das Beschissene!"
Ich schluckte. Für Frank würde sie das Gleiche eingehen wie ich für Dilan?
"Denk an den Clan, Ruby", ermahnte ich sie.
Ruby machte verächtlich 'Pffh' und setzte sich auf den Tisch hinter ihr.
"Ich habe keine Angst vor dem Clan, Erin. Scheiß auf den Clan!"
Sie griff in ihre Tasche und zeigte mir ihr Teenphone. Darauf stand ganz groß und fett 'Wann hast du wieder Zeit?'
Darüber prangte der Name 'Frank❤'.
Ich musste grinsen.
"Du bist verrückt, Ruby", stellte ich fest.
Meine Freundin sah mich herausfordernd an und fragte:"Findest du mich verrückt, Erin?"
Ich lachte.
Dann antwortete ich:"Ja, Ruby, ich finde dich verrückt."
Sie zeugte auf mich und schrie lächelnd auf.
"Falsch!", rief sie. "Du findest mich nicht nur verrückt, ich bin verrückt!"
Ich lachte und ließ mich neben ihr nieder.
Wir redeten noch so lange miteinander, bis Monsieur Gravie kam, dann gingen wir zu unseren normalen Sitzplätzen.
Kurz bevor unser Chemielehrer begann, uns von Teilchenmodellen zu erzählen, piepte mein Teenphone.
'Ich warte im Kaffee's auf dich, Erin Brokes.'

Love is bannedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt