99. Einen Schuh für einen Kuss

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Zuerst tanzten wir ziemlich zurückhaltend und fassten uns nur so viel an, wie es nötig war, doch dann schob Harry seine Hand, die auf meinem Rücken lag, ganz beiläufig unter mein kurzes Oberteil und zog mich dichter an sich heran. Ich räusperte mich, um Harry darauf aufmerksam zu machen, dass wir nicht alleine waren, falls er das vergessen hatte. Doch seine Hand blieb an Ort und Stelle und kurz darauf stand Ferkel auf einmal neben uns.

»Hey Bruder«, sagte er zu Harry. »Wenn du es schaffst sie zu küssen, bekommst du einen Schuh von mir.«

Ferkel hatte manchmal solch idiotische Eingebungen. Harry schaute ihn merkwürdig an und runzelte seine Stirn zu einem dicken, fetten Fragezeichen. Fabian nickte ihm auffordernd zu, da aber nichts weiter geschah, zog er wieder Leine und nervte die nächsten mit seinem Geplapper. Harrys Stirn zeigte immer noch tiefe Krater, als er Fabian hinterherschaute. »Hat der gerade "Schuh" gesagt?«, fragte er mich verwirrt. Das mit dem Kuss, ließ er mal außer Acht.

»Hat er«, nickte ich grinsend. Fabian wusste, dass es schier unmöglich war, mich einfach mal so auf einer Party zu küssen. »Du wärst sein persönlicher King, wenn du es schaffen würdest mich zu küssen und sein Schuh wär dir sicher.«

Harry grinste mich hinterlistig an, als er das hörte. »Na das wäre mir doch ein Outing hier wert«, teilte er mir mit und ich trat ihm beim Tanzen absichtlich auf den Fuß.

»Auu, Angel!!! Nicht immer meinen linken Fuuuß!«, beschwerte sich Harry mit düsterem Gesichtsausdruck. »Vielleicht sollte ich Ferkel fragen, ob er auch Schuhe mit Stahlkappen im Angebot hat, bevor ich dich küsse.« Zur Strafe trat ich ihm gleich darauf auch noch auf den anderen Fuß. Er hatte ja förmlich darum gebettelt.

»Hey, ärger mich nicht! Sonst wird das wieder ziemlich teuer für dich«, drohte mir Harry. Seinen Blick dabei kannte ich mittlerweile bestens.

Wir tanzten wieder eng umschlungen. Ich hatte sogar meine Arme auf seinen Schultern liegen. »Wer ärgert hier denn wen? Und an was für eine Bezahlung denkst du denn dieses Mal?«, fragte ich ihn wissensdurstig, da mir seine ganzen Rechnungen bisher eigentlich gefallen hatten.

Harry sah mir in die Augen. »Ich glaube, du weißt ganz genau, was ich gerade möchte.« Ich schüttelte meinen Kopf. »Siehst du, was die beiden neben uns machen?«, fragte er mich hinweisend, während wir uns sachte zur Musik bewegten.

»Das sind Niall und Jay«, bemerkte ich. »Und die tanzen.«

Harry lenkte meine Aufmerksamkeit auf ein anderes Tanzpaar. »Nein, ich meine die beiden auf der anderen Seite.«

Es gab nur ein tanzendes Pärchen auf unserer anderen Seite und das war fleißig am Knutschen, ohne die Welt um sich herum mitzubekommen.

»Ash beobachtet uns schon die ganze Zeit, damit sie es ja nicht verpasst, wann wir zu Ende getanzt haben. Harry, das fällt auf, wenn wir jetzt schon wieder nach oben gehen.«

»Nicht oben... Ich will es hier, Angelina«, gestand er mir und schmiegte sich enger an mich. Zum langsamen Takt drehten wir uns wiegend im Kreis.

Ich atmete tief ein und ganz flach wieder aus. Er wollte es tatsächlich. Er wollte den Schritt vor all meinen Freunden wagen und ließ nicht locker. Trotz, dass ich nicht mehr ganz nüchtern war, funktionierte mein Hirn noch gut genug, um sich ausreichend Sorgen zu machen. Ich hatte Angst, dass irgendeiner etwas ausplaudern könnte. Ich kannte die Leute hier bei Weitem nicht so gut wie Jay sie kannte, trotzdem waren es irgendwie auch meine Freunde.

»Erinnerst du dich daran, was du im Hotel zu mir gesagt hast?« fragte mich Harry. Ich nickte kleinbeigebend. Harry nagelte mich drauf fest, dass ich Freunden und unseren Familien eigentlich sagen wollte, dass wir zusammen waren. »Angel, ich möchte mit dir hier einfach feiern können. Und ich will nicht immer aufpassen müssen, ob ich dich gerade anfassen darf oder nicht. Nicht, wenn wir, so wie hier, unter Freunden sind. Ich würde deinen und Jays Freunden zu gerne zeigen, dass wir zusammen gehören. Ich merke doch, wie angespannt du jedes Mal bist, wenn ich dir zu nahe komme oder dich zu lange anschaue. Wenn du hinter allem und jedem eine Gefahr siehst und nicht mal mehr unter Freunden du selbst sein kannst, dann wird dich das irgendwann auffressen, glaub es mir.« Er schaute mir fordernd in die Augen. Und eigentlich hatte er Recht, wir müssten uns sicherlich noch oft genug verstecken.

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt