151. Entscheidung fürs Leben

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Nachkommen hieß: Er wollte singen. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Auch wenn ich ihm ansah, dass es ihm immer noch nicht wirklich gutging, wusste ich, dass ihn die Bühne wieder auf andere Gedanken bringen konnte.

Niall nickte nur und ließ uns schließlich alleine.

»Ich bin mir sicher, es hätten alle verstanden, wenn du heute nicht auf die Bühne gegangen wärst Harry. Ich wollte dich nicht dazu drängen. Also wenn du es dir doch noch anders überlegst, dann– «

Harry brachte mich mit seinem Finger auf meinen Lippen zum Schweigen. Gemeinsam saßen wir auf der Bettkante. Er hatte sich zu mir gedreht und wirkte ziemlich nachdenklich. Seinen Daumen fürsorglich über meine Wange gleitend, sagte er: »Mach dir keine Sorgen um mich Angelina. Ich werde später Singen. Aber nach allem, was sich heute in meinem Kopf abgespielt hat, brauche ich einfach noch ein paar ruhige Minuten mit dir, um zu begreifen, dass du hier bist.« Er studierte mein Gesicht. Vielleicht, wollte er nur noch mal sichergehen, dass ich unverletzt war. Ich wusste, dass sein Kopf noch nicht frei war. Der schreckliche Unfall belastete seine Gedanken immer noch. Trotzdem ließ ich es zu, dass er seine Lippen gefühlvoll auf meine legte.

Während er mich kurz darauf wieder ansah, flüsterte ich ihm ein, »Ich liebe dich«, zu.

»Du bist die Liebe meines Lebens«, sagte er leise und näherte sich erneut meinen Lippen. Behutsam ließen wir uns in die Kissen sinken. Harry war mit seinem Oberkörper direkt über meinem. Und es dauerte nicht lange, da schmeckte ich das Salz, neu entstandener Tränen.

»Heeey«, beruhigte ich ihn sanftmütig. Liebevoll kämmte ich mit meinen Fingern durch seine ungebändigten Haare, damit sie nicht erneut an ihm klebten. Total auf ihn konzentriert, bemerkte ich: Es ging ihm immer noch nicht gut. Aber selbst ein Blinder hätte es gerade gesehen. Harry verteilte sanfte Küsse auf meiner Stirn, die mich beschützen sollten. Wobei er den Schutz viel nötiger hatte als ich, denn wenig später brach er heulend auf mir zusammen und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.

»Shhhh... Harry«, flüsterte ich und kraulte seinen Nacken. »Es ist doch alles okay.«

»Ist es nicht Angelina«, stammelte er mit verheulter Stimme. »Warum fühle ich mich nicht glücklich, jetzt, wo ich dich spüren kann?«, fragte er verzweifelt. Dabei rappelte er sich auf, damit er mich ansehen konnte. »Mir gehen gerade wieder so viele Bilder durch den Kopf... Ich hätte dich heute verlieren können. Und ich hatte so Angst um dich«, schluchzte er. »Und es tut mir weh, dass ich dabei so selbstsüchtig war. Ich hatte Angst, ohne dich leben zu müssen. Ich hatte Angst, dich nicht mehr spüren zu können, dir nie wieder so nahe sein zu können wie jetzt, oder näher. Um dieses irre Gefühl zu spüren, wie du mich dabei zu einem vollkommenen Menschen machst.« Er schniefte, zog ein Bein nach oben auf das Bett und wischte sich mit seinem Handrücken lieblos über das Gesicht.

Mir liefen nun selbst einige Tränen an den Wangen herab und verteilten sich in meinen Haaren, weil ich ihn verstand. Ich spürte seinen Schmerz. Die Vorstellung, ihn nicht mehr bei mir haben zu können, schmerzte mich genau so sehr wie die Vorstellung, ihn irgendwann im Stich lassen zu müssen. Egal wer von uns beiden früher ging, für den Hinterbliebenen würde es nicht einfach werden; für keinen von uns beiden. »Gibt dir Zeit Harry«, verlangte ich von ihm. »Das was du heute durchgemacht hast, war einfach zu viel für deine Nerven.«

Abwesend zupfte er einige Fusselknoten von seinen Socken und warf sie unachtsam auf den Boden. »Schläfst du mit mir?«, fragte er unsicher, als ob es ein mechanischer Akt wäre, der seine Lage verbessern würde. Er sah mich kaum an, er starrte mehr auf die Bettdecke neben mir. Vielleicht war es ihm auch peinlich, dass er jetzt an Sex dachte.

Meine Hand auf seinem Knie liegend, riet ich ihm: »Harry, du wirst dieses irre Gefühl irgendwann wieder erleben, aber erzwing es nicht.«

»Ich will es nicht erzwingen«, versicherte er mir und warf den kleinen Fusselknäul, den er noch zwischen Daumen und Zeigefinger hatte, vor sich hin, eher er mich ansah. »Aber du hast nicht den blassesten Schimmer davon, wie abgöttisch ich dich liebe, wie schwach du mich deswegen machst, und wie verletzlich ich deinetwegen bin. Du hast keine Ahnung, was du tagtäglich mit mir anstellst.« Seine Hand fasste andeutend an seine Brust. »Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich bewundere und wie sehr ich dich begehre... Wenn ich mit dir schlafe, dann ist das nicht nur eine körperliche Befriedigung für mich, das weißt du«, versuchte er sich zu rechtfertigen. »Jede Berührung, jedes Wort von dir, geht mitten durch mein Herz und trifft das innerste meiner Seele.« Harry schluckte. Wir waren beide schweigsam, bevor er leise weitersprach. »Ich wünschte, du könntest dich auch nur eine einzige Sekunde lang mit meinem Herzen sehen.« Wieder musterte er mein Gesicht. »Angelina, ich brauche dich, um mich lebendig zu fühlen.«

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt