41. »Bring es mir bei«

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Mein Handy schlitterte über den Tisch. Ich sprang auf, und dann begrüßte ich erstmal das süßeste Wesen, was es hier auf diesem Planeten gab. Ich hatte ihn eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen und er wedelte sofort mit seinem Schwanz, als ich auf ihn zu stürmte, und freute sich mindestens genauso sehr wie ich. Voller Freude sprang er mich an und durfte mich überall ablecken. Ich kuddelte und drückte ihn, jedenfalls bis der Sicherheitsmann an seiner Seite seine Einwände äußerte. Was für ein Spielverderber. Aber ich wusste, dass es so kommen musste und ich ahnte, was ich mir nun anhören durfte. Es war immer das gleiche.

»Guten Abend Frau Dorsen... Wie soll aus meinem Tyson denn mal ein anständiger Wachhund werden, wenn Sie ihn ständig mit Leckerli füttern?«, wurde ich, noch vor dem Hund, maßgeregelt. Aber auch Tyson musste hinterher Sitz machen, ich durfte immerhin stehen bleiben.

Die Leckerlis standen vorsorglich schon griffbereit. »Sie schaffen das schon Hubertus«, lachte ich zuversichtlich und lockte Tyson mit einem zweiten Hundekeks in der üblichen Knochenform.

Hubertus war unser zuverlässigster Wachmann. Die wichtigste Person in der gesamten Firma; wir ließen ihn in diesem Glauben. Es war ein harmloser Kerl, eine Art Firmenmaskottchen. Er war einer unserer ehemaligen Finanzbuchhalter und mittlerweile Rentner. Jetzt hatte er eine neue Leidenschaft entdeckt und wurde hier als Hobby-Wächter geduldet. Und ich war fest davon überzeugt, dass keiner von uns Angestellten seinen Nachnamen kannte. Hubertus war zwar groß und recht gut gebaut, um nicht zu sagen dick, aber er sah nicht wirklich gefährlicher aus als der knuffige, kleine Tyson; ein ulkiges Paar. Der tapsige Rottweiler-Welpe war gerade mal drei Monate alt und ich musste einfach mit ihm knuddeln, auch wenn Harry dafür auf dem Tisch liegen blieb, aber ich hatte den Knirps nicht mehr gesehen, seit ich nach Berlin musste, also ging das vor. Er war einfach zu goldig. Das war Harry auch, aber er war ja nicht hier.

Nachdem ich Tyson noch mal getätschelt hatte, schnappte ich mir aber mein Telefon wieder und grinste einen verwirrten Harry an, doch Hubertus ließ mir keine Zeit zu erklären. »Ich habe Licht bei Ihnen brennen sehen und dachte ich schau mal nach dem Rechten. Sie arbeiten noch um diese Uhrzeit?«, fragte mich der Rentner.

»Ja, ich werde wohl noch eine Weile hier brauchen«, erklärte ich unserem "Sicherheitsdienst ", der seine allabendliche Runde drehte.

»Vergessen Sie bitte nicht das Fenster zu schließen, bevor Sie gehen«, sagte er wichtig.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf. »Ich werde auch an der Pforte Bescheid geben, wenn ich das Gebäude verlasse«, versicherte ich ihm ganz sachlich, um seine Illusion nicht zu zerstören, dass die Firma ohne ihn wahrscheinlich den Bach runter ginge.

»Gut.« Er nickte freundlich und ging. Tyson hüpfte ihm verspielt hinterher.

»Mit wem redest du Angel? Und was, zur Hölle, hast du gesagt???«, erinnerte mich Harry, dass er auch noch da war.

Er sah mich stirnrunzelnd an. Natürlich verstand er kein einziges Wort und hatte auch den Mann nicht gesehen.

»Ach, das war nur unser, ähm Sicherheitsdienst, weil es schon so spät ist und bei mir noch Licht brennt.«

»Siehst du, er ist auch der Meinung, dass du Feierabend machen solltest.«

»Und was macht ihr noch in Bristol, wenn ihr fertig seid?«, fragte ich ihn, da er wohl genauso gut auf dem Weg nach Hause sein könnte.

»Die Crew feiert den Dreh noch etwas, es kann also recht spät werden bis wir hier weg kommen. Aber ich wollte dich nicht so lange warten lassen und hab mich einfach abgeseilt«, erzählte er mir. »Man Angel, warum bist du so vernünftig? Ich will zu dir. Ich sollte auf euch beide nicht hören. Das nächste Mal komme ich einfach vorbei.«

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt